Sulzbach-Rosenberg
16.02.2024 - 12:07 Uhr

Josef Schmaußer, der "vorletzte Hütbub", erzählt über alte Zeiten auf dem Land

Das bäuerliche Leben in der kalten Jahreszeit war das Thema für den Heimatpfleger Josef Schmaußer, die musikalische Untermalung lieferten die Birgländer: eine "Hutzastubn", in der die "alte Zeit" nicht nur gut wegkam.

Der Gasthof Zum Bartl der Familie Lotter verwandelte sich in eine echte Hutzastubn. Die Gruppe "Kultur AS" um Helmut Heinl hatte das Thema "Genauso war’s" ausgegeben. Josef Schmaußer, der Ursensollener Heimatpfleger, die fünfköpfige Birgländer Stubenmusik und die Sängerinnen des Heimatvereins füllten es mit Leben.

Josef Schmaußer stellte sich als "vorletzter Höitbou" vor, der "noch einen Schnürpfl von da alten Zeit dalebt" hat. Damalige Arbeiten wie das "Holz-Schloipfen", das Reisigbesen binden, Federn schleißen, Flachsbrechen, Spinnen, Löffelschnitzen oder "Gabandl-Binden" (Strohbänder aus Roggenstroh) wusste er anschulich zu schildern.

Mutige Leute aus dem Publikum lud Schmaußer zum "Oichkatzl-Spiel" oder "Hanserl hej" ein. Er erinnerte auch an das mehr oder weniger beliebte Schinken-Patschen, das man einst an Winterabenden in der überheizten Stube bei Karbidlampenlicht gern spielte. Auch das Hausschlachten durch den Brandmetzger gehörte dazu mit den Späßen der "ersten Wurst".

Früher war es üblich, primär die Namenstage oder Feste wie „Sankt-Pauli-Bekehr“ zu feiern. Schmaußer zitierte winterliche, oft schon vergessene Bauernregeln und Lichtmessbräuche. Die Kerzenweihe, die Auszeit in der "Kälberweil" für Knechte und Mägde, die ein mageres "Drangeld" bekamen, manchmal aber auch deren Aufnahme bis zum "Osterbn“ in der bäuerlichen Familie schilderte Schmaußer zwischen mehreren musikalischen Auftritten der Birgländer. Besonders still wurde es im Saal, als Schmaußer das harte Leben der ehemaligen Dienstmagd Margarethe Lehmeier schilderte, das die oft idealisierende Erinnerung an die "gute, alte Zeit" ad Absurdum führt. Auf die Frage, ob sie denn nie ans Heiraten gedacht hätte, habe sie geantwortet: "Heiratn?! Gej! I wor ni af a Musi und wer hätt denn scho so an ormen Deifl ming?"

Humoriges kam ebenfalls nicht zu kurz, und der ehemalige "Schullehrer" fühlte sich seinem Bildungsauftrag verpflichtet, altes Wissen abzufragen und natürlich auch aufzuklären. So lernte man, dass ein "Hüllhejta" eine Libelle, ein „Scherer“ ein Maulwurf, die "Futterage" das eingeholte Gras oder das "Oblodern" das Entfernen der Blätter etwas an Runkelrüben ist.

Ein großer Dank von Schmaußer und Heinl ging ans "ganz staad luserde" Publikum und das "musikalische Geschenk" der Birgländer Stubenmusik und ihrer Sängerinnen. Lang anhaltender Applaus dankte dem Organisationsteam, dem Referenten und der Musik.

 
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