Sulzbach-Rosenberg
23.06.2024 - 14:57 Uhr

Klänge für Prinzessinnen bei Sonntagssoirée in Sulzbacher Hedwigskirche

Am 15. Juni war der 300. Geburtstag von Franziska Dorothea von Pfalz-Sulzbach. Ihr zu Ehren gab es in der Hedwigskirche eine Sonntagssoirée. Und eine Erklärung, warum das Leben von Prinzessinnen alles andere als märchenhaft war.

Einblick in die Geschichte und in die Musik der damaligen Zeit bekamen die Besucher, die zu einer Sonntagssoirée anlässlich des 300. Geburtstags von Franziska Dorothea von Pfalz-Sulzbach in die Hedwigskirche gekommen waren. Patrizia Zimmermann stellte 13 fürstliche Frauen, teils geborene Pfalz-Sulzbacherinnen, teils angeheiratet, vor und räumte dabei mit manchen Klischees auf. Die meisten dieser Prinzessinnen hatten ihren Worten nach kein märchenhaft glückliches Leben, sie seien bei ihrer Verheiratung nicht nach ihrer Meinung gefragt worden. Wie Zimmermann wusste, starben einige ganz unromantisch im Kindbett oder wurden sehr jung Witwe. Andere wiederum waren bedeutende Wohltäterinnen und Stifterinnen.

Mädchenbildung gefördert

Ausführlich ging Zimmermann auf die Töchter Herzog Christian Augusts, die Töchter seines Sohnes Theodor Eustach und seines Enkels Josef Karl ein. Nur eine angeheiratete Sulzbacher Prinzessin war Eleonore Philippine Christine von Hessen-Rheinfels-Rotenburg (1712 bis1759). Sie war die Gastgeberin der Soirée, denn sie hatte das Salesianerinnenkloster gestiftet, in dessen Kirche der Geburtstagsabend stattfand. Sie wollte die Mädchenbildung fördern, im Kloster wurde ihren Bestimmungen gemäß eine Mädchenschule eingerichtet. Das Besondere daran: Dort durften nicht nur katholische, sondern auch evangelische und jüdische Mädchen lernen.

Im Mittelpunkt des Abends stand Maria Franziska Dorothea Christine (1724 bis 1794). Die als leidenschaftlich, witzig, freigebig und beliebt beschriebene Prinzessin wurde 1746 mit Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken verheiratet. Die beiden waren sich anfangs durchaus zugetan und Franziska Dorothea schenkte ihrem Gemahl fünf Kinder. Dann aber wurde die Ehe unglücklich. Die Prinzessin hatte Affären und wurde nach einem Fehltritt schwanger. Daraufhin verbannten sie ihr Mann und ihre Schwester, die bayerische Kurfürstin Marie Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach und Ehefrau von Kurfürst Karl Theodor, ins Kloster. Erst 1768, nach dem Tod ihres Ehemannes, erlaubte ihr der Kurfürst, ins Schloss Sulzbach zu ziehen und besuchte sie dort mehrmals.

Stammmutter der Wittelsbacher

Franziska Dorothea ließ um 1786 das Sommerschlösschen Franziskaruh in Rosenberg bauen. Nach ihrem Tod wurde sie als letzte in der Sulzbacher Fürstengruft bestattet. Ihr jüngerer Sohn Max Joseph wurde Karl Theodors Nachfolger als Kurfürst und 1806 der erste bayerische König. Damit ist Franziska Dorothea die Stammmutter der heutigen Wittelsbacher.

Die historischen Ausführungen ergänzten Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer und Dr. Michaela Beha mit Musik aus der Zeit der Prinzessinnen auf Orgelpositiv und Flöte. Johann Philipp Kirnbergers Sonate II/C-Dur erfüllte die kleine Kirche mit heiterem Wohlklang und sonniger Freude. Von Carl Philipp Emanuel Bach erklang die sensible Sonate G-Dur. Dieser Bach-Sohn war zwar nie in Sulzbach, aber mit Karl Theodor verbunden, für den er die Oper „Themistocles“ komponiert hatte. Auch Mozart war nie in der Oberpfalz, wohl aber am Mannheimer Hof Karl Theodors, wo er für dessen musikalische Gemahlin die Sonate G-Dur KV 301 komponierte. Auch diese spielten Beha und Lommer mit elegantem Ausdruck und tiefem Verständnis. Die einzelnen Sätze verbanden die Kurzbiographien, so dass die Musik einen sinnlichen Eindruck von der Zeit gab und auf diese Weise auch die Prinzessinnen lebendig machte. Stürmischer Applaus war den beiden Musikern und der Erzählerin sicher.

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Hintergrund:

Aus dem Leben von Franziska Dorothea

  • Maria Franziska Dorothea Christine lebte von 1724 bis 1794
  • Sie galt als leidenschaftlich, witzig, freigebig und beliebt
  • 1746 wurde die Sulzbacher Prinzessin mit Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken verheiratet
  • Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor
  • Als die Prinzessin nach einem Fehltritt schwanger war, wurde sie ins Kloster verbannt
  • Erst 1768, nach dem Tod ihres Mannes, durfte sie ins Sulzbacher Schloss ziehen
  • Um 1786 ließ sie in Rosenberg das Sommerschlösschen Franziskaruh bauen
  • Nach ihrem Tod wurde sie als letzte in der Sulzbacher Fürstengruft bestattet
  • Ihr jüngerer Sohn Max Joseph wurde 1806 der erste bayerische König
 
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