Als ein "Meilenstein der Stadtentwicklung" wurden die Pläne für das neue Einkaufszentrum Oberpfalz-Arkaden gelobt, als Projektentwickler Hans-Jürgen Weber das Vorhaben Mitte Januar im Bauausschuss einer interessierten Öffentlichkeit präsentierte. Doch bei Roland Falk und Paul Wolf hält sich die Euphorie über das Projekt in Grenzen. Die Sprecher der Arbeitsgruppe Wirtschaft, Tourismus und Gastronomie von SuRo 2030 warnen vor einer "Fehlentwicklung wie beim Liliencenter vor 20 Jahren".
Schon im Oktober 2019 hat der Stadtrat einer Änderung des Bebauungs- und Grünordnungsplans für den Bierhalsberg zugestimmt. Weil die Öffentlichkeit frühzeitig beteiligt werden soll, läuft seit 29. April die einmonatige Planauslage. Bürger können noch bis 2. Juni im Rathaus Einblick in die Entwurfsplanung nehmen, sich das Vorhaben erläutern lassen und dazu Stellung nehmen.
Kein Interesse an Planeinsicht
Diese wichtige Möglichkeit werde bisher aber viel zu wenig genutzt, meinen die SuRo-2030-Vertreter. "Unser Eindruck ist, dass viele Bürger schon resigniert haben und das Projekt einfach laufen lassen", sagt Roland Falk. Von einem Rathaus-Mitarbeiter erfuhr Falk: "Die Pläne für die Oberpfalz-Arkaden liegen seit fast einem Monat aus. Aber außer uns hat noch kein einziger Einsicht genommen."
Das fehlende Interesse von Bürgern und Einzelhändlern in der Innenstadt verwundert die beiden Sulzbach-Rosenberger. Denn: Sollten die Oberpfalz-Arkaden so errichtet werden wie aktuell im Bebauungsplan vorgesehen, hätte dies laut Falk und Wolf negative Auswirkungen auf die Altstadt. So würde sich die geplante Fläche für Einzelhandelsgeschäfte im neuen Einkaufszentrum auf circa 9200 Quadratmeter erhöhen - fast 3000 mehr als aktuell im Liliencenter.
Altstadtverödung befürchtet
Die Wählervereinigung SuRo 2030 befürchtet deshalb, dass sich die Kundenströme in die Oberpfalz-Arkaden verlagern könnten - auf Kosten der Geschäfte in der Innenstadt. "Sollten die Gerüchte stimmen, dass auch noch die Drogerie Müller in das neue Zentrum einzieht, dann geht ein richtiger Fußgängermagnet für die Altstadt verloren. Die Einzelhändler in der Stadt werden links liegen gelassen und die Kunden konzentrieren sich auf die Arkaden", prophezeit Wolf.
Weil dies eine Belebung der geplanten Arkaden "auf Kosten der Innenstadt" sei, moniert der 40-Jährige hier "fehlenden Weitblick im Stadtrat". In Kombination mit dem leerstehenden Storg-Gebäude werde somit "die Dynamik der Altstadtverödung nicht gestoppt, sondern verstärkt". Die Sprecher der SuRo-2030-Arbeitsgruppe bemängeln auch, dass Fußgänger in der Bauplanung vernachlässigt würden. "Wenn man sich die Pläne anschaut, sieht man sehr viele Parkplätze", sagt Falk. "Das ganze Konzept ist darauf ausgerichtet, dass Kunden mit dem Auto kommen, einkaufen, und wieder mit dem Auto wegfahren. Das läuft dann wie beim Kaufland. Für Fußgänger gibt der ganze Komplex nichts her", resümiert Falk. Der 51-Jährige mahnt "neue Mobilitätsideen" an: "Wir brauchen eine neue Radfahrer- und Fußgängerkultur."
Dazu bräuchte es den Sprechern der Arbeitsgruppe zufolge auch eine weitere Querungshilfe für Fußgänger im Bereich der Bushaltestelle an der Oberen Gartenstraße. "Wer den ÖPNV nutzt und an der Bushalte in der Kurve zum LCC aussteigt, muss die viel befahrene Bundesstraße überqueren. Dort wäre eine Fußgängerquerung dringend nötig", findet Falk. Insbesondere Ältere oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität seien benachteiligt. Wolf weiter: "Man bedenkt hier nicht die Fußgänger, sondern nur Autofahrer."
Die Innenstadt könnte ausbluten. Unser Eindruck ist, dass Bürger und Händler schon resigniert haben.
Verkehrschaos bei Apotheke?
Weil für eine neu geplante Nordanbindung der Arkaden an die B14 eine zusätzliche Linksabbiegespur auf Höhe der St.-Anna-Apotheke geplant ist, warnen Falk und Wolf vor einem Verkehrschaos. "Aus unserer Sicht wird es zu größeren Problemen für die ein- und ausparkenden Kunden der Apotheke kommen." Bereits ohne Extra-Spur gäbe es dort schon jetzt "enorme Störungen des fließenden Verkehrs".
Angesichts dieser Einwände ist es laut Falk das Anliegen von SuRo 2030, "die Bürger aufzurütteln und zum kritischen Denken anzuregen". Wolf weiter: "Wir sind nicht grundsätzlich gegen das Projekt, wollen aber verhindern, dass es mit den Arkaden die gleiche Fehlentwicklung gibt wie mit dem Liliencenter." Die Planauslage im Rathaus läuft noch bis 2. Juni. "Das ist eine der letzten Chancen, Verbesserungen und Einwände vorzubringen."
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