Sulzbach-Rosenberg
10.03.2025 - 15:51 Uhr

Kritische Bilanz bei Frauentags-Veranstaltung der SPD in Sulzbach-Rosenberg

Der Internationale Frauentag folgt 2025 auf eine Bundestagswahl, die den Frauenanteil im Parlament um 2,4 Prozentpunkte senkt. Eine Betroffene, die SPD-Abgeordnete Marianne Schieder, sagt im Capitol, was sie sich jetzt vorgenommen hat.

von mfh

„Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin hatte im August 1910 auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines Internationalen Frauentags gefordert, der dann im März 1911 zum ersten Mal stattfand.“ Renate Dümmler, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF), erinnerte die über 100 Gäste im Capitol in ihrer Begrüßung daran, dass der Internationale Frauentag keine Erfindung der Neuzeit sei.

Hildegard Geismann, Dritte Bürgermeisterin der Stadt, überbrachte Grüße des Bürgermeisters sowie eine private Spende und monierte, dass der Frauenanteil im neu gewählten Bundestag von 34,7 auf 32,3 Prozent sinke. "Die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf und der härtere Umgang auf politischer sowie gesellschaftlicher Ebene sind wohl Gründe, in altes Rollenverhalten zurückzufallen", vermutete Geismann. Sie erinnerte daran, dass Deutschland schon eine Bundeskanzlerin hatte und forderte im Blick auf die Kommunalwahlen im März 2026 mehr Engagement von den Frauen.

Wieder auf regionaler Ebene aktiv

Das politische Engagement der Hauptrednerin Marianne Schieder, Mitglied des Deutschen Bundestages seit 2005, wird sich künftig wieder mehr auf regionaler Ebene abspielen. Nachdem sie bei der Listenaufstellung der bayerischen SPD auf einem hinteren Platz gelandet war, hat sie ihr Mandat in Berlin bei der Wahl im Februar verloren. "Mein Engagement für die Gleichstellung der Frauen wird das aber nicht schmälern", versprach die Politikerin und zählte Fortschritte auf, die - vor allem durch die SPD - erreicht worden seien.

Durch den gestaffelten Mutterschutz stünden nun auch Frauen nach einer Fehlgeburt unter dem Schirm des Mutterschutzgesetzes. Das Gewalthilfegesetz der Ampel solle mehr Frauenhausplätze und Beratungsangebote gewährleisten. Im Fokus stehe die bundesweite Sicherstellung eines kostenfreien und niedrigschwelligen Zugangs zu Schutz- und Beratungseinrichtungen. Das Gewalthilfegesetz sichere diesen Zugang durch einen individuellen Rechtsanspruch, der ab 2032 gelten soll. Um diesen Rechtsanspruch einlösen zu können, müsse das Hilfesystem zunächst durch die Länder deutlich ausgebaut werden. An den entstehenden Kosten werde sich der Bund mit 2,6 Milliarden Euro beteiligen.

Fortschritte nur mit Quote

Die Tatsache, dass mehr als 50 Prozent der Frauen in Teilzeit arbeiten, liege auch darin begründet, dass die Kinderbetreuung als eine der Voraussetzungen für Ganztagsarbeit immer noch nicht richtig gelöst sei. Vor allem fehle es an Personal für diese Aufgabe. Schieder legte verschiedene Themen aufs Tablett und zeigte auf, dass die Gleichberechtigung nur in Bereichen vorankäme, in denen der Gesetzgeber eine Quote fordert. Viel Applaus erntete sie für die Kritik, dass die Gleichstellung der Frauen in der katholischen Kirche nicht stattfinde.

Einem Thema widmete sich die Politikerin intensiv: Gewalt gegen Frauen. „Zwei Drittel der Fälle fallen in den Bereich der Partnerschaftsgewalt, das übrige Drittel betrifft innerfamiliäre Gewalt gegen Kinder, Eltern oder sonstige Angehörige. 70,5 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt sind weiblich.“ In diesem Zusammenhang sprach Schieder auch die bedenkliche gesellschaftliche Entwicklung der Individualisierung an. Traditionelle Gemeinschaften und Bindungen würden zunehmend durch individuelle Interessen und Bedürfnisse ersetzt. Das verstärke die Neigung, bei offensichtlichen Problemen wegzuschauen, sich nicht einzumischen.

Zwischen den Redebeiträgen erinnerte die Knappnesia mit Auftritten ihrer Garde und der Ü-30-Garde an die vergangene Faschingszeit. Der stellvertretende Landrat Michael Rischke würdigte die artistisch gewürzten Auftritte mit den Worten: „Respekt vor dieser Leistung. Wir sind schon ins Schwitzen gekommen, als wir geklatscht haben.“

 
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