„Die Liebe ist ein Thema, das mich stark beschäftigt“: So beschreibt Schriftstellerin Julia Schoch ihre Motivation, einen Roman über die Liebe zu schreiben. Den Stoff habe sie schon lange vorgehabt, vieles dazu in Notizbüchern festgehalten: „Es ist sozusagen ein heißes Thema, jeder kann was dazu sagen.“
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Lesung im Literaturhaus Oberpfalz im Rahmen eines zweiteiligen Schreibseminars zu Autobiografie und Autofiktion stattfindet, stellt sich die Frage nach dem Eigenanteil am Festgehaltenen. Es sei durchaus viel selbst Erlebtes enthalten, aber eben auch viel Gehörtes und Beobachtetes: „Am Ende trenne ich nicht mehr alles“, so die Schriftstellerin am Telefon.
Der Blick von einem Standpunkt in der Gegenwart zurück in die Vergangenheit prägt Julia Schochs literarisches Schaffen. Das Vergehen der Zeit sei schon etwas, das sie interessiere, bestätigt sie. Die Vergangenheit sei nie fix, man erzähle sie jedes Mal ein bisschen anders. Und so groß die Leistung des Gedächtnisses auch sei, manchmal müsse man auch vergessen können.
Was ist Liebe eigentlich?
Während das wohl die meisten bestätigen können, reagiert das Publikum durchaus unterschiedlich auf die Geschichte einer 30-jährigen Liebe mit erwartbaren Höhen und Tiefen, so die Schriftstellerin. In jedem Fall werde durch die Lektüre des Romans der eigene Blick geschärft, sagt Schoch. Großen Anteil habe auch das Sich-Bewusstmachen, was Liebe ist. Und mit etwas Glück entdeckt man wie die Ich-Erzählerin des Romans dieses feste Band wieder, das ein Paar über alle Schwierigkeiten und Alltagsabnutzungen zusammenhält.
Enorme Resonanz von männlichen Lesern
Zu den Überraschungen nach Veröffentlichung des Romans zählt die Schriftstellerin die enorme Resonanz, die sie von männlichen Lesern erhält. Und das, obwohl das Buch vom Untertitel „Biographie einer Frau“ her doch eigentlich eher auf Leserinnen abzielt. Der bewusste Verzicht auf Abrechnung und Ungerechtigkeiten könnte nach Schochs Eindruck ein Grund dafür sein, dass sich Männer in der Geschichte wiederfinden und das „ganz heiter“ sehen.
Die „Biographie einer Frau“ hat mit dem „Liebespaar des Jahrhunderts“ übrigens noch nicht ihr Ende gefunden. Der nach „Das Vorkommnis“ zweite Band wird eine Fortsetzung finden. Mehr will Julia Schoch zum Abschluss der Trilogie aber nicht verraten: „Der magische Bann darf nicht gebrochen werden.“ Dass es sich um dieselbe Frau mit derselben Stimme und den denselben Erlebnissen handeln, ist allerdings kein Geheimnis.
Bleibt zum Abschluss die spannende, schon auf dem Buchdeckel aufgeworfene Frage: Wohin geht die Liebe, wenn man sagt, sie ist verschwunden? Das wisse sie nicht, bekennt Julia Schoch zunächst. Die Liebe sei der Leitfaden, der durchs Buch führt. „Ich glaube, dass sie sich verwandelt. Sie ist wie eine Energie, die in der Welt bleibt“, fügt sie ein bisschen später an.
Zu Person, Buch und Veranstaltung
- Julia Schoch, Schriftstellerin und Übersetzerin, geboren 1974 in Bad Saarow, aufgewachsen in Eggesin/Mecklenburg, Germanistik- und Romanistikstudium, vielfach ausgezeichnet für ihr schriftstellerisches Werk u.a. mit dem Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2005, übersetzte u.a. auch Kriminalromane von Fred Vargas. Julia Schoch lebt in Potsdam.
- Das Liebespaar des Jahrhunderts, Biografie einer Frau Band 2, 192 Seiten, Hardcover, dtv Verlag, 22 Euro
- Lesung und Gespräch am Montag, 12. Juni um 20 Uhr im Literaturhaus Oberpfalz, Moderation Katrin Lange (Literaturhaus München), Tickets unter Tel. 09661/8159590 oder info[at]literaturarchiv[dot]de
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