Bei seiner Jahreshauptversammlung hat der Männergesangverein (MGV) Rosenberg einen neuen Vorstand gewählt und auf seine 140-jährige Geschichte zurückgeblickt. Anlässlich des Jubiläums wurde ein ein Vorabendamt in der Herz-Jesu-Kirche musikalisch gestaltet, ehe die Versammlung begann. Vorsitzender Helmut Fischer sagte, dass die Aktivitäten seit Herbst 2019 wegen Corona sehr gering waren. Lockdown, Abstandsregeln, Maskenpflicht hätten Proben und Auftritte nahezu unmöglich gemacht. Trotzdem seien – immer unter strenger Dokumentation der erforderlichen Hygiene-Auflagen – vertretbar Singstunden abgehalten worden, "um die Kehlen nicht einrosten zu lassen und um die Gemeinschaft nicht zum Erliegen zu bringen". Zum Pflichtprogramm habe auch die Totenehrung am Rosenberger Friedhof mit Pfarrer Saju Thomas gehört.
Heuer, so Fischer, kehre langsam wieder Normalität ein. Bei verschiedenen Veranstaltungen war der MGV im Einsatz, weitere sind terminiert. Die dafür erforderlichen Proben besuchten alle aktiven Sänger zuverlässig. Als Chorleiter wies Fischer auf die Schwierigkeiten fast aller Traditionsvereine hin: Die Mitgliederzahl schrumpfe, die Mitglieder würden älter, große Aktionen seien nicht mehr möglich. Fischer dankte den Sängern für ihr ungebrochenes Engagement und verabschiedete Willi Morgenschweis, der nach sechs Jahren als Schriftführer nicht mehr kandidierte, mit einem Präsent. In seinem Kassenbericht gab Reinhold Lang bekannt, dass der MGV finanziell auf soliden Beinen stehe. Durch die Förderung seitens des Fränkischen Sängerbundes seien die Corona-Jahre gut bewältigt worden. Bei der Neuwahl bestätigten die Mitglieder ihren Vorsitzenden im Amt. Stellvertretender Vorsitzender ist Karl Seebauer, als Kassier ist weiterhin Reinhold Lang im Amt, als neuer Schriftführer Franz Regner. Die Kasse prüfen Bernhard Rösch und Willi Morgenschweis.
An die große Zeit des MGV erinnerte Willi Morgenschweis, der bereits seit 1953 sang. In den 1950er- und 1960er-Jahren sei es eine Ehre gewesen, im MGV zu singen. Der MGV sei ein Aushängeschild gewesen, sowohl der Stadt als auch der Maxhütte, die den Verein großzügig unterstützt habe. Im Zusammenwirken mit der MH-Werkskapelle seien anspruchsvolle Konzerte und sogar Operetten wie die „Czardasfürstin“ in der alten Jahn-Turnhalle aufgeführt worden. In dieser Zeit habe der MGV das Leben in Rosenberg geprägt, so Morgenschweis in seinem Rückblick. Heinrich Rösch sen., der damalige Chorleiter, hatte nicht nur den Männerchor, sondern zudem noch einen Kinderchor. Außerdem hatte es ein MGV-Quartett gegeben. Morgenschweis führte weiter aus, dass der damalige Vorsitzende Andreas Royer mit "grenzenloser Begeisterung für den Verein aktiv und ein charismatischer Motivator" gewesen sei.
Die Bereitschaft der Sänger, sich zu engagieren, sei hoch gewesen. Renommierte Komponisten wie Franz Biebl, Ernst Kutzer und Hans Lang seien bei den MGV-Konzerten zu Gast gewesen. Morgenschweis erwähnte auch Rundfunkaufnahmen mit Bergmannsliedern, die regelmäßig am Barbaratag gesendet wurden. In dieser Zeit hatte der MGV über 60 aktive Sänger. Mit einem riesigen Festzug zum Annaberg war das 75-jährige Bestehen gefeiert worden. Nach dem Tod seines Vaters 1961 führte der damals erst 21-jährige Heiner Rösch jun. den Chor bis 1988 weiter und habe in zu einem der leistungsstärksten Chöre in der Region geformt.
Morgenschweis erinnerte an Opernchöre im Kettelerhaus, die „Carmina Burana“ von Carl Orff – der MGV sei ein kulturelles Schwergewicht in der Stadt gewesen. Auch blickte er auf gesellige Veranstaltungen zurück: Sängerbälle, mehrtägige Sängerfahrten und das eigene Festzelt bei der Rosenberger Kirwa.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.