Sulzbach-Rosenberg
14.10.2020 - 14:43 Uhr

„Im Namen der Lüge“: Horst Eckert über Macht und ihren Missbrauch

Ja, es wird auch gemordet in Horst Eckerts aktuellem Politthriller. Der eigentliche Grusel wabert aber aus den realistisch anmutenden Machenschaften in den Behörden des Rechts und der Ordnung.

Mit ein paar Monaten Corona-Verspätung stellte Horst Eckert seinen nach wie vor aktuellen und brisanten Politthriller im Capitol vor. Bild: aks
Mit ein paar Monaten Corona-Verspätung stellte Horst Eckert seinen nach wie vor aktuellen und brisanten Politthriller im Capitol vor.

"Macht lädt zum Missbrauch ein. Geheime Macht erst recht": Davon ist der in Weiden geborene und in Düsseldorf lebende Schriftsteller Horst Eckert überzeugt. Es sind vor allem die haarsträubenden Ermittlungsabläufe und -ergebnisse in Sachen NSU-Morde, die ihn auch nach der Verarbeitung in seinem Thriller "Wolfsspinne" (2016) nicht so recht loslassen. Zu viele bis heute ungeklärte oder vertuschte Details, zu viele Déjà-vus bis hinein in die Gegenwart kulminieren in der Frage: "Wen schützt der Verfassungsschutz eigentlich?"

"Die Verfassung scheint es nicht zu sein", lautet Eckerts Antwort. Im Gespräch mit Veranstalter Ralf Volkert geht er nach kurzer Überlegung sogar noch weiter: Ja, er würde einer Abschaffung der Inlands-Geheimdienste zustimmen. Dieses Relikt aus Tagen absolutistischer Machtgefüge brauche es in einer mit Grundrechten ausgestatteten Demokratie und einer mit ausreichend Möglichkeiten versehenen Polizei eigentlich nicht.

Kein Wunder also, dass sich Melia Khalid, die neue Protagonistin mit teilweise afrikanischen Wurzeln, im Laufe einer Ermittlung zur vermeintlichen Auferstehung einer dritten RAF-Generation immer mehr an ihrer Behörde und deren finsteren, zutiefst verstörenden Umtrieben reibt.

In seiner bewährten Mischung aus Lesung und Erzählung beschränkt sich Horst Eckert auf einige wenige Handlungsstränge des deutlich komplexeren Falles. Einen kann und will er aber natürlich nicht aussparen: Seinen geschätzten Hauptkommissar Vincent Che Veih, der auch diesmal wieder für Mord und Mörder zuständig ist.

Und während er seine gespannten Zuhörer im Capitol schließlich mit Melia Khalid und ihrem bombengespickten Fiat 500 kurz vor der Explosion auf einem Feld zurücklässt, gibt er sich beim Ausblick fast schon ungewöhnlich auskunftsfreudig. So verrät er, dass Melia Khalid dem Inlandsgeheimdienst den Rücken kehrt und stattdessen Vincent Che Veihs neue Chefin wird. Und eigentlich hätte Horst Eckert mühelos auch gleich noch ein bisschen weiter erzählen können - das Manuskript zum nächsten Fall liegt ja bereits beim Verlag. Das Wiedersehen mit dem beliebten Stammgast der Buchhandlung Volkert im Frühjahr 2021 ist also so gut wie geritzt.

Amberg07.10.2020
Mit ein paar Monaten Corona-Verspätung stellte Horst Eckert seinen nach wie vor aktuellen und brisanten Politthriller im Capitol vor. Bild: aks
Mit ein paar Monaten Corona-Verspätung stellte Horst Eckert seinen nach wie vor aktuellen und brisanten Politthriller im Capitol vor.
 
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