Den Anstoß zu diesem besonderen Projekt, der "Kommode" in Sulzbach-Rosenberg, gaben eigentlich Gerda Krusches Kinder, für die Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema ist. Damit schließt sich jetzt ein Kreis – denn aktuelle Empfänger einer Spende aus dem Gewinn, den Krusche und ihr Team im Secondhand-Laden erwirtschaften, sind ebenfalls junge Menschen: Geflüchtete tibetische Kinder in einem SOS-Kinderdorf in Indien, denen über die Amberger Projekthilfe Dr. Luppa eine Ausbildung und damit Zukunftschancen finanziert werden. Weil Gerda Krusches eigene Kinder "sehr nachhaltig leben" und auch schon länger nur Kleidung aus zweiter Hand tragen, wollte sie in diesem Bereich etwas tun. Und weil die Klamotten, die ihre Tochter online über eine Secondhand-Börse bestellte, oft einfach nicht passten, kam die Mutter auf die Idee, selbst einen Laden für Kleidung aus zweiter Hand zu eröffnen. Nicht online, sondern mitten in der Sulzbacher Altstadt: Gebrauchtes nutzen, statt immer Neues zu kaufen und im Geschäft anprobieren statt zurückschicken, sei gut für die Umwelt.
"Ich wünsche mir, dass sich das Tabu, Secondhand zu tragen, auflöst", sagt Gerda Krusche. Und ist selbst das beste Beispiel dafür, dass es keinen Grund für Vorurteile gibt – natürlich stammt auch ihr Outfit aus zweiter Hand. Die oft kaum getragene Kleidung sei wertvoll, schick und erschwinglich. Einziger Nachteil: In diesem Laden gibt es nur Einzelstücke – wenn etwas nicht passt, gibt es dasselbe Kleid oder die Hose nicht noch in fünf weiteren Größen. Aber wer sich darauf einlässt und ein bisschen stöbert, kann hier Schnäppchen wie einen nur einmal getragenen Anzug eines teueren Markenherstellers finden.
Alles ehrenamtlich
Als Krusche anfangs mit der Umsetzung ihrer Idee doch noch etwas zögerte, half ein Treffen, bei dem Frauen über Nachhaltigkeit diskutierten: Die Secondhand-Idee für einen guten Zweck fanden einige von ihnen so gut, dass sie sofort ihre Mithilfe anboten. Alles ehrenamtlich, das ist das Konzept. "Auf dem Papier sind wir ein herkömmlicher Laden – nur, dass wir nichts verdienen." Die "Chefin", die ihr Geld als Lehrerin verdient, und ihr derzeit 15-köpfiges Verkäufer-Team arbeiten abwechselnd in der Kommode: Ohne Lohn. Vom Verkaufserlös müssen deshalb nur Miete und Nebenkosten bezahlt werden, der Rest des Geldes wird komplett karitativen Zwecken gespendet. Jeden Monat profitieren eine andere Gruppe, Institution oder auch Einzelpersonen, die dringend Hilfe brauchen.
"Wir können im Monat 1000 Euro spenden", freut sich Gerda Krusche darüber, dass ihr Projekt so gut läuft. Auch wenn sie damit erst im Juni 2020, mitten in der Corona-Pandemie, angefangen hat, sind bis jetzt insgesamt schon rund 20.000 Euro zusammengekommen, die als Spenden verteilt wurden. Dabei hat Gerda Krusche vor allem Sulzbach-Rosenberg und die Region im Blick, unterstützt aber auch internationale Hilfsprojekte. So flossen Spenden beispielsweise in die Nothilfe Moria für geflüchtete Familien in Griechenland oder in die Kabul-Luftbrücke, aber auch an die Rehkitzrettung Amberg-Sulzbach oder die Amberger Tafel. Und zuletzt eben an die Kinderpatenschaften, mit denen die Amberger Projekthilfe Dr. Luppa tibetischen Kindern in Indien eine Ausbildung ermöglicht.
Geld aus Sulzbach hilft in Indien
Helga Fruck, die sich schon seit vielen Jahren bei der Projekthilfe für die Kinderpatenschaften engagiert, freute sich ganz besonders über die 1000 Euro aus der "Kommode": Damit können Patenschaften für zwei Kinder übernommen werden. Die Hilfe gilt Kindern, die ohne Unterstützung keine Chance auf einen Schulbesuch oder eine Berufsausbildung hätten. Fruck würde sich freuen, wenn noch weitere Unterstützer dazu kämen, die ein Kind mit einer einmaligen Spende oder über eine Patenschaft von 20 Euro monatlich fördern. Damit gebe man nicht nur dem Kind eine Zukunft, betont Fruck: "Das hilft immer auch dem ganzen Dorf." Gerade hat sie einige langjährige Paten verloren, weil diese gestorben sind: Die Verzweiflung der betreuten Kinder sei groß gewesen. Dank der Spende könnten die jungen Leute aber jetzt ihre Ausbildung fortsetzen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.