Sulzbach-Rosenberg
05.11.2023 - 13:45 Uhr

Wie die Sulzbach-Rosenberger Maxhütte sich der großen Inflation 1923 zu erwehren versuchte

Ein Jahrestag markiert den Gipfel einer folgenschweren Entwicklung: Vor 100 Jahren – im November 1923 – erreichte die große Inflation in Deutschland ihren Höhepunkt. Als Gegenmittel gab auch die Maxhütte damals eigenes Geld heraus.

Notgeld der Maxhütte: Nominalwert astronomische 500 Millionen Mark, jedoch mit bescheidener und über Nacht sinkender Kaufkraft, versehen mit dem Namen des Empfängers und Ausgabedatum (20. Oktober 1923). Die Ausgabe des Ersatzgeldes erfolgte knapp vier Wochen vor dem Ende der Hyperinflation. Repro: wsl
Notgeld der Maxhütte: Nominalwert astronomische 500 Millionen Mark, jedoch mit bescheidener und über Nacht sinkender Kaufkraft, versehen mit dem Namen des Empfängers und Ausgabedatum (20. Oktober 1923). Die Ausgabe des Ersatzgeldes erfolgte knapp vier Wochen vor dem Ende der Hyperinflation.

Eine bis dahin nie gekannte Geldentwertung führte 1923 in Deutschland zur Verarmung großer Teile der Bevölkerung, des Mittelstandes und letztlich zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft. Ihre Ursachen hatte diese Inflation – in der Endphase Hyperinflation genannt – in der durch den Ersten Weltkrieg bedingten Ausweitung der Staatsverschuldung und in den Kriegsfolgelasten, den sogenannten Reparationen.

Im Herbst 1923 nahm die Geldentwertung schier astronomische Ausmaße an. Fast stündlich stiegen die Preise. Kostete zum Beispiel das Pfund Fleisch um 10 Uhr noch eine Million Mark, so stieg dessen Preis – keinesfalls ausgeschlossen – bis um 12 Uhr auf sage und schreibe fünf Millionen. Allein von September bis Oktober 1923 kletterten die Preise nahezu um das Vierfache.

Die Notenpressen kamen mit dem Druck von Banknoten nicht mehr nach, nicht selten wurde aus einem Tausendmarkschein lediglich durch einen Aufdruck eine Milliarde Mark. Schließlich rechnete man nicht mehr mit Hundertern und Tausendern, nicht einmal mehr mit Millionen und Milliarden, sondern mit der Billmark, der Billion, die aber kaum mehr als einen Dollar wert war. Als Verbraucher musste man im Endstadium dieser katastrophalen Entwicklung quasi einen Koffer voller fast wertloser Geldscheine allein zum Kauf lebensnotwendiger Dinge beim Händler mitbringen.

Der unvorstellbare Wertverfall und die dadurch bedingte Papiergeldverknappung führte Gemeinden, Behörden und Firmen mit staatlicher Duldung dazu, in Eigenregie Ersatz- oder Notgeld herzustellen und auszugeben. Auch die Maxhütte betätigte sich als Emittent von Notgeld (Gutscheine und Schecks), um ihren Arbeitern und Angestellten die Löhne und Gehälter ausbezahlen zu können.

Dieses Ersatzgeld war im Gegensatz zu den amtlichen Banknoten von der Gültigkeit her regional und zeitlich begrenzt. Der Name des Inhabers war auf dem Papier handschriftlich vermerkt. Zu den auf der Rückseite genannten einlösenden Stellen gehörten unter anderem die Städtische Sparkasse Sulzbach und die Bayerische Vereinsbank Sulzbach.

Mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 sollte die durch die Hyperinflation abgewirtschaftete Währung durch ein neues, Vertrauen schaffendes Zahlungsmittel stabilisiert werden. Es war die wohl einschneidendste Währungsreform in der jüngsten deutschen Geschichte.

 
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