Dass die einheimischen Landwirte auch mit modernen Medien umgehen können, zeigte sich bei einer Online-Infoveranstaltung zum Thema "Afrikanische Schweinepest" (ASP). 65 Teilnehmer hatten sich eingeloggt. Im Mittelpunkt standen zwei Fachvorträge der Veterinäre Dr. Klemens Dötsch und Dr. Elisabeth Prölß. Deutlich wurde dabei, dass ein Ausbruch der Krankheit verheerende Folgen für die Landwirte hätte.
Tschechien bekämpft Krankheit
BBV-Kreisobmann Ely Eibisch eröffnete den Abend. Dank galt Geschäftsführer Ulrich Härtl, bei dem im Vorfeld alle organisatorischen Fäden zusammenliefen. Härtl hatte dafür gesorgt, dass technisch alles klappte. Unter den Teilnehmern waren auch Leitender Landwirtschaftsdirektor Wolfgang Wenisch, Maschinenring-Geschäftsführerin Marion Höcht, Kreisbäuerin Irmgard Zintl sowie eine Reihe von BBV-Ortsobmännern und Schweinehalter aus dem Landkreis.
Eibisch machte deutlich, dass die Afrikanische Schweinepest die Landwirte stark beschäftige. Erfreulich nannte er, dass Tschechien die Schweinegrippe im Griff habe. Seit über einem Jahr habe es dort keinen Fall mehr gegeben. In Deutschland seien vor allem Brandenburg und Sachsen betroffen, während Bayern bislang verschont geblieben sei.
Dr. Klemens Dötsch stellte in seinem Vortrag die Afrikanische Schweinepest und die aktuelle Lage vor. Von Beginn an machte er seinen Zuhörern deutlich: "Wir sind vorbereitet." Erste Fälle der ASP habe es 2011 und 2013 in der Russischen Föderation gegeben, 2014 folgten die ersten Ausbrüche auch im Bereich der EU. 2018 sei die Afrikanische Schweinepest nach Tschechien gekommen. "Dankenswerterweise haben unsere Nachbarn das Virus rigoros und erfolgreich bekämpft." Im vergangenen Jahr seien Ausbrüche in Belgien und Polen zu beobachten gewesen. Aktuell sei die Schweinepest in Deutschland in Brandenburg und Sachsen, entlang der polnischen Grenze, festgestellt worden. Bislang seien nur Wildschweine erkrankt, Hausschweine sind bislang verschont geblieben, sagte der Veterinär.
Vor kurzem sei mitgeteilt worden, dass rund 800 Wildsauen in Brandenburg und Sachsen von der Krankheit betroffen sind, die klinische Symptome aufwiesen. Dötsch wusste, dass die Krankheit die Schweine binnen vier bis zehn Tagen dahinrafft. "Wildschweine gehen gerne ins Wasser, um sich von dem Fieber abzukühlen, das ist meist ein erster Hinweis", sagte der Veterinär. Weiter betonte er, dass die Afrikanische Schweinepest für Menschen ungefährlich sei, lediglich Wild- und Hausschweine könnten sich infizieren. Einen Impfstoff dagegen gebe es noch nicht. Dötsch versicherte, dass alles versucht werde, damit die Krankheit nicht nach Bayern kommt. Sollte ASP ausbrechen, drohten die sofortige Schließung der Drittlandmärkte und massive Absatzschwierigkeiten. Der Tierarzt sprach von verheerenden Folgen für die Tiergesundheit und den Handel bei einem möglichen ASP-Ausbruch.
"Ich hoffe, wir bleiben von der Seuche verschont."
Kurz stellte er die derzeitigen Präventionsmaßnahmen im Landkreis vor: So sei seit Februar 2018 eine Wildkadaversammelstation am Kreisbauhof eingerichtet, die Abschussprämien für Wildschweine seien erhöht worden und es gebe einen eigenen Kadaver-Suchhund im Landkreis. "Ich hoffe, wir bleiben von der Seuche verschont", sagte Dötsch abschließend.
Dr. Elisabeth Prölß ging auf die "Bio-Sicherheit und das ASP-Statusverfahren" ein. Nach ihren Worten gab es den ersten Fall von Schweinepest bei Wildschweinen in Deutschland am 10. September vergangenen Jahres. Wichtig nannte sie für die Landwirte, dass die Bio-Sicherheit im heimischen Stall eingehalten werde. So müssten die Schweine-Stallungen gegen den Zugang betriebsfremder Personen gesichert sein. Weiter hätten Haustiere (Hunde und Katzen) in einem Schweinestall nichts verloren, sie könnten die Krankheit übertragen. Landwirte dürften den Schweinestall niemals mit normaler Kleidung betreten, sondern immer nur in Schutzkleidung, die auch mehrmals getragen werden dürfe. Vor Betreten und beim Verlassen des Stalls sollten die Hände mit Wasser und Seife gereinigt werden.
Weiter gab sie Hinweise, was beim Schweinetransport zu beachten sei. Des Weiteren forderte sie die Landwirte auf, ihre Schweine täglich zu beobachten. Falls diese Symptome zeigten, sei unverzüglich der Tierarzt zu verständigen. Weiter dürften an Schweine keine Speisereste oder Küchenabfälle verfüttert werden. "Dies ist verboten", sagte die Tierärztin. Sie forderte die Landwirte dazu auf, ihre Stallungen auf eventuelle Schwachstellen zu überprüfen. Helfen solle eine Checkliste, die eigens erarbeitet wurde.
Status-Untersuchung nötig
Ein weiteres Thema war der ASP-Status. In einem Seuchenfall sei es verboten, Schweine aus den Stallungen zu verbringen. Das sei nur möglich, wenn bestimmte Genehmigungen von Behörden vorlägen. Bei Ausbruch der Schweinepest seien Blutuntersuchungen an den Tieren zwingend erforderlich, die sogenannte Status-Untersuchung. Diese Untersuchungen übernehme ein Tierarzt, wobei sich schon im Vorfeld die Schweinebetriebe im Veterinäramt anmelden müssten. Aktuell, so Prölß, nähmen neun Schweinebetriebe im Landkreis an diesem Programm teil, die Teilnahme beruhe auf Freiwilligkeit.
Im Anschluss stellte sich Dr. Elisabeth Bernklau als dritte Kraft am Tirschenreuther Veterinäramt vor, seit 1. März arbeitet sie neu bei der Behörde. Die beiden Referenten standen im Anschluss für Fragen zu Verfügung, das Interesse daran war aber eher gering. Der stellvertretende BBV-Kreisobmann Martin Härtl dankte den beiden Referenten für zwei informative Vorträge zu einem aktuellen Thema. „Ich hoffe, wir bleiben von der Afrikanischen Schweinepest verschont“, betonte auch Härtl abschließend.
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