Tirschenreuth
15.01.2021 - 14:15 Uhr

Bühne frei für die Architekten des Luitpoldtheaters

Die Revitalisierung des ehemaligen Kinos geht in die nächste heiße Phase. Auf die Ausschreibung haben sich fünf Architekturbüros gemeldet. Alle nehmen am Vergabeverfahren teil.

Die Bestuhlung des Luitpoldtheaters wird leider der Modernisierung zum Opfer fallen. Sie muss raus. Das ist schade, weil es sich dabei noch um eine Original-Kinobestuhlung mit Klappsesseln handelt. Aber dafür kann der Saal später auch für andere Zwecke wie Empfänge gentutzt werden. Bild: ubb
Die Bestuhlung des Luitpoldtheaters wird leider der Modernisierung zum Opfer fallen. Sie muss raus. Das ist schade, weil es sich dabei noch um eine Original-Kinobestuhlung mit Klappsesseln handelt. Aber dafür kann der Saal später auch für andere Zwecke wie Empfänge gentutzt werden.

Bürgermeister Franz Stahl hat das Kettelerhaus bereits gebucht: Vertreter aus fünf Architekturbüros sollten am Montag kommen, um sich in einem Vergabeverfahren für Planungsleistungen am Luitpoldtheaters als Favoriten zu behaupten. Am Mittwoch dann kamen erste Absagen, der Termin muss geschoben werden. "Zwei der Büros haben in ihrem Landkreis einen Inzidenzwert über 200. Jetzt ist erst einmal alles wieder abgesagt", rudert Stahl zurück.

Ein wenig traurig ist er schon, das verzögert den Start der Sanierungsarbeiten am Luitpoldtheater ein weiteres Mal um mehrere Wochen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das Vergabeverfahren wird im März nachgeholt. Zwingend erforderlich bei der Suche nach einem Architektenbüro ist es allemal, denn dem Verfahren ging eine Ausschreibung voran. "Wir müssen jemand finden, der sich an die Sache heranwagt und unsere Vorstellungen umsetzen kann", sagt Stahl.

Vereine beteiligt

Fünf Architektenbüros trauen sich das zu und haben sich an der Ausschreibung beteiligt. Wer sie sind, darüber herrscht Stillschweigen. Das dürfe aus rechtlichen Gründen erst bekanntwerden, wenn ein Favorit ausgewählt sei und der Stadtrat zugestimmt habe, erklärt Stahl. "Noch vor Ostern", ist der Bürgermeister zuversichtlich, werde dies trotz der zweimonatigen Verschiebung sicherlich der Fall sein. Unter den Juroren des VGVs werden sich dann auch Julian Mühlmeier, Vorsitzender des Vereins Modernes Theater Tirschenreuth und Martin Hager, Vorsitzender des Vereins "Braujuwaren Tirschenreuth", befinden. Beide Vereine sind maßgeblich an der Rettung des Luitpoldtheaters vorm endgültigen Abräumkommando beteiligt und wollen das alte Kino aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Geschehen soll das mit großem Theater, anknüpfend an die Produktionen vor zehn Jahren. Aufgabe der "Braujuwaren" wird, eine Schaubrauerei nach historischem Vorbild aufzubauen und zu betreiben.

Schlüssiges Konzept wichtig

Maßgeblich war es das MTT, das sein altes Domizil wiederhaben wollte. Nach anfänglicher Skepsis konnte sich Stahl immer mehr für eine Sanierung der Gebäudekomplexe beim Museumsquartier und der Fronfeste begeistern. Einzig, sagt er, habe er nicht ins Blaue planen wollen und ein schlüssiges Konzept für die Rentabilität des Vorhabens gewollt. Die Vereine legten ihm ihre Ideen und Wunschvorstellungen vor, das Städteplanerbüro H2M aus Coburg bündelte im Auftrag der Stadt die gesammelten Visionen in einer Machbarkeitsstudie und unterbreitete bauliche Vorschläge.

Jetzt schwärmt der Bürgermeister vom bald entstehenden "Stadtquartier", wo Kultur, Sport, Bildung, Brauchtum und Tradition in einer Einheit zum weiteren Stadtmittelpunkt und -highlight werden kann. "Gleich angrenzend ist der Fischhofpark. Da ist Potenzial drin", sagt Stahl. "Stadtquartier" klingt gut. Soll das der neue Name werden für den gesamten Gebäudekomplex? Stahl schmunzelt, ohne sich festzulegen. Auch auf die Frage zum symbolisch geleisteten Euro, den die Stadt fürs Luitpoldtheater an den ehemaligen Besitzer Leonhard Kühn bezahlt haben soll, schmunzelt er: "Belassen wir es bei dem einen Euro."

Tirschenreuth03.02.2020

Die Spannung, welcher Architekt sich dem alten Kino annehmen darf, müssen der Bürgermeister und die beiden Vereine nun etwas länger aushalten wie angedacht. Aber der März ist nicht weit und dafür ist bei den Fördermöglichkeiten alles nahezu geklärt. 60 bis 70 Prozent der förderfähigen Kosten seien mittels Finanzierung über das Städtebauförderprogramm drin, freut sich Stahl. Er spricht von drei bis vier Millionen Euro Investitionskosten, die Stadt muss also selbst mit in die Tasche greifen. Nicht allein. Der Theaterverein kann einen nicht unerheblichen Obolus leisten.

Was die Schaubrauerei angeht, wird den "Braujuwaren" ein Raum zur Verfügung gestellt. Sie kümmern sich selbst um die Einrichtung. Wenn jetzt alles gut weitergeht, sagt Stahl, könne man Anfang 2022 mit den Sanierungsmaßnahmen beginnen. Das ist ein Jahr später als geplant, Corona und die damit verbundenen Einschränkungen haben den Projektstart empfindlich hinausgezögert. Die neue Hoffnung der Stadt und der Vereine für ein glückliches und baulich geglücktes "Bühne frei im Luitpoldtheater" verschiebt sich damit ebenfalls und ruht nun auf dem Beginn des Jahres 2023.

Hintergrund:

Für Theater und Brauchtum

In der Machbarkeitsstudie wird vorgeschlagen, das Luitpoldtheater mit dem angrenzenden Max-Gleißner-Haus und der Durchwandererstube zu verbinden. Wichtig ist dem Bürgermeister, dass auch das Umfeld mit der Fronfeste, dem Museumsquartier, der geplanten Kletterhalle im ehemaligen Schels-Turm einbezogen werden. Damit könne man Kunst, Kultur, Bildung, Sport, Brauchtum, Tradition und Theater in einem Gebäudekomplex vereinen. Die "Braujuwaren" beziehen das Max-Gleißner-Haus und die Durchwandererstube mit ihrer Schaubrauerei. Der Heimatverein, der dort noch seine Bleibe hat, bekommt Ersatz. Kompromisse soll es bei der bisher festen Bestuhlung im Kino geben, damit der Saal für unterschiedliche Veranstaltungen wie Empfänge der Stadt genutzt werden kann.

 
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