Tirschenreuth
13.04.2021 - 17:52 Uhr

Bund Naturschutz zweifelt Standort für Gewerbegebiet in Tirschenreuth an

Für ein großes Industriegebiet sollen Teile des Tirschenreuther Stadtwalds gerodet werden. Der Bund Naturschutz fordert von der Stadt die Prüfung eines alternativen Standorts.

Landesvorsitzender Richard Mergner, Werner Schubert (stellvertretender Kreisvorsitzender), Robert Janke , Luis Waldmüller (beide Kreisgruppe Tirschenreuth), Ursula Schimmel (Geschäftsstellenleitung), Kreisvorsitzender Josef Siller und Regionalreferent Reinhard Scheuerlein (von links) besichtigten das Areal rund um den Engelmannsteich. Bild: kaz
Landesvorsitzender Richard Mergner, Werner Schubert (stellvertretender Kreisvorsitzender), Robert Janke , Luis Waldmüller (beide Kreisgruppe Tirschenreuth), Ursula Schimmel (Geschäftsstellenleitung), Kreisvorsitzender Josef Siller und Regionalreferent Reinhard Scheuerlein (von links) besichtigten das Areal rund um den Engelmannsteich.

Die Ansiedlung der Ziegler-Group auf einer 35 Hektar großen Fläche südlich von Tirschenreuth sieht der Bund Naturschutz (BN) mit Skepsis. Bei einem Rundgang durch das Engelmannholz will sich der Verband ein Bild vom Ausmaß der Gewerbeansiedelung machen, aber auch auf die besondere Bedeutung des Waldstück mit angrenzendem Moor hinweisen.

"Schon seit Jahrzehnten steht der Bund Naturschutz für das Bauen mit Holz", sagt Richard Mergner, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz. Mergner begrüßt daher, dass mit dem Vorhaben beabsichtigt ist, das Angebot an Holzhäusern zu erweitern. Für falsch hält er allerdings den derzeit vorgesehenen Standort. "Die Rodung eines solch großen Waldgebiets passt nicht mit einem ökologisch orientiertem Industrieprojekt zusammen", so der Landesvorsitzende. "Das ist einfach nicht glaubwürdig." Seiner Meinung nach, sollte ein Unternehmen, dass nachhaltig wirtschaften will "sensibler bei der Standortsuche sein". Das geplante Gewerbegebiet der Stadt Tirschenreuth umfasst 59 Hektar. Für die Planungen der Ziegler-Group würden rund 35 Hektar benötigt. 25 Hektar davon befinden sich im besagten Waldgebiet. "Das sind circa 35 Fußballfelder", so Mergner.

Stadt zu Gesprächen bereit

Die Naturschützer appellieren an die Stadt Tirschenreuth und alle Parteien im Kreistag, sich nicht auf diesen einen Standort festzulegen. "Es muss nach einem alternativen Standort gesucht werden", so Mergner. "Die Stadt sollte nicht so leichtfertig mit ihrem Wald umgehen." Mögliche alternative Standorte sieht Josef Siller, Vorsitzender der Kreisgruppe in Tirschenreuth, entlang der geplanten Süd-Ost-Umfahrung, außerhalb der Stadtgrenzen, oder in interkommunalen Gewerbegebieten. Ihm ist bewusst, dass die Ansiedlung der Ziegler-Group eine große Chance für Stadt und die Region ist. Dennoch ist es "nicht die Aufgabe des Bund Naturschutz nach einem Alternativstandort zu suchen". Bereits vor und während der Planungen hätten Gespräche an einem Runden Tisch stattfinden müssen. Er begrüßt es aber, dass die Stadt Tirschenreuth zum Dialog über das Projekt bereit ist.

Wichtiger CO2-Speicher

"Dennoch darf der Wald nicht einfach geopfert werden", sagt Josef Siller. Das stadtnahe Waldgebiet habe eine große Bedeutung für die Naherholung der Bevölkerung, für den Wasserhaushalt und für die Artenvielfalt. Die großen Kohlenstoffspeicher spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. "Ein Hektar Wald bindet 11 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr", so Reinhard Scheuerlein, der als BN-Regionalreferent für die Oberpfalz tätig ist. Das sei die Menge, die ein durchschnittlicher Bundesbürger pro Jahr verursacht. Mit Blick auf den Klimawandel ist der Wald auch ein wichtiger Grundwasserspeicher. Mit einer großen Fabrik kann "der Wasserhaushalt des Waldes und des Moores aus den Fugen gebracht werden". Gefährdete Tierarten wie Moorfrosch, Waldwasserläufer und Bekassine reagieren sensibel auf die Veränderungen im ihrem Umfeld. Für Reinhard Scheuerlein ist besonders das Moor schützenswert. "Dieses Ökosystem kann nicht durch Ausgleichsflächen ersetzt werden".

Generell beklagt der Bund Naturschutz den viel zu hohen Flächenverbrauch im Freistaat. "Besonders in der Oberpfalz nehmen die Eingriffe in den Wald extrem zu", so Richard Mergner. Rund 500 Hektar Wald sollen für Straßen, Baugebiete oder für den Abbau von Sand gefällt werden. Zuletzt konnten große Waldflächen in Weiden vor der Rodung bewahrt werden.

Bildergalerie
Tirschenreuth30.03.2021
Tirschenreuth30.10.2020
 
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