Tirschenreuth
20.12.2020 - 13:45 Uhr

Landkreis Tirschenreuth verzichtet auf "Pflegestützpunkt"

Pflegebedarf entsteht oft über Nacht. Da ist schnell guter Rat gefragt, welche Hilfen es gibt. Im Landkreis Tirschenreuth setzt man eher auf den Aufbau eines dezentralen Netzes: Einen Pflegestützpunkt gibt es vorerst nicht.

Helfende Hände sind bei Pflegebedarf oft über Nacht gefragt. Der Landkreis will das Beratungssystem mit „Lotsen“ auf Gemeindebasis ausbauen. Symbolbild: Jens Kalaene/dpa
Helfende Hände sind bei Pflegebedarf oft über Nacht gefragt. Der Landkreis will das Beratungssystem mit „Lotsen“ auf Gemeindebasis ausbauen.

"Immer mehr Menschen brauchen schnell einen Pflegeplatz", benannte Landrat Roland Grillmeier im Kreisausschuss das Problem. Deshalb wurde erneut ein Thema beraten, das schon 2010 abschlägig beschieden wurde. Auch 10 Jahre später kam das Gremium überein, keinen zentralen Pflegestützpunkt zur landkreisweiten Beratung einzurichten - auch wenn es aktuell Fördermittel dafür gibt.

"Es gibt noch keinen Pflegestützpunkt in der Oberpfalz", informierte Tobias Gabel von der Seniorenfachstelle des Landratsamtes. Bezirksweit sei die Resonanz eher zurückhaltend. Kern sei die neutrale Beratung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen. Die Stützpunkte würden vom Landkreis gemeinsam mit dem Bezirk sowie den Kranken- und Pflegekassen getragen. Ganz neu sei die Möglichkeit einer Regelförderung für Kommunen. Hier sei eine finanzielle Unterstützung von bis zu 20.000 Euro jährlich für eine qualifizierte Vollzeitkraft drin.

Dezentrale Strukturen ausbauen

Ein gutes und differenziertes Beratungsangebot sei bereits vorhanden, gab Tobias Gabel die Einschätzung der Bezirkssozialverwaltung weiter. Auch für den Landkreis Tirschenreuth sah er keinen Bedarf und verwies auf die jüngste Fortschreibung des seniorenpolitischen Gesamtkonzepts. Lieber sollten die dezentralen Strukturen ausgebaut und Ansprechpartner vor Ort benannt werden. Diese "Lotsen" sollen für ein niederschwelliges Angebot in den Gemeinden sorgen. In den kommenden Monaten werde sich die Verwaltung damit befassen, kündigte Gabel an.

Mit dieser Vorgehensweise waren alle Vertreter im Kreisausschuss einverstanden. Das Förderprogramm sei verlockend, aber der dezentrale Weg sei in der Pflegeberatung richtig, bemerkte Bernd Sommer (CSU) mit Hinweis auf die Vorgabe "qualifiziertes Personal": "Wie viele Leute wollen wir denn noch herausnehmen, die nicht mehr pflegen, sondern beraten?"

Gute Vorarbeit

Hans Klupp (Freie Wähler) sah es ähnlich: "Das klingt nach viel Bürokratie." Die Beratung vor Ort sei effektiv, über eine Optimierung können man ja sprechen. Uli Roth (SPD) meinte, der Landkreis könne hier die Früchte durch eine gute Vorarbeit auf dem Gebiet der Senioren- und Behindertenarbeit ernten. Den Ansprechpartnern in den Gemeinden sei relativ klar, dass man keinen zusätzlichen Überbau brauche.

Tirschenreuth25.11.2020
Hintergrund:

Seniorenfachstelle und Bezirk beraten bei Pflegebedürftigkeit

Für Fragen rund um die Pflegebedürftigkeit gibt es im Landkreis Tirschenreuth bereits jetzt eine Anlaufstelle. Die Seniorenfachstelle im Landratsamt als neutrale Stelle berät ältere Menschen und deren Angehörige in vielen Bereichen:

  • Suche nach Unterstützungsangeboten zur Verbesserung der häuslichen Versorgung
  • Suche nach einem Heim- oder Kurzzeitpflegeplatz
  • Fragen im Zusammenhang mit der Aufnahme in ein Alten- und Pflegeheim, eine Kurzzeit- oder Tagespflegeeinrichtung
  • Fragen zur Pflegeversicherung, zur Finanzierung der häuslichen Pflege oder eines Heimaufenthalts
  • Ansprechpartner sind Anja Dubrowski, Telefon 09631/88-466, und Tobias Gabel, Telefon 88-281

Der Bezirk Oberpfalz schickt regelmäßig einen Berater für Pflegebedürftige, Behinderte und deren Angehörige nach Tirschenreuth. In Corona-Zeiten gibt es telefonische Beratung unter 0941/9100-2114, Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr und Freitag von 9 bis 11.30 Uhr.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.