Tirschenreuth
27.12.2019 - 14:05 Uhr

Neue Realschule und neues pädagogisches Konzept

Seit einigen Wochen steht der Siegerentwurf für den Neubau der Realschule Kemnath fest. Im Kreistag konkretisierte nun das ausgewählte Architekturbüro die Pläne.

Fast wie ein Schmetterling: Im Kreistag präsentierte das Stuttgarter Architekturbüro Skizzen vom Realschulneubau in Kemnath. Bild: Architekturbüro Petry & Voll Freie Architekten
Fast wie ein Schmetterling: Im Kreistag präsentierte das Stuttgarter Architekturbüro Skizzen vom Realschulneubau in Kemnath.

Das neue Gebäude erinnert an einen Schmetterling: In der Mitte ist eine zentrale Halle. Davon laufen in vier Linien verschiedene Fachbereiche und Raumgruppen weg. Das Modell stammt von dem Architekturbüro Petry und Voll. Die Jury des Realisierungswettbewerbs hatte sich im November einstimmig für die Stuttgarter entschieden.

BildergalerieVideo
Kemnath07.11.2019

Falk Petry und Anne Voll brachten ihre Ausarbeitungen und Ideen dem Kreistag näher. Die konzeptionellen Grundüberlegungen erläuterte Falk Petry. „Es gibt ein paar Situationen, die man besonders erwähnen muss“, verwies der Architekt auf die Randlage zum Ort, den Verlauf des Flötzbachs und die Hanglage. Diese Vorgaben sah er als Leitlinien für die Pläne seines Büros an. „Die Idee war, das Gebäude in den Grünzug hinein zu komponieren.“ Die Klassen- und Lernzonen seien streng nach Richtung Ost-West orientiert. Damit schaffe man optimale Belichtungsverhältnisse.

Eine zentrale Halle vernetze beide Flügel des Gebäudes. Dadurch entstehe eine Art Marktplatz. „Das ist das Herz der neuen Schule“, stellte Petry fest. Zudem solle ein Dialog mit den Bestandsgebäuden entstehen. Die Realschule verzahne sich mit allen angrenzenden Bereichen.

Einen Rundgang durch das Gebäude lieferte Anne Voll. Dabei präsentierte die Architektin einige Konzeptskizzen. Der Haupteingang befindet sich an der nördlichen Seite. Eine Treppe beziehungsweise Rampenanlage führen zu einem Vorplatz und dann zur Bushaltestelle. Damit ist eine Verbindung zur vorhandenen Bebauung geschaffen. Im Erdgeschoss sind Werk-, Kunst-, Verwaltungs- und Musikräume, Mensa sowie Hauswirtschaftsbereich untergebracht. „Uns war wichtig, dass die Räume zusammenschaltbar sind“, verwies Voll, dass Musik-, Konferenzraum und Innenhof miteinander eine sehr große Fläche für Schul-Veranstaltungen aller Art bilden können.

Das neue Konzept der Schule sieht vor, dass das Lehrerzimmer nur noch eine Art Begegnungsraum der Pädagogen ist. Unterrichtsräume, Ganztagesbetreuung und Bibliothek sind im ersten Obergeschoss untergebracht. „Die klassische Schule gibt es hier nicht mehr“, erläuterte die Architektin: Statt fester Klassenzimmer soll jeder Lehrer seinen eigenen Raum bekommen, der an den Unterricht angepasst werde.

Neben weiteren Unterrichts- gibt es im zweiten Obergeschoss die Fachklassenräume (IT, Bio und Chemie) und ein Multimediazimmer. Das Untergeschoss „sitzt im Hang drin“. Dort sind die Sporthalle, Umkleiden, Lagerflächen und Haustechnik untergebracht. Insgesamt werden im Umfeld 60 Stellplätze ausgewiesen.

Tirschenreuth16.11.2018

„Es ist ersichtlich, dass alles durchdacht ist. Ich stehe absolut hinter dem Projekt“, stellte Landrat Wolfgang Lippert nach der Präsentation fest. Auch CSU-Fraktionschef Toni Dutz sah einen gelungenen Entwurf. „Nun geht es aber in die praktische Umsetzung und da sind wir leidgeprüft“, erinnerte er an andere Projekte im Landkreis. Dutz war wichtig, dass die Architekten beim Bau permanent vor Ort sein werden, „um – falls nötig – den Leuten auf die Finger zu klopfen“. Die Frage nach einem Belüftungskonzept bejahten die Planer. „Damit ein Gebäude am Ende gelingt, müssen alle Seiten zusammenwirken“, erklärte Petry.

Kemnaths Bürgermeister Werner Nickl (CSU) sprach von einem sehr nachhaltigen Erlebnis in der Jury. Die Stadt bekomme quasi ein neues Viertel. „Der städtebauliche Ideenteil ist mir daher heute zu kurz gekommen. Das müssen wir deutlich vertiefen“, kündigte der Rathauschef eine Sondersitzung im Stadtrat an. Der Architekt versicherte, dass sich sein Büro auch darüber Gedanken gemacht habe.

Die Entscheidung für ein Flachdach beschäftigte Franz Kühn. „Ist das alles durchdacht? Da sind wir leidgeprüft“, so der Freie Wähler. Anne Voll versicherte, dass „wir da eine Auge drauf haben“.

Grünen-Fraktionschefin Heidrun Schelzke-Deubzer, die auch in der Jury war, erklärte, dass „uns das Gebäude von dem pädagogischen und didaktischen Anforderungen am meisten zugesagt hat“. Allerdings gebe es eine schwierige energetische Situation. Darauf müsste geachtet werden. Auch müsste die Umgriffsplanung noch ausgearbeitet werden, „damit das Gebäude nicht nur auf der grünen Wiese steht“.

Den Entwurf für die neue Realschule bezeichnete Marco Vollath als stimmig. „Ich bin positiv überrascht.“ Der Sprecher der Zukunftsliste mahnte an, annähernd im Kostenrahmen zu bleiben. Die Gesamtkosten sind bei rund 35 Millionen Euro angegeben. „Das ist wirklich ein pädagogisch anspruchsvoller Entwurf. Damit setzen wir Maßstäbe in der schulpolitischen Landschaft“, war sich Uli Roth (SPD) sicher. Wichtig war ihm auch die Barrierfreiheit.

Im Kreistag präsentierte das Stuttgarter Architekturbüro Skizzen vom Realschulneubau in Kemnath. Hier der Blick auf den Haupteingang, kommend von der Bushaltestelle. Bild: Architekturbüro Petry & Voll Freie Architekten
Im Kreistag präsentierte das Stuttgarter Architekturbüro Skizzen vom Realschulneubau in Kemnath. Hier der Blick auf den Haupteingang, kommend von der Bushaltestelle.
Im Blickpunkt:

Start mit Klaviermusik

Die letzte Kreistagssitzung des Jahres startete etwas anders. Landrat Wolfgang Lippert begrüßte Daniel Zaus aus Tirschenreuth. Der junge Musiker studiert derzeit Lehramt für Musik an der Universität Regensburg. „Er ist mir bei der Verleihung des Kompetenznachweises aufgefallen. Und ich will Ihnen zeigen, was für eine gute Arbeit die Musikschule leistet“, wandte sich Lippert an die Kreistagskollegen. Zaus hat 2018 den Kompetenznachweis für Musik der Bayerischen Sing- und Musikschulen und des Kultusministeriums erhalten und bekam viele Jahre Unterricht an der Kreismusikschule. Die Kreisräte begeisterte der Tirschenreuther mit der Sonatine von Maurice Ravel. (rti)

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.