Die Tests fanden im ehemaligen Printec-Gebäude in der Einsteinstraße statt. Von außen ließ sich aber kaum erahnen, was hinter den Türen ablief, lediglich ein BRK-Wagen deutete darauf hin. Schaute man hinein in die offene Tür, sah man vor allem große Sichtschutze aus Pappe, die den Blick versperrten. Immer wieder kamen und gingen kleine Kinder in Begleitung ihrer Mütter - fast im Minutentakt.
Auch der zehnjährige Michael hat sich am Freitagvormittag Blut abnehmen lassen. Ein kleiner Pieks in die Hand, die Entnahme dauerte nur wenige Sekunden. Dann war das Fläschchen mit 2,7 Milliliter Blut gefüllt. Eine der insgesamt zwei Kinderärztinnen klebte ihm ein dickes, buntes Pflaster auf die Haut, am Ende gab es noch eine Packung Gummibärchen obendrauf. "War überhaupt nicht schlimm", sagte er, stand vom Stuhl auf und strahlte. Seine Mutter Birgit begleitete ihn. Die ganze Prozedur, von der Anmeldung, dem Fragebogenausfüllen, der Aufklärung bis hin zur Blutentnahme, hatte nicht länger als zwanzig Minuten gedauert. "Es war von Anfang an klar, dass ich mitmache", sagte Michael. Bekannte hätten an der Studie teilgenommen, also wollte er auch mitmachen.
Insgesamt hatten sich über 300 Kinder für die Studie angemeldet - eine "Punktlandung", wie BRK-Kreisgeschäftsführer Holger Schedl sagte. Genau diesen Wert hätten sich die Wissenschaftler der Universität Regensburg, die federführend an der Studie mitarbeiten, gewünscht. "Bei den Kindern", so Schedl, "herrscht eine große Bereitschaft."
Der Landkreis Tirschenreuth war bekanntlich besonders betroffen von der Pandemie, insgesamt 122 Menschen sind an Corona verstorben. Die Herkunftsorte legte das Landratsamt kürzlich offen. Mit der sogenannten CoKiBa-Studie erhoffen sich die Forscher Antworten auf die Frage, warum einige Orte so schlimm betroffen waren. Es sei "dringend notwendig" herauszufinden, welche Kinder bereits eine Corona-Infektion durchgemacht haben, da neue Daten aus England und den USA zeigen würden, dass ein Zusammenhang zwischen einer Covid-19-Infektion und dem Auftreten einer überschießenden Entzündungsreaktion ähnlich dem Kawasaki-Syndrom bestehen könnte.
Teilnehmen an der Studie konnten Kinder zwischen sechs Monaten und 14 Jahren, die heuer eine Vorsorgeuntersuchung haben, seit Februar 2020 coronaverdächtige Symptome oder Kontakt zu einem Infizierten hatten. Das Ergebnis erhalten sie in einer Woche.
Wichtig sei aber, betonte BRK-Kreisgeschäftsführer Schedl, dass der Test gänzlich auf freiwilliger Basis lief. "Wenn ein Kind nicht wollte, und das merkt das erfahrene Team schnell, wurde sofort abgebrochen." Auch Schedls Tochter Hannah machte beim Blut-Test mit. Sie hatte ihren Termin Freitagmittag.
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