Tirschenreuth
22.02.2024 - 14:33 Uhr

Viele Ideen für eine bessere ärztliche Versorgung im Landkreis Tirschenreuth

Der Mangel an Haus- und Fachärzten schlägt im Norden der Oberpfalz voll durch: Lösungsansätze zum Gegensteuern lieferte der Haus- und Facharzt-Gipfel. Dazu gehören auch Kooperationsprojekte mit Kommunen.

Erstdiagnosen per Video, Entlastung des Arztes durch speziell geschultes Medizin-Fachpersonal: Dass es viele Möglichkeiten gibt, die Situation in Arztpraxen zu entspannen und den Mangel abzufedern, wurde beim Haus- und Facharzt-Gipfel am Mittwoch im Sitzungssaal des Landratsamts klar. Nach drei Kurzvorträgen mussten die Teilnehmenden selbst ran: In Workshops ging es um die detaillierte Analyse, wie das Problem in den Griff zu bekommen ist. Die Veranstaltung hatte Anton Kunz (Leiter der Abteilung Kreisentwicklung, Regionalmanagement, Wirtschaftsförderung im Landratsamt) zusammen mit Dr. Peter Deinlein aus Kemnath organisiert und vorbereitet. Als Moderatorinnen führten souverän Linda Wunderlich und Violetta Meyer durch den Abend.

"Menschen zusammenbringen und gewinnen" nannte Landrat Roland Grillmeier als Grundidee des Fach- und Hausarztgipfels und stellte die Arbeit von Dr. Deinlein heraus. "Wir sind dankbar, dass er den Weg mit uns gegangen ist", so der Landrat über die Hausarztschmiede. "Das Thema ist existenziell für den ländlichen Raum." Die Veränderungen bei der ärztlichen Versorgungen ließen sich nicht aufhalten und nur gestalten. Der Landrat stellte Medizinische Versorgungszentren (MZV) als eine Lösungsmöglichkeit vor. Hier müsse man aber auch über interkommunale Lösungen nachdenken.

Vier Workshops bildeten den Schwerpunkt des Abends: Die Teilnehmenden aus den Kommunen und aus dem Medizinbereich erörterten in kleinen Runden konkrete Fragen zur Thematik. Praxistipps für einen geordneten Ablauf gaben zuvor die Moderatorinnen. "Nicht vom Leder ziehen über die Vergangenheit", so lautete etwa eine der Empfehlungen. Die Ergebnisse zur Thematik "Was kann vor Ort getan werden, um eine Praxisnachfolge vorzubereiten?" präsentierte zum Abschluss Anton Kunz. Ein wesentlicher Punkt dabei war etwa, das Image des Hausarztes zu verbessern; dieses sei etwa an Universitäten nicht besonders gut.

Ärzte als Botschafter

"Wie kann Digitalisierung die interdisziplinäre Zusammenarbeit verbessern?" lautete das Thema an der zweiten Station: Dr. Peter Deinlein nannte dabei etwa die Forderung nach sicheren Kommunikationswegen; auch Planungs- und Abspracheregelungen zwischen verschiedenen ärztlichen Disziplinen wurden genannt. Ein Wunsch dabei die Unterstützung durch das Landratsamt durch einen Digitalberater.

Susanne Müller, Expertin für den Aufbau von Medizinischen Versorgungszentren, schilderte die Ergebnisse zur Runde, die sich mit dem Aufbau von Kommunal-MVZ befasste und dabei Vor- und Nachteile auslotete. Das wirtschaftliche Risiko wurde etwa genannt, andererseits brachten die Teilnehmenden die Work-Life-Balance ins Spiel, die für junge Ärztinnen und Ärzte wichtig sei. "Was können Politik und Ärzte tun, um die Region zu einem Magneten für angehende Ärzte (Studenten und Ärzte in Weiterbildung) zu machen?" – so lautete die Fragestellung der vierten Station. Ärzte könnten als Botschafter wirken, den ärztlichen Nachwuchs begleiten und unterstützen, so Linda Wunderlich über ein Ergebnis. Auch Kommunen könnten behilflich sein, etwa mit der Bereitstellungen von Wohnungen.

Stipendium

Zuvor präsentierte Dr. Peter Deinlein die Hausarztschmiede im Landkreises und erläuterte in seinem Kurzvortrag das Konzept "Der rote Teppich vom Studium bis zur Niederlassung". Dabei kamen auch Stipendien zur Sprache: Der Landkreis Tirschenreuth fördert auf diese Weise zwei Studierende pro Jahr mit einem Zuschuss von 500 Euro pro Monat, maximal für 72 Monate. Als „Mutter der ,Beah‘“ stellte sich Margit Büttner vor. Die Abkürzung steht für „Betriebswirtschaftliche Assistentin in der Hausarztpraxis“. Die Referentin erläuterte Fortbildungsmöglichkeiten für Praxis-Angestellte. „Dadurch erhält der Arzt mehr Zeit für die Patienten.“

Maria Stich, Schatzmeisterin beim Bayerischen Hausärzteverband, erläuterte das Konzept „Häppi“ (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung interprofessionell). Dabei handelt es sich um ein berufsübergreifendes Versorgungsangebot, das sich durch Koordination der umfassenden Grundversorgung auszeichnet. In einer „Häppi“-Praxis werde die Verantwortung für Patientinnen und Patienten unter dem Dach der Hausarztpraxis gebündelt.

OnetzPlus
Tirschenreuth20.02.2024
Hintergrund:

Haus- und Facharzt-Gipfel

  • Es waren 62 Teilnehmende vor Ort. Vorab lagen 50 Anmeldungen vor.
  • Mit dabei waren 15 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus den 26 Kommunen im Landkreis Tirschenreuth.
  • Den größeren Anteil stellten fast 30 Ärztinnen und Ärzte, außerdem noch Medizinstudenten, Ärzte in Weiterbildung und anderes Fachpublikum.
 
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