Bereits 2016 kaufte die Stadt die drei Gebäude auf dem Ruffing-Areal. Nach rund fünf Jahren Leerstand will die Stadt das Anwesen auf dem Maximilianplatz 38 "keinen Spekulationen überlassen", sagt Bürgermeister Franz Stahl. Den Häuserkomplex kaufte die Stadt schon mit dem Hintergrund, dort eventuell die Stadtverwaltung zu erweitern. "Wohnungsbau war auch eine Möglichkeit, aber es wurde schnell klar, dort das ,Rathaus II' zu errichten", betont der Bürgermeister. Ideal sei die Nähe zum historischen Rathaus am Marktplatz.
Abbruch heuer im Herbst
Der vordere (rosa) Teil steht unter Ensembleschutz und bleibt bestehen. Dieser Gebäudeteil wird innen komplett entkernt und nach den Bedürfnissen der Verwaltung saniert, teilt Stahl mit. Der hintere Teil, der parallel zur Kirche verläuft, wird abgebrochen. Dort entsteht ein Neubau. Der Abriss ist noch für diesen Herbst vorgesehen, so dass im Frühjahr 2020 mit dem Neubau begonnen werden kann. Das Architekturbüro "Brückner & Brückner", das mit den Planungen betraut ist, geht von einer Bauzeit von 3,5 Jahren aus. Stahl hofft, bis 2023 einziehen zu können.
Im "Rathaus II" sollen im Erdgeschoss die Tourist-Info und eine Servicestelle der Stadtwerke untergebracht sein. Parallel zur Kirche werden öffentliche, barrierefreie Toiletten mit einem eigenen Zugang vom Kirchplatz aus in den Neubau integriert. Weiter sind im Erdgeschoss des Neubaus ein Besprechungsraum und drei Büros geplant. Über die Schmellerstraße (gelber Gebäudeteil) kann man in die Tiefgarage fahren. Diese umfasst 25 Stellplätze für die Dienstfahrzeuge der Stadt. Darüber ist der neue Sitzungssaal des Stadtrats vorgesehen, der mit modernster Technik ausgestattet werden soll. Dieser Teil des Neubaus bleibt einstöckig. In die zweite Etage in den Bestandsbau zieht das Bauamt ein, die Kämmerei ist künftig im gleichen Stockwerk im Neubau untergebracht.
Die Innengestaltung sieht helle und offene Räume vor. "Die einzelnen Stellen waren bei der Planung mit eingebunden", informiert das Stadtoberhaupt. Im Dachgeschoss ist die Altregistratur für städtische Unterlagen vorgesehen. "In das riesige Dachgeschoss wollten wir eigentlich nicht eingreifen, den Platz aber trotzdem nutzen", begründet Stahl.
Aktueller Stand ist, dass die Maßnahme auf dem Gelände mit einer Fläche von 18 mal 60 Metern nicht in Schritten angegangen wird. "Das passiert in einem Wisch", sagt Stahl. Während ab Frühjahr 2020 der Neubau in die Höhe wächst, werde der Bestandsbau entkernt und saniert. Die äußere Struktur des Gebäudes bleibt laut Bauplan erhalten. Ein Tor soll wieder als Eingang fungieren, die Schaufenster aus den 60er Jahren weichen schmalen, langen Bodenfenstern. Die Fenster in den oberen Stockwerken erhalten Fensterläden. Zwar ist die Fassade des Ruffing-Anwesens ensemblegeschützt, die neue Fensterstruktur im Erdgeschoss ist allerdings mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgeklärt. Zudem ist ein kleiner Innenhof vorgesehen. In Richtung Kirche wird der Außenbereich passend zum Marktplatz gestaltet. Hinunter zur Schmellerstraße sind Treppen geplant.
13 Millionen Euro
"Eine der größten Infrastrukturmaßnahmen in Tirschenreuth in den vergangenen Jahren", gibt Stahl zu. Die Stadt rechnet mit einer Gesamtinvestition von 13 Millionen Euro, kalkuliert wird mit einem Zuschuss von 4 Millionen Euro. Gefördert wird nur die Sanierung des vorderen Teils, der Abbruch und der Bau der öffentlichen Toiletten. Die Erweiterung des Rathauses sei allerdings kein Luxus: "Die räumliche Situation der Verwaltung ist mehr als desolat. Man arrangiert sich, aber mit einer modernen Verwaltung hat das nichts zu tun", sagt Stahl. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder Geld in Teilsanierungen gesteckt. "Jetzt können wir das strukturiert anpacken", erklärt der Rathauschef. Wichtig ist ihm zudem, dass in den derzeitigen Leerstand wieder Leben einkehrt. "Das Marktplatzgebäude wird dadurch nicht nur erhalten, sondern erfährt eine unglaubliche Aufwertung."
Was nach dem Umzug der einzelnen Abteilungen mit dem Nebengebäude passiert, in dem die Verwaltung derzeit untergebracht ist, weiß Stahl noch nicht. "Während der Bauphase haben wir noch Zeit, uns darüber Gedanken zu machen."
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