Heimatkundlicher Stammtisch Ursensollen erforscht Stromgeschichte

Ursensollen
07.03.2023 - 13:49 Uhr
OnetzPlus

Als vor 100 Jahren der Strom in den Landkreis Amberg-Sulzbach kommt, gibt es heftige Diskussionen und Ablehnung. Über die Geschichte der Stromversorgung hat Ortsheimatpfleger Josef Schmaußer referiert.

Heute ist es eine Selbstverständlichkeit: Es wird auf einen Schalter gedrückt – und das Licht geht an, es wird hell. Schon kleine Kinder stecken einen Stecker in die Dose und es ist zum Beispiel Musik zu hören. Der Anschluss an das elektrische Stromnetz sei vor 100 Jahren bei der ländlichen Bevölkerung aber sehr umstritten gewesen. Der Heimatkundliche Stammtisch der Gemeinde Ursensollen hat sich auf eine Spurensuche zur Geschichte der Stromversorgung im westlichen Landkreis Amberg-Sulzbach begeben.

Heimatpfleger Josef Schmaußer erinnerte sich an Erzählungen seines Vaters, Jahrgang 1908: So sollen "die Alten“ in den Wirtshäusern vor 100 Jahren heftige und lautstarke Debatten um das Für und Wider der Elektrifizierung geführt haben. Auch die Kostenfrage spielte bei den Diskussionen eine große Rolle. Heute hingegen kann sich kaum jemand mehr ein Leben ohne elektrischen Strom vorstellen.

„Elektricität“ als Kuriosum

Der Blick auf die historischen Wurzeln führt jedoch in eine Zeit, als „Elektricität“ ein neuartiges Phänomen war, das die Menschen zum Staunen brachte. Bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts hatte sich eine Reihe begeisterter Forscher und Ingenieure mit dieser seltsamen Kraft befasst, was bereits einige bahnbrechende Erfindungen, wie den Telegrafen, zur Folge hatte. Den technischen Durchbruch brachte aber erst der von Werner von Siemens erfundene Generator, Damit begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der bayerischen Stromversorgung, als beispielsweise die natürliche Wasserkraft eines Flusses in Elektrizität umgewandelt werden konnte.

Der Weg zu einer funktionierenden Stromversorgung war aber noch weit. 1882 fand in München eine „Internationale Elektrizitätsausstellung“ statt, bei der „Strompionier“ Oskar von Miller mit einem elektrisch betriebenen Wasserfall glänzte. Es entstand in den folgenden Jahren ein Flickenteppich von Kleinstkraftwerken. Anfangs war der Strom ein Phänomen der Städte.

Der Strom kommt aufs Land

Am 5. April 1921 wurde auf Initiative Oskar von Millers das Bayernwerk schriftlich besiegelt. Heimatpfleger Josef Schmaußer zeigte bei seinem Vortrag in Heinzhof mit Hilfe von Fotos und Zitaten aus alten Zeitungsbänden die Schwierigkeiten bei der Verwirklichung des Projektes. Die verheerende Inflation von 1923/1924 machte ebenfalls große Probleme. Eine Notiz in der „Amberger Volkszeitung“ vom 30. September 1922 verrät: „Vom Bayernwerk wurden die Erd-, Beton, Eisenbeton- und Maurerarbeiten zum Neubau des Umspannwerkes Amberg an die Vereinigten Bauunternehmer Ambergs zum Submissionsangebot von 24,15 Millionen vergeben (das teuerste Angebot lag bei 35,78 Millionen).

Bei klirrendem Frost und schneidender Kälte begannen Mitarbeiter der Oberpfalzwerke (OWAG) im April 1924 mit dem Bau der 40 Kilometer langen 20.000-Volt-Leitung von Neumarkt über Lauterhofen nach Amberg. An der Lauterach waren bereits einige Kleinkraftwerke entstanden, deren Besitzer sich vehement gegen den Anschluss an die Leitungen des Bayernwerkes stemmten.

Tragisch war die Situation etwa im Gebiet der Westerweiterung des Truppenübungsplatzes Hohenfels. Aus dem Besucher-Buch der Lehrer-Familie Gleißner (Lutzmannstein) geht hervor, dass es im Ort im Mai 1951 ein „Lichterfest“ gab, mit dem die Bevölkerung den Anschluss an das Stromnetz feierte. Im November 1951 mussten alle Anwesen im Erweiterungsgebiet geräumt sein.

Was bringt die Zukunft?

Während der Strom jahrzehntelang hauptsächlich von großen Kraftwerken zu den Verbrauchern floss, sind viele Haushalte heute mittlerweile selbst Erzeuger. Dezentralisierung ist nun ein Schlagwort der Energiezukunft.

Das nächste und letzte Treffen der Heimatfreunde in diesem Winterhalbjahr ist am Donnerstag, 16. März, wieder in Heinzhof. Hauptthema wird dann die Geschichte der Wasserversorgung in der Juraregion sein.

Transparenzhinweis: Unter der Kürzel (schß) schreibt Josef Schmaußer, er ist zugleich Freier Mitarbeiter bei Oberpfalz-Medien und Ortsheimatpfleger in Ursensollen.

 
 

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