Die Ortsheimatpfleger Josef Schmaußer und Annemarie Lehmeier hatten in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ursensollen in der Aula der Grundschule Ursensollen eine Ausstellung über Flurdenkmäler erarbeitet und organisiert. Marterln gelten allgemein als Zeichen religiöser Tradition und bäuerlicher Kultur. Oft berichten sie von guten und bösen Situationen im Leben einzelner Menschen oder von Gruppen.
Wie Josef Schmaußer bei der Eröffnung der Schau sagte, sei es im Gegensatz zu heute in früheren Zeiten die schlimmste Vorstellung gewesen, unvorbereitet und somit ohne Empfang der letzten Sakramente aus dem Leben gerissen zu werden. "Oft wurde für Unglücksopfer ein Flurdenkmal errichtet, an dem die Vorübergehenden durch ihr Gebet den armen Seelen den Weg in die Ewigkeit erleichtern sollten", erklärte er den Besuchern. Auch seien durch eine Änderung der Mode auf den Friedhöfen ab 1930 schmiedeeiserne Kreuze durch Steinmale ersetzt worden, weshalb für die Kreuze Ersatzstandorte gesucht und sie oft an Lieblingsplätzen in der Landschaft wieder aufgestellt worden seien. Ein weiterer Grund für das Errichten von Marterln sei auch Dankbarkeit gewesen, beispielsweise für die heile Rückkehr aus dem Krieg oder für die Genesung von einer schlimmen Krankheit.
Annemarie Lehmeier ergänzte, dass sie kein einziges Flurdenkmal doppelt gesehen habe. Jedes einzelne sei wunderschön und erzähle viel über Liebe, Dank, Traurigkeit und die Erinnerung an einen lieben Menschen. Außerdem gebe es zahlreiche Sprüche zu lesen, die teilweise sehr gläubig geprägt seien, aber auch persönlich oder modern („Hallo Wanderer, mach mal Pause“).
Bürgermeister Albert Geitner dankte allen Mitwirkenden für die Organisation. Schon als Kind habe er von seinen Eltern gelernt, beim Vorübergehen an diesen „Zeitzeugen von Freud und Leid“ kurz inne zu halten. Er hoffe, dass es in Zukunft nicht mehr notwendig sein werde, eine Kapelle aus Dankbarkeit für eine gesunde Rückkehr aus einem Krieg zu errichten.
Im Anschluss konnten die Besucher, darunter neben dem Bürgermeister die Geistlichen Johannes Arweck (Pfarrei Ursensollen), Joseph Madathiparampil (Pfarrei Hohenkemnath) und Joachim von Kölichen (Paulanergemeinde Amberg) sowie Bürgermeister-Stellvertreter Norbert Mitlmeier, Landrats-Stellvertreter Michael Rischke und Kreisheimatpfleger Dieter Dörner, die über 120 gesammelten Flurdenkmäler aus den Pfarreien Ursensollen, Hohenkemnath, Hausen und Allersburg betrachten und sich über die Hintergründe der Errichtung informieren. Teilweise stehen die Male noch an derselben Stelle wie vor über 400 Jahren, viele wurden in den vergangenen Jahren restauriert oder sogar neu aufgestellt. Einige Lehrer besuchten die Ausstellung mit ihren Klassen im Heimat- und Sachkundeunterricht.
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