Politik, Behörden und Verwaltung könnten Franz Mädler zufolge nur ein Gerüst vorgeben, doch das müsse gefüllt werden – von den Bürgern. „Anders ist es gar nicht möglich, auch nicht finanzierbar. Das braucht Gutherzigkeit.“
Gar nicht so einfach. Viele Sportvereine, Feuerwehren und Musikgruppen klagen. Die einen über zu wenig Nachwuchs. Die anderen finden kaum Leute, die vakante Posten – und damit Verantwortung – übernehmen wollen.
Der Ursensollener Rathauschef aber ist positiv gestimmt: „In unserer Gemeinde ist die Bereitschaft, sich einzubringen, sehr groß.“ Gravierende Probleme gäbe es hier nicht. Die Sportanlagen und Veranstaltungsräume seien gut ausgelastet, und auch das Konzept der Nachbarschaftshilfe funktioniere. Ursensollen könne auf Ehrenamtliche jeden Alters zählen. „Zum Glück“, sagt Mädler. „Positive Beispiele haben ja auch eine Strahlwirkung.“ Optimistisch ist Mädler auch, weil er die Ansicht vertritt, dass „die Grundeinstellung des Menschen die gleiche bleibt“. So sei es Eltern wichtig, dass ihre Kinder in die Gemeinschaft integriert werden, „Sieg und Niederlage teilen lernen“. Vereinsarbeit werde also geschätzt und nicht als reine Beschäftigungsmaßnahme gesehen, wo die Kinder kostengünstig abgegeben werden können.
Dennoch habe Mädler in seiner fast 18-jährigen Amtszeit Entwicklungen beobachtet, die die Lage erschweren. „Wir sind heute im Job viel mehr gefordert, müssen zeitlich flexibler sein“, spricht er die veränderte Arbeitswelt an. Viele Menschen arbeiten in Schichten. Es gibt immer mehr Pendler, die täglich weite Wege für ihren Beruf zurücklegen – und deshalb eben nicht am frühen Abend nach Hause kommen.
Sich in der kostbaren Freizeit dann noch langfristig engagieren? Verlässlich feste Termine einhalten? Zu dieser Entscheidung können und wollen sich scheinbar nicht mehr so viele Menschen durchringen. Auch in veränderten Familienstrukturen sieht Mädler einen Grund dafür. „Heute arbeiten meistens beide Elternteile, der Haushalt wird gemeinsam gestemmt.“ Früher hätten Väter neben der Arbeit häufig mehr Freizeit gehabt, weil ihre Partnerinnen sich als Hausfrauen komplett um Heim und Kinder gekümmert hätten. Heute seien beide mehr eingespannt.
Abschreckend sei oft auch der gestiegene Verwaltungsaufwand, der mit vielen Ehrenämtern einhergeht. „Und ich könnte mir vorstellen, dass manch einer auch Angst davor hat, dass einem Kind unter seiner Aufsicht etwas zustößt“, überlegt Mädler. Als Gemeinde versuche Ursensollen ehrenamtliches Engagement in vielerlei Hinsicht zu unterstützen. Finanziell, aber auch menschlich. „Die Wertschätzung ist hier sehr hoch.“
Fehlt manchen Menschen vielleicht auch der Bezug zu den Vereinen im Dorf, weil sie neu zugezogen sind? Weil Traditionen verschwinden? „Das denke ich nicht“, widerspricht Mädler. In Ursensollen hätten viele Menschen, die nicht von dort stammen, ein neues Zuhause gefunden. Fehlendes ehrenamtliches Engagement lasse sich davon aber nicht abhängig machen, beobachtet der Bürgermeister. „Es liegt rein am Menschen selbst, ob er bereit ist, sich einzubringen.“
Um viele Vereine steht es schlecht: Sie haben verschiedene Probleme. Die einen suchen Nachwuchs, finden aber keinen. Die anderen haben ihn, dafür aber keine Betreuer und wieder andere stehen komplett vor der Auflösung, weil sich niemand im Vorstand engagiert. Sie haben ähnliche oder ganz andere Erfahrungen? Dann schreiben Sie uns: redaz[at]oberpfalzmedien[dot]de.
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