Mancherlei schaurige Exponate von der Doppelhalsgeige bis zu Galgenplatz-Modellen entzaubern in der von Bernhard Weigl zusammengestellten Sammlung das, was durch Filme wie „Das Wirtshaus im Spessart“ allzu fröhlich in den Köpfen geistert. Und das fängt schon beim Erscheinungsbild an: Statt eines verwegenen Mannsbildes begrüßt ein durchaus ordentlich gekleideter Vertreter des 18. Jahrhunderts die Besucherinnen und Besucher im Eingangsraum der Burg Dagestein in Vilseck. Dort ist ab Freitag, 20. Mai, die Sonderausstellung „Sehn wir Galg und Räder stehen“ zu sehen.
Spekulationen sind nicht die Sache des Kurators. Er hält sich an Verbürgtes, auch was den Oberpfälzer Räuber Franz Troglauer betrifft, der ab Juni im Mittelpunkt der Burgfestspiele Vilseck steht. Und genau das macht es auch schwierig: Über dessen Person und Umtriebe lasse sich zwar bis heute immer wieder Neues finden, so Weigl bei der Vorbesichtigung, die allermeisten Informationen stammen jedoch aus dem damaligen Schriftverkehr der Gerichte und Behörden.
Mit Mythen aufräumen
Während Weigl daher die fiktive Ausgestaltung der Figur Troglauer dem Autor des Festspiel-Theaterstücks, Bernhard Setzwein, überlässt, erweitert er selbst den Blick auf die allgemeine Gerichtsbarkeit der damaligen Zeit. Dabei will er unter anderem mit den Mythen um bestialische Folterpraktiken aufräumen.
Die „peinliche Befragung“ allerdings findet dennoch ihren Platz in der Ausstellung. Diese durfte aber, anders als im Mittelalter, nur noch von Scharfrichtern - sozusagen Fachpersonal - ausgeführt werden, betont Weigl. Einige der insgesamt 25 Schautafeln befassen sich zudem in historisch anschaulicher Weise mit den damals gängigen Variationen der Todesstrafe.
Folter und Todesstrafe
Den Besucherinnen und Besuchern das Gruseln zu lehren, ist jedoch weniger das Ziel des Kurators. Stattdessen will er der Tatsache, dass Todesstrafe und Folter aus unserem modernen Rechtssystem verbannt sind, zu bewussterer Wertschätzung verhelfen: „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Weigl auch mit Blick auf gar nicht so weit entfernte Nationen.
Dem Troglauer jedenfalls blieben Einkerkerungen, unter anderem in der Burg Dagestein, und das drakonische Ende am Amberger Galgen nicht erspart. Durch die Sonderausstellung mit privaten Leihgaben und solchen des Stadtmuseums Neustadt an der Waldnaab kehrt der einst so sagenumwobene Räuber nun aber posthum ins Licht der Öffentlichkeit zurück.
Teil der Burgfestspiele
Für den ambitionierten Hobby-Historiker Bernhard Weigl, der mehr durch Zufall im Staatsarchiv Amberg auf das Thema Troglauer stieß und auch schon ein Sachbuch darüber verfasst hat, ist es übrigens keine Premiere: 2008 hob er zusammen mit dem Freilandmuseum Neusath-Perschen seine Ausstellung aus der Taufe, die in ihrer kleineren Version nach 2010 in Neustadt an der Waldnaab nun auch in Vilseck im Rahmenprogramm der Burgfestspiele 2022 zu sehen ist.
Wissenswertes über die Sonderausstellung
- Bernhard Weigl, geboren 1969 in Weiden, lebt in Mantel, ist staatlich geprüfter Techniker und arbeitet für ein Ingenieurbüro.
- In seiner Freizeit verfasst Weigl Belletristik und Sachbücher, "Der Galgen ist mein Grab. Auf den Spuren der Räuberbande des Franz Troglauer durch die Oberpfalz" erschien 2005.
- Vernissage zur Sonderausstellung "Sehn wir Galg und Räder stehen" ist am Freitag, 20. Mai um 19 Uhr im Turm der Burg Dagestein in Vilseck.
- Öffnungszeiten: Bis 10. Juli an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr, für Besucherinnen und Besucher der Festspiele jeweils eine Stunde vor Aufführungsbeginn.
- Ein Ausstellungskatalog ist für 12,50 Euro erhältlich.
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