Ein erfolgreiches Team soll man nicht tauschen und so bleiben auch die Macher der Vilsecker Burgfestspiele bei Bewährtem: Schriftsteller Bernhard Setzwein hat nach Lola Montez zum zweiten Mal eine Episode der Vilsecker Historie in schauspieltaugliche Form gebracht, Regisseur Till Rickelt inszeniert das Räuberstück um den berüchtigten Franz Troglauer, der Theaterverein „Lolamannen“ bestückt die Nebenrollen, Beate Stock steuert die Kostüme bei und Kulturamtsleiterin Adolfine Nitschke kümmert sich wieder um alles, was vor, hinter und neben der Bühne anfällt.
Die Aufgaben der Spielleiterin und Co-Regisseurin übernimmt diesmal Maria Friedrich. Gemeinsam mit Till Rickelt steht sie dabei durchaus vor Herausforderungen, wie die Vorstellung des Projekts erkennen ließ. In der ersten Hälfte etwa sitze Franz Troglauer nämlich nur im Gefängnis und führe Dialoge, so Rickelt. Erste Proben haben aber schnell gezeigt, dass sich im Spiel eine eigene Dynamik entwickelt : „Es ist genau richtig so, wie es geschrieben ist“.
Aufführung an Original-Schauplatz
Bernhard Setzwein hat ja auch wahrlich Erfahrung mit Theatervorlagen, wie nicht nur der Erfolg seiner „Lola“ bewies. Diesmal also hievt er die Geschichte des 1754 in Mantel geborenen Franz Troglauer, gespielt von Bernhard Neumann, am Original-Schauplatz seiner Inhaftierung ins Rampenlicht. Die von ihm befehligte Räuberbande zählte seinerzeit zu den größten der Oberpfalz und man darf annehmen auch zu den berüchtigsten.
Dem Bamberger Bischof entwendete er den Bischofsstab, in Vilseck saß er 1796 im sogenannten Bärenloch ein wegen Rossdiebstahls. Das noch dickere Ende ereilte ihn dann 1801 am Amberger Galgen. So weit der historische Rahmen, den auch Bernhard Weigl in seinem Buch „Der Galgen ist ein Grab – auf den Spuren der Räuberbande des Franz Troglauer durch Oberpfalz und Franken“ beschreibt.
Zeit der Umbrüche
Über diese Inspirationsquelle hinaus nimmt sich Setzwein die dichterische Freiheit, eine Schwester ins Geschehen einzuführen und stattet seine Figur überdies mit sozial- und gesellschaftspolitischen Facetten aus. Diese haben sich insbesondere mit Blick auf die Zeit ergeben: Die französische Revolution war noch präsent in den Köpfen, Napoleons Revolutionstruppen erreichten selbst das kleine oberpfälzische Vilseck. Eine Zeit der Umbrüche also, in der sich die alte Ordnung und Freiheits-Ideale gegenüberstehen. Das Ziehen von Parallelen zum aktuellen Weltgeschehen möchte Regisseur Rickelt allerdings explizit dem Publikum überlassen.
Für den besonderen Unterhaltungswert schickt Setzwein das Bänkelsängerpaar Andrea Pancur und Gernot Ostermann in die Szenerie, das stilecht mit Leierkasten und Moritatentafeln die „Moral von der Geschicht“ komödiantisch unter die Lupe nimmt. Damit wäre dann auch alles vorhanden, was das vom Autor angestrebte „kritische moderne bayerische Volksstück“ braucht.
Nicht zu vergessen allerdings die generöse Unterstützung durch die Stadt Vilseck, die sich auch diesmal beim Finanziellen und Organisatorischen nicht lange geziert hat, wie der fürs Marketing zuständige Stefan Voit ergänzt. Eine von Bernhard Weigl kuratierte Sonderausstellung im Turm der Burg Dagestein und eine kulinarische Räuber-Führung runden die zweite Auflage der Burgfestspiele ebenso ab wie das eigens gebraute Vilsecker Festspiel-Bier der Brauerei Winkler Amberg und die Räuber-Spirituosen der Schnapsbrennerei Elbart. Bleibt nur noch die fürs Freilichttheater nicht unwesentliche Wetterfrage. Aber da ist Bürgermeister Hans-Martin Schertl zuversichtlich, hat es doch 2018 auch punktgenau mit der Schönwetter-Phase geklappt.
Die Burgfestspiele 2022 in Vilseck
- Uraufführung am Freitag, 24. Juni um 20 Uhr im Hof der Burg Dagestein, Schlossgasse 6-12, in Vilseck
- weitere Aufführungen: 25.06., 26.06., 01.07., 02.07.,03.07., 07.07., 08.07., 09.07. und 10.07.
- Tickets unter www.nt-ticket.de
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