Vohenstrauß
03.09.2019 - 11:30 Uhr

Indisches Springkraut breitet sich aus

Ihre Attraktivität ist trügerisch. Besonders an Bachläufen vermehren sich die Pflanzen mit ihren leuchtenden, violett-pinkfarbenen Blüten zuhauf. Das Indische Springkraut duldet keine Konkurrenz neben sich und ist daher kaum aufzuhalten.

An der Lerau in Vohenstrauß hat sich das Indische Springkraut rasant vermehrt und säumt den Bachlauf flächendeckend. Bild: ck
An der Lerau in Vohenstrauß hat sich das Indische Springkraut rasant vermehrt und säumt den Bachlauf flächendeckend.

Wenn im September den einheimischen Pflanzen so langsam die Kraft ausgeht, fängt die beste Zeit des Drüsigen (Indischen) Springkrauts (Impatiens glandulifera) erst an. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Zier,- und Bienenpflanze aus dem Himalaya-Gebiet eingeführt. Das Vorkommen an Bach- und Waldrändern und auf feuchten Wiesen ist derzeit unübersehbar.

Das Kraut gehört zur Familie der Balsaminengewächse. Es wird bis zu drei Meter hoch und benötigt gute Wasserversorgung. Eine einzige Pflanze erzeugt bis zu 4300 Samen, deren Keimfähigkeit über Jahre hinweg erhalten bleibt. Durch einen Schleudermechanismus, der durch kleinste Erschütterungen ausgelöst werden kann, verteilen die Kapseln ihren Samen bis zu sieben Meter weit. Der Samen wird nicht nur durch die Gewässerströmung, sondern auch durch Fahrzeuge und landwirtschaftliche oder forstliche Arbeiten verbreitet.

Früher in Gärten

Naturschützer schimpfen das Kraut "Neophyt" und würden es am liebsten sofort loswerden. Toni Wolf vom Bund Naturschutz in Tännesberg kennt die Eigenarten der rosa-violett blühenden, trügerischen Schönheit, die auch Bauernorchidee genannt wird, ganz genau. Für ihn steht fest: "Die Pflanze ist so dominant, da kommen einheimische Pflanzen wie das heimische Springkraut, das Mädesüß oder der Blutweiderich nicht mehr hoch. Die sind da total auf dem Rückmarsch." Besonders stark verbreitet ist das Indische Springkraut laut Wolf im Kainzbachtal ab Kleinschwand (bachabwärts), im Lerautal und im Luhetal.

Die Pflanze sei durchaus attraktiv und habe daher früher in vielen Gärten Platz gefunden. Mittlerweile hätten die meisten Hobbygärtner das violette Springkraut aus ihren Gärten verbannt. Eine großflächige Ausrottung sei laut dem BN-Sprecher fast unmöglich. Obwohl es mit seinen flachen Wurzeln leicht auszureißen wäre, sei der Aufwand aufgrund der enormen Vorkommen finanziell und organisatorisch nicht zu stemmen.

In England ist das Indische Springkraut dermaßen verbreitet, dass Schulklassen und Naturschützer feldzugmäßig dagegen vorgehen. "Balsam bashing" bedeutet dort: Pflanzen ausreißen und darauf herumtrampeln. Wolf weißt darauf hin, dass dies aber vor der Samenreife geschehen müsse.

Wolf erklärt, dass die meisten einheimischen Insektenarten mit dem Indischen Springkraut nichts anzufangen wüssten. Im Kampf gegen die Pflanze habe er vor Jahren einen Versuch gewagt:Auf kleineren Flächen an Bächen ließ er Rinder weiden. "Das hat auf Teilflächen tatsächlich geklappt. Alte Rinderrassen wie das Rotvieh sind offenbar nicht wählerisch und fressen das Springkraut trotz ihrer Bitterstoffe. Aber das kann man natürlich nicht überall machen."

Süßer Nektar

Zu seinen Gunsten kann man anführen, dass das Indische Springkraut als Bienenweide viel zu bieten hat. Im Herbst, wenn andere Blütenkräuter längst versamt und vertrocknet sind, werden die prächtigen Blüten fleißig von Bienen und Hummeln besucht. Der im Sporn verborgene Nektar weist mit 50 Prozent Zucker eine besonders hohe Konzentration auf und wird außerdem reichlich produziert, pro Pflanze etwa 40 Mal mehr Nektar als durch einheimische Pflanzen, dazu noch ein sehr hochwertiger zuckerhaltiger Pollen.

Der Vohenstraußer Bauamtschef und Vorsitzende des Altenstädter Imkervereins, Johann Balk, hat in der Nähe seiner Bienen ein größeres Springkraut-Vorkommen, das von den Tieren im Spätsommer auch gerne genutzt wird. Allerdings werde der Honig nicht geerntet, sondern für die Aufzucht der Jungen hergenommen. "Wir Imker brauchen das Springkraut nicht wirklich. Ich habe jahrelang versucht, es zu dezimieren. Aber im Grunde ist man machtlos dagegen", sagt Balk. Ein großer Aufwand zur Ausrottung sei kaum zu rechtfertigen, zumal das Kraut ja nicht wirklich gefährlich ist wie zum Beispiel das giftige Jakobskreuzkraut, das es laut Balk in unserer Region gottseidank bislang nicht gebe.

Küche und Heilkunde:

Köche und Feinschmecker nutzen das Indische Springkraut als kulinarische Quelle. So wird dem Samen ein gutes Nussaroma nachgesagt. Allerdings sollte man die grünen Pflanzenteile nicht roh und in größeren Mengen essen, weil sie stark abführend und harntreibend wirken. Alle Arten der Springkrautpflanzen sind in frischem Zustand leicht giftig.

In Indien wird ein Teeaufguss äußerlich zum Säubern von Wunden genutzt. Diese Behandlung soll auch Vernarbungen begünstigen. Der saftige Brei zerquetschter Blätter soll Ausschlag von Brennnesseln sofort lindern und gegen Pilzinfektionen der Haut wirksam sein.

Die Bachblüte Impatiens ist die Blüte gegen die Ungeduld. Das geht schon aus dem lateinischen Namen der Pflanzengattung hervor. Impatiens bedeutet übersetzt Ungeduld. Er ist darauf zurückzuführen, dass die Früchte der Pflanze beim kleinsten Windhauch explosionsartig aufspringen und ihre Samen herausschleudern.

Dr. Edward Bach empfahl Impatiens den Menschen, die unter starken Schmerzen leiden, die nervös, schnell gereizt sind und sich nicht entspannen können. Für die Bachblüten-Essenz werden nur die hellen, zart malvefarbenen Blüten verwendet. (ck)

Im Kainzbachtal bei Kleinschwand (hier ein Quellzufluss zum Kainzbach) breitet sich die Bauernorchidee - wie das Indische Springkraut auch genannt wird - rasant aus. Bild: bey
Im Kainzbachtal bei Kleinschwand (hier ein Quellzufluss zum Kainzbach) breitet sich die Bauernorchidee - wie das Indische Springkraut auch genannt wird - rasant aus.
In der Ortschaft Lerau ist am gleichnamigen Bach das Indische Springkraut weit verbreitet. Bild: ck
In der Ortschaft Lerau ist am gleichnamigen Bach das Indische Springkraut weit verbreitet.
 
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