Wer von Weißenstein auf dem Rundwanderweg Nummer 5 zum Ulrichsbild bei Braunetsrieth wandert, bewegt sich auf dem flachen Rücken des Zedernberges. Auf einer Höhe von 672 Metern steht von hohen Bäumen umschlossen die sogenannte Blockhütte auf der Platte. Dabei denkt man unwillkürlich auch an die Penzachhütte im Süden der Stadt Vohenstrauß. Und sie haben auch vieles gemeinsam. Die Penzachhütte wurde in der Amtszeit des Ehrenbürgers und königlichen Försters Franz Thelemann um 1907 erbaut.
Einige Jahre vorher war bereits die Blockhütte ein beliebtes Ausflugsziel der Vohenstraußer. Vom 16. April 1905 stammt wohl ein Foto, das dort einen zufriedenen Jäger inmitten seiner Jagdtrophäen, einem Rehkitz und einem Auerhahn zeigt. Unter diesem Datum hat der junge Richard Bamler in seinem Tagebuch vermerkt: „Nachmittags gingen wir auf die Platte, wo wir die Hütte photographierten.“ Nach einer gelungenen Theateraufführung wanderten die Mitglieder und Freunde des Turnvereins im gleichen Jahr 1905 morgens um 4 Uhr durch Wald und Flur zur Platte. Auf einem Foto tragen die Damen sogar noch ihre Theater-Dirndln.
Nur ein Imbiss fehlt noch
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg hieß es 1913: „Wie ist es doch jetzt so schön auf der Platten! Warum in die Ferne schweifen, liegt das Gute doch so nah!“ Aber es wird auch bedauert, dass an der Blockhütte keine Erfrischungen oder ein Imbiss angeboten werden. Sogar die damalige Tageszeitung „Vohenstraußer Anzeiger“ schwärmte mit einem Gedicht: „Wie schweift der Blick weit in die Rund’, knüpft mit der Natur ‚nen Liebesbund!“ Heute lässt sich mit den Augen nicht mehr in die Runde schweifen, die Hütte ist inzwischen von hohen Bäumen umsäumt. Doch nach Westen öffnet sich plötzlich eine Sicht auf das unten liegende Städtchen Vohenstrauß, wenn man Glück hat, genau im warmen Abendlicht der Oktobersonne.
In seinen „Wetter- und Bauernregeln“ vermerkte Lehrer Sepp Kraus: „Gaiht d’Sunna gelb üba d‘ Plattn af, wird a schoina Dooch draaf.“
"Plattenmarsch" komponiert
Nach dem Ersten Weltkrieg genoss man wieder die „wohlgepflegten“ Anlagen im Penzach, im Aspach und auf dem Zederberg. Und Christian Lang, der 1919 seine Tätigkeit im Rasieren und Haareschneiden dem approbierten Bader Hans Hoch übertrug, jedoch weiterhin als Zahntechniker tätig war, komponierte sogar den „Vohenstraußer Plattenmarsch“, den Max Höllerer, der Leiter der Vohenstraußer Stadtkapelle für Blasmusik arrangierte und ab 1920 in den Konzerten auf dem Kirchplatz der Öffentlichkeit vorstellte. Das Waldgebiet der Platte wurde immer beliebter. 1928 wanderte der Frauenbund unter anderem mit Jette Lang vom „Bäckernickl“ und Hermann Lehner von der Hopfenmühle auf die Blockhütte.
Der Oberpfälzer Waldverein schwärmte von einer Ski-Abfahrt von der Platte in Richtung Braunetsrieth. Das Forstamt erstellte daraufhin einen Lageplan für einen zehn Meter breiten Durchhau. Im November 1931 erklärte sich die Simultankirchenverwaltung unter Vorsitz von Stadtpfarrer Ludwig Hopf und Geistlicher Rat Eduard Griener bereit, die benötigte Waldfläche abzutreten. Ein Veto legte jedoch dann das Bischöfliche Ordinariat in Regensburg ein. Es fürchtete eine Konkurrenz zu den vormittäglichen Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen.
Im Mai 1933 wurde die Sturmabteilung (SA) und die Freiwillige Sanitätskolonne zu einer Geländeübung alarmiert. Lastautos transportierten die in kürzester Frist herbeigeholten Mannschaften zum Übungsgelände auf die Platte. „Mit dem bereits dort verschanzten Gegner konnte alsbald Fühlung genommen und sehr rasch ein lebhaftes Feuergefecht sich entwickeln.“ Unterdessen errichtete die Freiwillige Sanitätskolonne ein Zeltlager für die Verwundeten und sandte ihre Mannschaft zum „Kampfplatz“, wo bereits zahlreiche Verwundete der Hilfe harrten. Die Sanitäter hatten vollauf zu tun mit Anlegen der Notverbände und Abtransport zum Lagerplatz. Nach dieser „sehr gut verlaufenen Übung“ erfolgte der Rückmarsch nach Vohenstrauß.
Aussichtsturm geplant
Manches Plattenfest wurde abgehalten. So lud etwa der Oberpfälzer Waldverein im Mai 1989 zu einem „Fest rund um das Plattenhäusl“ ein. Zur Brotzeit hallten durch den Wald Musikstücke und Anekdoten, die an den legendären Musiker Janda Sepperl erinnerten. 1996 führte die Wanderung des Hauptvereins zum „Vohenstraußer Hausberg.“ Um diese Zeit entstand unter dem Vorsitzenden Hans Wurdack auch die Planung für einen Aussichtsturm auf der Platte. Er sollte eine statisch günstige Dreiecksform mit Holzverkleidung werden, wie Architekt Peter Bantelmann konkreter im Jahre 2004 ausführte. Die Plattform liege auf 30 Meter Höhe, 176 Stufen müssten die Besucher erklimmen. Nicht nur die hohen Kosten, sondern auch die immer mehr in die Höhe wachsenden Bäume verhinderten das Projekt. Übrigens war dieser Turm bereits im Jahre 1924 angedacht. Allerdings nicht als ernst zu nehmende Pointe in der „Faschingszeitung“: „Der hiesige Verschönerungs- und Waldverein hat bereits einige Zentner Farbe gekauft um die Wegmarkierungen vornehmen zu können. Ebenso soll auf der Platte ein Aussichtsturm errichtet werden von 120 Metern Höhe. Großartige Aussicht in einem Umkreis von 50 Meter.“
Vor 50 Jahren schilderte der Vohenstraußer Bäckermeister Donat Pinter (1890-1977) eine Wanderung zur Blockhütte: „Wenn man den markierten Gangsteig zur Platte geht, kommt man auch ins Gstaudach und übers Meilerstatt, dort soll es heute noch umgehen. Es hatte nämlich dort ein Kohlenbrenner seinen Meiler und brannte Holzkohlen. Bekanntlich musste dieser Tag und Nacht auf den Füßen sein. Dort ist auch die schwarze Erde daheim. Wenn jemand hier schwarze Blumenerde braucht, geht er dorthin. Dann geht der Marsch zum Grundlosen Weiher. Man freut sich, dass in der Waldeinsamkeit auf der Platte eine Unterkunftshütte steht.“
In der Hütte las Pinter die Hinterlassenschaften der vielen Besucher mit und ohne Anhang, besonders von Berlin, auch Bonn, Mainz, Frankfurt und München waren dabei: „Ich bin einmal auch an einer Ausflugsstätte gewesen, so wie die Platte eine ist. Dort war ein Plakat zu lesen folgenden Inhalts: Es ist ja gänzlich schnuppe, ob hier zu lesen ist, dass Du mit Deiner Puppe mal hier gewesen bist.“ Wer heute die Blockhütte besucht, kann das nur bestätigen.
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