„Im Dezember steigen die Aufgriffe rasant an“, sagt Johann Miesbeck, Sprecher der Bundespolizei Waidhaus. Im Jahr 2018 beschlagnahmten seine Kollegen in 125 Fällen insgesamt 7200 Stück Pyrotechnik. Allein 80 Aufgriffe waren es im November und Dezember 2018. Im aktuellen Jahr schlugen die Fahnder 57 Mal zu, davon 31 Mal seit November. Die Ware gelange nicht nur über die A 6 oder die B 299 nach Deutschland, sondern auf allen Wegen, sagt Polizeidirektor Gerhard Höfler, Dienststellenleiter der Bundespolizei Waidhaus. „Zur Not laufen die mit dem Rucksack über die Grenze.“
Verstoß gegen Sprengstoffgesetz
Wer Böller und Raketen auf dem tschechischen Asiamarkt kauft, macht sich ab dem Zeitpunkt der Einfuhr nach Deutschland strafbar. Denn die in Tschechien frei verkäufliche Ware verstößt in Deutschland gegen das Sprengstoffgesetz. Bei Anzeigen in diesem Bereich liegt die Bundespolizei Waidhaus bundesweit an erster Stelle.
Wer größere Mengen Sprengkörper transportiert, begeht obendrein eine Ordnungswidrigkeit nach dem Gefahrgutgesetz. Es gibt allerdings noch mehr Gründe, auf die Feuerwerks-Einkaufstour im Nachbarland zu verzichten. „Die Feuerwerkskörper haben allesamt eine unkontrollierbare Wirkung, und wer sie benutzt, gefährdet nicht nur sich selber, sondern auch andere“, mahnt Höfler. Sein Appell: „Am besten die Finger davon lassen. Keiner möchte, dass Kinder von solchen illegalen Böllern verletzt werden.“ Bei Jugendlichen seien durch die schweren Verletzungen schnell Berufswünsche und Lebensvorstellungen zerstört. Und wer Alkohol im Blut habe, reagiere nach der Zündung häufig viel zu langsam.
Höfler erinnert sich an einen besonders heiklen Aufgriff von 1000 Kilogramm Pyrotechnik in einem Transporter. „Das war eine Ausnahmesituation in der Dienststelle, weil wir nicht gewusst haben, wie wir das Zeug sichern sollen.“ Am Ende sei es im Hundezwinger zwischengelagert worden.
"La Bomba" und "Dum Bum"
Die illegalen Böller heißen „La Bomba“, „Blitzknall-Raketen“ oder „Dum Bum“. „Da ist der Name Programm“, sagt Miesbeck. Er zeigt ein Video, auf dem die komplette Rückseite eines Opel Corsas durch die Zündung einer kleinen Ladung „Blitzknall“ zerfetzt wird.
Ähnliches geschieht mit Kohlköpfen und Schweinefüßen, die zwei Entschärfer aus Rosenheim in Waidhaus zur Veranschaulichung der Sprengkraft zur Explosion bringen. Dabei wird vor allem eines deutlich: Weder die Zeit vom Anzünden bis zur Explosion, noch die Sprengkraft lassen sich bei illegalen Feuerwerkskörpern vorhersagen – trotz gleich langer Zündschnüre und der oft geringen Größe der Böller. Einer fliegt nach wenigen Sekunden in die Luft, der andere nach einer oder fünf Minuten. Der größte Fehler laut Pressesprecher Franz Völkl: „Die billigen Kracher aus Tschechien so einschätzen wie die deutschen Kracher.“
Neben der Verletzungsgefahr sind die zu erwartenden Kosten ein guter Grund, auf illegales Feuerwerk zu verzichten. Straftäter erhalten eine Geld- oder Haftstrafe. Außerdem müssen sie die Kosten für den Transport und die Entsorgung der Pyrotechnik tragen. Die haben es in sich: fünf Euro pro Kilogramm plus pauschal 1000 Euro unabhängig vom Gewicht. Die gefährliche Ware wird in Spezialbehältern zwischengelagert und von speziell ausgebildeten Beamten in Sicherheitsfahrzeugen abtransportiert.
Gefälschte Prüfsiegel
Empfehlungen zur Erkennung illegaler Pyrotechnik gibt die Bundespolizei nicht. „Wir raten, generell die Finger davon zu lassen“, sagt Höfler. Ein Laie könne nicht erkennen, ob die Feuerwerkskörper hier erlaubt sind. Zudem würden Prüfsiegel häufig gefälscht.
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