Waldsassen
08.08.2019 - 10:49 Uhr

Orgelpfeifen müssen noch einmal raus

Sechs Wochen. Die Zeitvorgabe ist sportlich. Zu schaffen sollte das Pensum aber dennoch sein, so einer Mitarbeiter hoch droben auf der Empore der Basilika Waldsassen. "Es ist ja schon alles einmal gereinigt worden."

Michael Becker auf der Empore in der Basilika beim Entfernen der Orgelpfeifen. Der Orgelbaumeister war schon bei der ersten Reinigung nach dem Abschluss der Innensanierung dabei. Bild: pz
Michael Becker auf der Empore in der Basilika beim Entfernen der Orgelpfeifen. Der Orgelbaumeister war schon bei der ersten Reinigung nach dem Abschluss der Innensanierung dabei.

Orgelbaumeister Michael Becker war schon bei der ersten Säuberungsaktion kurz nach dem Abschluss der Innensanierung dabei. Damit beauftragt war Markus Bäumler aus Rothenstadt bei Weiden, nun ist die Firma wieder vor Ort. Das Gerüst ist am Montag errichtet worden. Am Dienstag starteten dann die eigentlichen Arbeiten. Für die Maßnahme hat der Verein der Freunde der Basilika Waldsassen die stolze Summe von 25 000 Euro gespendet.

Das Vorstandsteam des aktuell 194 zählenden Freundeskreis unter dem Vorsitz des weltbekannten Trompeters Ludwig Güttler hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, dass der Förderverein die katholische Kirchenstiftung bei der Finanzierung der weiteren Reinigung unterstützen will. Die Spende entspricht in etwa der Hälfte der Kosten, erklärten Stadtpfarrer Thomas Vogl und Kirchenmusikdirektor Andreas Sagstetter, nachdem die Basilikafreunde den symbolischen Scheck überreichten.

Waldsassen06.08.2019

Die Reinigung war ganz bewusst in die ruhigere Zeit in den Sommerferien gelegt worden - zwischen dem Orgelkonzert von Professor Günther Kaunzinger am Sonntag und einem markanten Datum: "Sie wollen sich bemühen schon am 15. September fertig zu sein", erklärt Stadtpfarrer Thomas Vogl über die Leute auf der Empore. An diesem Tag feiert die Pfarrgemeinde "50 Jahre Basilika Waldsassen". "Es würde dann auch gut passen zum Jubiläum."

"Es muss jede Pfeife raus", erklärt Sagstetter zum Ablauf der Aktion und sagt, dass dieser erste Teil der Arbeiten auch der schnellste sei. Dann müssten die Hohlräume der Windladen, auf denen die Orgelpfeifen lagern, gereinigt werden. Danach folgen die Kontrolle der Klangfarbe und der Intonation, zum Abschluss müssen alle Pfeifen gestimmt werden.

Insgesamt zählt die Orgel in der Basilika 7720 Pfeifen. "Dort oben sind es 60 Register, also rund 5000 Pfeifen", überschlägt Sagstetter die zu reinigende Anzahl. "Es muss alles raus, zumindest jeweils auf einer Seite."

"Die Pfeifen müssen dort oben auf der Empore gelagert werden", erklärt der Kirchenmusiker, weshalb das Gerüst mit mehreren Zwischenböden ausgestattet ist. Vermieden werden dadurch weite Wege, mit denen wertvolle Zeit verloren ginge. Alleine das Stimmen und die Intonation dürften nach Schätzungen von Sagstetter zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen.

Hier geht's zum Bericht über die erste Orgelreinigung

Die Chororgel im vorderen Kirchenschiff ist von den Reinigungsarbeiten nicht betroffen; sie funktioniert weiterhin und wird bei der musikalischen Begleitung der liturgischen Feiern eingesetzt.

In der Vergangenheit immer wieder ein Thema war die Frage, wer denn für Kosten für eine weitere Orgelreinigung aufkommen würde. "Wir müssten den Freistaat verklagen", sagt dazu Stadtpfarrer Thomas Vogl und fügt hinzu: "Da sagt der gesunde Menschenverstand und auch die Rechtsauskunft, dass das wenig mit Erfolg verbunden sein wird." Selbst wenn es einen Vergleich gäbe, so stünde dieser in keiner Relation zu den damit verbunden Kosten und dem eigentlichen finanziellen Aufwand.

"Wir müssen jetzt damit anfangen", unterstreicht Sagstetter, dass die Maßnahme keinen weiteren Aufschub duldet. Denn der Staub sei nicht nur in den Pfeifen, sondern habe sich auch auf die Elektromagneten gelegt: Deshalb hätten sich verschiedene Töne vom Spieltisch aus nicht mehr ansteuern lassen. Staub habe die Kontakte verschmutzt. "Es ist jetzt an der Zeit", ergänzt auch der Stadtpfarrer im Hinblick auf die Reinigung, "um nicht noch mehr Schäden und noch mehr Kosten zu verursachen".

"Wir freuen uns, dass wir soweit helfen konnten", erklärt Willi Prechtl, stellvertretender Vorsitzender der Basilikafreunde. Zielsetzung des Vereins sei der Erhalt und Förderung der Kirche und der Kirchenmusik. "Insofern sind hier beide Bereiche abgedeckt." "Das ist für den relativ jungen Verein eine beachtliche Aktion und ein Beitrag, der sich sehen lassen", erklärte Stadtpfarrer Thomas Vogl über die Zuwendung. Dafür müsse man den 194 Mitgliedern danken, aber auch einigen Einzelspendern.

Nach dem Abschluss der Orgelreinigung wird Ludwig Güttler in Waldsassen erwartet, zum Basilikakonzert am 29. September. Der weltbekannte Trompetenvirtuose hatte die Gründung der Basilikafreunde angeregt und ist auch deren Vorsitzender. "Er freut sich, wenn er 100 neue Anmeldungen entgegennehmen kann", meinte Pfarrer Vogl augenzwinkernd.

Er hatte zuvor erwähnt, dass ambitionierte Leute die nun übergebene Spende zum Anlass nehmen könnten, Mitglied bei den Basilikafreunden zu werden oder ihnen zumindest mit einer Spende helfen könnten, "... weil man sieht, was man Gutes bewirkt damit".

 
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