Weiden in der Oberpfalz
14.09.2020 - 15:33 Uhr

52-Jähriger vor Gericht: Raffiniertes Drogenversteck im Kofferraum

Steif und fest behauptete ein 52-Jähriger nun vor dem Weidener Landgericht, dass er nichts von den im Kofferraum seines Autos versteckten Drogen gewusst habe. Verurteilt wurde er trotzdem.

Ein 52-Jähriger steht wegen versteckten Drogen in Weiden vor Gericht. Symbolbild: Peter Steffen/dpa
Ein 52-Jähriger steht wegen versteckten Drogen in Weiden vor Gericht.

Landgerichtspräsident Gerhard Heindl, Richterin Susanne Pamler und die beiden Schöffinnen nahmen einem 52-jährigen Angeklagten nicht ab, dass er vom Drogenversteck in seinem Kofferraum nichts gewusst habe, und verurteilten ihn zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe.

Ende Februar hatte die Grenzpolizei Waidhaus den Serben in einem Hyundai mit tschechischem Kennzeichen gestellt. Im Kofferraum des Wagens entdeckten die Beamten ein mit einem raffinierten System gesichertes Versteck. Zuerst musste man die Zündung des Autos starten, dann Abblendlicht und Nebelscheinwerfer einschalten, sowie sodann mit einem Magneten eine bestimmte Stelle berühren bis sich eine Metallkiste öffnete. Darin waren 3494,4 Gramm Marihuana, in sieben Plastikbeuteln verpackt, zu finden. Der gelernte Koch und frühere Betreiber einer Pizzeria am Prager Wenzelsplatz sagte, er habe den Auftrag gehabt, das Auto zum Verkauf nach Deutschland zu überführen. Vom Rauschgift habe er keine Ahnung gehabt.

Ein Nürnberger Polizist bezeichnete das Versteck als „raffiniert“ und „ziemlich professionell“. In Tschechien seien in der Folge mehrere Bandenmitglieder festgenommen worden. Eine Marihuana-Plantage auf einem landwirtschaftlichen Anwesen sei aufgeflogen. Eine an dem Aufgriff in der Oberpfalz beteiligte Beamtin berichtete, dass ihr sehr viele Duftbäumchen aufgefallen seien, als sie das Auto des Beschuldigten zur Dienststelle überführte. Offenbar seien diese dazu da gewesen, den Marihuana-Geruch zu überdecken.

Dr. Thomas Wenske vom rechtsmedizinischen Institut der Universität Erlangen berichtete, dass der Angeklagte seit zehn Jahren drogen- und alkoholsüchtig sei. Der hohe Preis von Kokain – in Tschechien ähnlich hoch wie in Deutschland – habe den geschiedenen Vater dreier Kinder in finanzielle Nöte gebracht.

Zum Verhängnis wurden dem bisher unbescholtenen Mann ein Film einer Überwachungskamera, die ihn mit Komplizen beim Besichtigen des Kofferraums des Autos zeigte, das er, nach eigenen Angaben nie vorher gesehen haben wollte. Des Weiteren gab es einen Aktenvermerk der tschechischen Behörden. Diese hatten eine Unterhaltung des Angeklagten und eines Komplizen in einem Skoda aufgenommen, als man sich über den geplanten Rauschgiftschmuggel unterhielt.

Staatsanwalt Sebastian Goldmann forderte sechs Jahre Freiheitsstrafe, Rechtsanwalt Matthias Haberl Freispruch. Es habe an den Drogenpäckchen keine Fingerabdrücke seines Mandanten gegeben und auch das Video beweise kein Mitwissen des 52-Jährigen. Die Richter der 1. großen Strafkammer sahen dies anders. Der Film zeige, dass ihm das Versteck bekannt gewesen war. Zudem war in dem Abhörprotokoll von „Halb-Kilo-Päckchen“ gesprochen worden und deren seien es auch dann wirklich sieben Stück gewesen.

Weiden in der Oberpfalz31.08.2020
 
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