Weiden in der Oberpfalz
05.05.2025 - 13:50 Uhr

8. Mai in Weiden: Erinnerung an Kriegsende mit gemeinsamem Einsatz der Religionen für Frieden

Religionen beten gemeinsam für den Frieden: Der interreligiöse Gesprächskreis Weiden organisiert zum 80. Jahrestag des Kriegsendes eine besondere Andacht. Gemeinsames Ziel ist es, Hoffnung zu verbreiten und die Zukunft mitzugestalten.

Unter dem Motto „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ organisiert der interreligiöse Gesprächskreis Weiden 80 Jahre nach dem Kriegsende in Weiden am Donnerstag, 8. Mai, in St. Michael um 17 Uhr eine interreligiöse Friedensandacht. Es geht darum, dem 80. Jahrestag eine hoffnungsvolle und Frieden ersehnende Perspektive zu geben. Statt Rückschau steht die Zukunft im Fokus.

Die könne nach den Worten des Michldorfer Pfarrers Alfons Forster nur im persönlichen Dialog und im Miteinander der Religionen gestaltet werden. Forster leitet den interreligiösen Gesprächskreis. Angesichts der unruhigen Weltlage und mancher Spaltungen in der Gesellschaft engagieren sich die drei großen Religionen in der Stadt gemeinsam. Forster holte die muslimischen und jüdischen Partner mit ins Boot. Die Initiative für die Veranstaltung war vom evangelischen Dekan Thomas Guba und dem Pfarrteam von St. Markus und St. Michael ausgegangen.

Dekan Thomas Guba

"Der 80. Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges ist ein guter Anlass, um miteinander in die Zukunft zu schauen und für den Frieden heute zu beten", sagt Guba zur Motivation für die gemeinsame Friedensandacht. Christen, Juden und Muslime leben zusammen in dieser Stadt. "Wir wollen gemeinsam nach vorne schauen und fragen: Wie geht es weiter? Was können wir zum Frieden beitragen?"

Pfarrer Alfons Forster

Nach Forsters Worten sind Gedanken des Friedens bei allen Religionen ein wichtiger Bestandteil. "Das verbindet uns auch im interreligiösen Gesprächskreis Weiden seit vielen Jahren. Die Offenheit und der Respekt voreinander machen es möglich, dass wir vertrauensvoll miteinander umgehen können." Über die Jahre ergaben sich kurze Wege. "Man kennt sich und trifft bei den anderen immer auf offene Ohren." Das ermögliche auch den gemeinsamen Einsatz für den Frieden in dieser Aktion

Werner Friedmann

"Überall brennt es: im Nahen Osten, in der Ukraine", betont Werner Friedmann von der Jüdischen Gemeinde. "Wir wünschen uns Frieden, Schalom, für die ganze Welt." Die Friedensandacht könne einen Anstoß geben, dass dort, wo wir gehört werden, Frieden entstehen kann.

Dass Frieden wachsen kann, hänge vor allem an einzelnen Personen, die friedlich miteinander leben. Damit geben sie ein Beispiel dafür, wie ein friedliches Zusammenleben sein sollte. "Das erlebe ich zum Beispiel im Interreligiösen Gesprächskreis", sagt Friedmann zum Beitrag der gemeinsamen Initiative verschiedener Religionen.

Imam Maher Khedr

"Die Friedensandacht ist ein Moment des Innehaltens, der Reflexion und des gemeinsamen Gebets. Sie soll uns daran erinnern, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein aktiver Auftrag an uns alle", mahnt Imam Maher Khedr vom deutschsprachigen Muslimenkreis Weiden. In der islamischen Tradition sei das Streben nach Frieden ein zentrales ethisches Prinzip. "Die Friedensandacht kann Bewusstsein schaffen für unsere gemeinsame Verantwortung, ein friedliches Miteinander zu fördern über alle religiösen, kulturellen und gesellschaftlichen Grenzen hinweg."

Das Wort Frieden (salam) bezeichnet nach Khedrs Worten im Islam nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern einen umfassenden Zustand der Gerechtigkeit, Sicherheit und inneren Ausgeglichenheit. "Der Name Gottes „As-Salām“ – der Friede – zeigt, dass der Friede ein göttliches Ideal ist, das wir anstreben sollen: in uns selbst, in unseren Beziehungen und in der Gesellschaft." Wahrer Friede, so Khedr weiter, beginne im Herzen und entfalte sich durch gerechtes Handeln, Mitgefühl und gegenseitige Achtung.

Der Weidener Iman bezeichnet Religionen als Brückenbauer, wenn sie verantwortungsvoll gelebt werden. "Der Islam lehrt, dass alle Menschen Würde besitzen und Teil einer vielfältigen Menschheitsfamilie sind." Der Koran fordere Völker und Stämme dazu auf, einander kennen zu lernen. "Der Islam kann durch seine ethischen Prinzipien – Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Dialog – wesentlich zum sozialen Frieden und zum respektvollen Zusammenleben in unserer Gesellschaft beitragen."

Info:

Interreligiöser Gesprächskreis

  • Start nach den Anschlägen vom 11. September 2001
  • Teilnehmer: evangelische und katholische Kirche, Deutschsprachiger Muslimkreis, Türkisch-Islamische Gemeinde, Jüdische Gemeinde, der Integrationsbeauftragte der Stadt und Die Initiative.
  • Ziel: Förderung des gegenseitigen Verständnisses und gemeinsamer Einsatz gegen Diskriminierungen einzelner Religionen
  • Aktionen: gemeinsame Friedensgebete, interreligiöse Kalender, Beteiligung an Nacht der Demokratie; Flyer für muslimische Eltern von Kindern in christlichen Kitas gegen Befürchtungen, dass Kinder dort zum christlichen Glauben geführt werden sollen.
 
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