Kurz vor zwölf Uhr greift eine Frau vor einem griechischen Lokal am Unteren Markt Passanten mit einem Schwert an. Drei Menschen verletzt sie dabei, zwei müssen ins Krankenhaus. Nicht weit entfernt von den Tischen des Lokals liegt später die Tatwaffe, eingekreist von roten Hütchen. Nur wenige Meter weiter gibt Florian Beck, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, gegen 13.15 Uhr das erste Pressestatement. "Gegen 11.54 Uhr ging ein Notruf ein, dass eine Frau mit einem schwertähnlichen Gegenstand Personen verletzen soll", sagt Beck. Mehrere Passanten sollen die Frau daraufhin überwältigt, entwaffnet und solange festgehalten haben, bis die Polizei eintraf.
Binnen weniger Minuten nach dem Vorfall ist der Untere Markt komplett abgeriegelt. Zwischen Hutergasse und Unterer Bachgasse ist alles mit rot-weißem Band abgesperrt. In den Fensterscheiben der umliegenden Geschäfte und Restaurants spiegeln sich die Blaulichter der gut 15 Einsatzfahrzeuge der Polizei.
Großes Lob für die Polizei
"Am Anfang war eigentlich alles ganz entspannt, weil wir gedacht haben, das sei eine ältere Frau, die einen Wanderstock hat und damit zuschlägt, bis wir realisiert haben, dass das ein Degen ist", berichtet Martin Sauer, Geschäftsführer des Café Ristretto. Sauer ist, wie er sagt, selbst Fechter und identifiziert die Waffe deswegen als Degen.
Er beobachtete das Geschehen vom Außenbereich seines Cafés, das nur wenige Meter vom Tatort entfernt liegt. "Einer hat sie zu Boden gebracht und entwaffnet, der war sehr fit", beschreibt Sauer das couragierte Eingreifen eines Passanten. Danach sei alles schnell gegangen: Einer von Sauers Kollegen rief die Polizei, die nach knapp drei Minuten vor Ort war. "Wirklich ein großes Lob an die Polizei, die waren wesentlich schneller da als der Notarzt." Trotzdem überwiegt bei Martin Sauer der Schock. "Wirklich eine krasse Sache und das bei uns in Weiden. Die Leute drehen einfach immer mehr durch – einfach irre."
Ob die Frau eventuell einen verwirrten Eindruck gemacht habe, habe er aus der Ferne nicht ausmachen können. Auch Polizeisprecher Florian Beck macht zu dem Motiv und dem psychischen Zustand der Frau keine Angaben. Sauer, der sich wegen seines Hobbys mit solchen Waffen auskennt, stellt zudem die Frage, woher die Frau "einen antiken, scharfen Säbel hat, welcher in Deutschland eigentlich verboten ist".
Zeugen befragt
An der Absperrung selbst bleiben immer wieder Fußgänger und Fahrradfahrer stehen und schauen verdutzt auf das Großaufgebot der Polizei. Die Gäste, die in den Bars und Restaurants innerhalb des abgesperrten Bereichs sitzen, dürfen dort sitzen bleiben. Vor allem Sätze wie dieser sind oft zu hören: "So etwas passiert doch nur in Großstädten, nicht bei uns in Weiden." Manche Gäste werden von der Polizei als mögliche Zeugen befragt. Immer wieder fragen Passanten nach, ob sie nicht wenigstens in ein großes Bekleidungsgeschäft in der Nähe des Tatorts oder einfach nur schnell durch die Absperrung auf die andere Seite dürfen. Mit freundlicher Gelassenheit erklären die Einsatzkräfte, dass es sich bei dem kompletten abgesperrten Bereich um einen Tatort handle und keiner außer der Polizei und der Spurensicherung im Moment hineindürfe. Die meisten akzeptieren das und machen sich auf den Weg, den abgesperrten Bereich zu umgehen.
Zwei Frauen und ein kleines Mädchen auf Fahrrädern stehen ebenfalls vor dem rot-weißen Absperrband. Sie sind Touristen, kommen nicht von hier. "Da ist man einmal in Weiden und dann das", sagt eine der Frauen. Das Mädchen schaut währenddessen ängstlich auf das Durcheinander an Polizeiautos und Uniformierten. Ein Polizist, der an einer der Seitengassen des Unteren Marktes steht, beruhigt sie: "Keine Angst, wir haben die Böse schon geschnappt!" Die Bedienung eines angrenzenden Lokals war zur Tatzeit offenbar im Außenbereich zu Gange und hatte einen direkten Blick auf die Geschehnisse. "Ich habe alles gesehen – jetzt will ich alles schnell wieder vergessen." Mehr wolle sie nicht zu dem Vorfall sagen.
Ähnlichkeit zu Amberger Vorfall
Im Jahr 2004 kam es in Amberg schon zu einem ähnlichen Vorfall. Damals tötete ein psychisch kranker 22-Jähriger den Besitzer eines Waffenladens in der Amberger Innenstadt mit einem Samurai-Schwert. In einer Vernehmung gab der Mann an, er sei "der Erzengel Gabriel" und habe den Auftrag bekommen, den Ladenbesitzer, den er für den Teufel hielt, zu töten. Unter dem Namen "Amberger Samurai-Mord" machte der Vorfall 2004 bundesweite Schlagzeilen. Ob es bei dem Vorfall in Weiden um ähnliche Voraussetzungen, eventuell sogar ein ähnliches Krankheitsbild handelt, werden die Ermittlungen der Kriminalpolizei Weiden ergeben.
Informationen zur Schwertattacke am Unteren Markt
- Wann: Dienstag, 11:54 Uhr
- Wo: Unterer Markt, Weidener Innenstadt
- Täterin: 65-jährige Frau aus dem Landkreis Neustadt an der Waldnaab
- Motiv: bislang noch völlig unklar
- Drei Verletze, davon zwei in das Klinikum Weiden gebracht
- Kriminalpolizei Weiden übernimmt die Ermittlungen
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