Ein SS-Mann, der, den Rücken dem Fotografen zugewandt, mit geschultertem Gewehr über Häftlinge wacht, rechts von ihnen die Burgruine Flossenbürg – und über allem wehen Fahnen mit den Insignien der SS-Totenkopfverbände. Oder eine Gruppe Häftlinge, die einen schweren Gegenstand ohne technische Hilfsmittel bewegen müssen – vor dem Steinbruch, der als modernes und effizientes Wirtschaftsunternehmen in Szene gesetzt werden soll. Um Fotos wie diese soll es am Dienstag, 11. November, um 19 Uhr gehen. Die Regionalbibliothek Weiden und die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg laden dann zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein: Vorgestellt wird der wissenschaftliche Band „Inszenierung, Schnappschuss, Dokumentation. Fotografien aus dem Lagerkomplex Flossenbürg“.
Der Band widmet sich erstmals systematisch den Fotografien, die im KZ-Komplex Flossenbürg im Auftrag der SS entstanden oder von SS-Männern in ihrer Freizeit aufgenommen wurden, heißt es in einer Mitteilung der Gedenkstätte. Anders als die bekannteren Aufnahmen aus der Perspektive der Befreier zeigen diese Bilder die Lager aus der Perspektive der Täter – als Orte von Ordnung und Effizienz. Die tatsächlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Gefangenen bleiben dabei unsichtbar. Solche Fotografien gehörten zur internen und externen Kommunikation der SS, dienten damals der Legitimierung ihrer Herrschaft. Gleichzeitig offenbaren sie aber Strukturen, Personen und Blickweisen, die Rückschlüsse auf das Selbstverständnis der Flossenbürger Lager-SS zulassen.
Die Veranstaltung in der Regionalbibliothek Weiden bietet Gelegenheit, mehr über die Publikation und den Umgang mit den Täter-Fotografien zu erfahren. Die beiden Herausgeber, Professor Jörg Skriebeleit und Julius Scharnetzky von der KZ-Gedenkstätte, werden an diesem Abend anwesend sein, das Buch präsentieren und im Gespräch Einblicke in die Entstehung und die Herangehensweise an das Thema geben. Der Eintritt ist frei.
"Inszenierung, Schnappschuss, Dokumentation" ist eine Kooperationspublikation der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und des Zentrums Erinnerungskultur der Universität Regensburg; erschienen im Wallstein Verlag; 264 Seiten; Hardcover; ISBN 978-3-8353-3616-2













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