Weiden in der Oberpfalz
11.03.2020 - 13:40 Uhr

Coronavirus: Weidener Klinikum auf weitere Fälle eingestellt

In Weiden gibt es erste bestätigte Infektionsfälle mit dem Coronavirus. Was heißt das für das Klinikum? Ein Interview mit Dr. Thomas Egginger, Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz AG, und Michaela Hutzler, Medizinische Direktorin.

Das Personal am Klinikum Weiden steht derzeit wegen des Coronavirus besonders unter Druck, das Haus ist aber gut auf die Herausforderung vorbereitet. Bild: Gabi Schönberger
Das Personal am Klinikum Weiden steht derzeit wegen des Coronavirus besonders unter Druck, das Haus ist aber gut auf die Herausforderung vorbereitet.

ONETZ: Nun ist das Virus auch in Weiden angekommen. Wie schätzen Sie die Lage ein, ist damit zu rechnen, dass in den kommenden Tagen weitere Fälle folgen?

Thomas Egginger: Wir rechnen in den kommenden Tagen auch in der Nordoberpfalz mit weiteren Fällen. Die Kliniken Nordoberpfalz AG ist hierauf gut vorbereitet und hat entsprechende Schritte eingeleitet, die zum Schutz unserer Patienten sowie unseres Personals beitragen.

ONETZ: Was bedeutet das für die Vorbereitungen am Klinikum?

Thomas Egginger: Die Kliniken Nordoberpfalz AG nimmt die aktuelle Situation sehr ernst. Es wurden daher ausreichend Vorbereitungen für die Versorgung von Covid-19-Patienten getroffen. Dafür wurde eine Task Force (besetzt mit Experten und Verantwortlichen aus der Medizinischen Direktion, Notaufnahme, Infektiologie, Hygiene, Mikrobiologie, Belegungsmanagement etc.) gebildet, die sich mehrfach wöchentlich trifft und die aktuelle Situation beurteilt und entsprechende Schritte einleitet. Auch eine Erreichbarkeit am Wochenende ist hier sichergestellt. Darüber hinaus findet zusätzlich eine enge Absprache mit externen Behörden und Institutionen statt (Gesundheitsamt, BRK, Integrierte Leitstelle etc.).

ONETZ: Und außerhalb Weidens?

Thomas Egginger: Innerhalb der Kliniken Nordoberpfalz AG wurden in den vergangenen Tagen bisher an fast allen Standorten entsprechende Schulungen zum Umgang mit Covid-19-Fällen durchgeführt. Diese werden auch in den kommenden Tagen fortgesetzt. Dies gilt sowohl für ärztliches, pflegerisches als auch patientenfernes Personal.

Der Kliniken-Vorstand Thomas Egginger. Bild: Gabi Schönberger
Der Kliniken-Vorstand Thomas Egginger.

ONETZ: Wurden mögliche Schutzmaßnahmen – besonders auch für Mitarbeiter – noch einmal erhöht und wie sehen diese aus?

Michaela Hutzler: Selbstverständlich richten sich alle Handlungen nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. So trägt unser Personal an exponierten Stellen, z.B. in der Notaufnahme, bei jedem Kontakt mit Patienten mit respiratorischem Infekt einen entsprechenden Mund-Nase-Schutz.
Zum Schutz von Patienten, Besuchern sowie unseres Personals wurden entsprechende Wegführungen für die Versorgung festgelegt. In allen öffentlichen und relevanten Bereichen wurde auf ein virusabtötendes Händedesinfektionsmittel umgestellt. Zudem weisen wir mit mehreren Aushängen darauf hin, dass die Besuchszeiten und -Häufigkeit auf ein Minimum reduziert werden sollten.

ONETZ: Welche Schritte müssen jetzt noch folgen?

Michaela Hutzler: Für die aktuelle Situation wurden die nötigen Schritte eingeleitet. Aufgrund der mehrfach wöchentlichen Abstimmungen der relevanten Fachbereiche kann auch kurzfristig auf neue Entwicklungen oder Vorgaben, beispielsweise des Robert-Koch-Instituts, reagiert werden.

Weiden in der Oberpfalz11.03.2020

ONETZ: Gibt es genügend Material, also Schutzmasken, Desinfektionsmittel usw.?

Michaela Hutzerl: Die Lagerbestände werden eng überwacht und in regelmäßigen Abständen aufgefüllt. Wir müssen aber feststellen, dass sich die Situation auf dem Markt verschärft. Bereits frühzeitig wurden mit den Lieferanten der entsprechenden Ausrüstungen Kontingente vereinbart, so dass wir auch mehrere Wochen im Voraus den Verbrauch und Bedarf abschätzen können. Damit verfügen wir über eine ausreichende Menge an Schutzausrüstung, die sich an den aktualisierten Vorgaben des Robert-Koch-Instituts orientiert.

ONETZ: Es gibt sicherlich viele Anfragen und Tests bezüglich des Virus. Sind die Anforderungen noch gut stemmbar oder stehen die Mitarbeiter im Moment besonders unter Druck?

Michael Reindl: In der Bevölkerung herrscht eine große Verunsicherung, dementsprechend gibt es auch viele Anfragen. Wir haben jedoch Erfahrung im Umgang mit infektiösen Erkrankungswellen und können die hierfür bestehenden Abläufe und Prozesse weitestgehend anwenden. Dies führt dazu, dass sich die ohnehin hohe Belastung im Gesundheitswesen noch verstärkt. Unsere Mitarbeiter zeigen in der aktuellen Situation dennoch eine herausragende Leistung.

ONETZ: Haben Sie eine Isolierstation eingerichtet? Wo befindet sich diese? Was muss passieren, damit eine Station zu einer Isolierstation wird?

Michaela Hutzler: Bereits seit vielen Jahren besteht am Klinikum Weiden eine Isolierstation, in der infektiöse Patientinnen und Patienten behandelt werden, wie beispielsweise bei der letzten Influenzawelle. Dort können Patientinnen und Patienten aller Fachrichtungen behandelt werden. Die Station liegt auf der gleichen Ebene wie die Zentrale Notaufnahme und hat kurze Wege zu weiteren diagnostischen Verfahren. Wir verfügen auf dieser Station über entsprechende Schleusenzimmer und können damit eine klare räumliche Trennung von anderen Patienten in unserem Haus garantieren.

Parkstein06.03.2020
Michaela Hutzler, die medizinische Direktorin. Bild: Evi Wagner
Michaela Hutzler, die medizinische Direktorin.

ONETZ: Wie sollen sich Menschen verhalten, die glauben, sich mit dem Virus infiziert zu haben?

Thomas Egginger: Die Hauptaufgabe der Krankenhäuser der Kliniken Nordoberpfalz AG ist die Versorgung von Patienten, die eine stationäre Behandlung benötigen. Um dem gerecht werden zu können, können wir keine ambulante Versorgung oder Diagnostik von Covid-19-Patienten erfüllen. Besteht ein Verdacht auf eine Infektion, empfehlen wir entsprechend der Vorgaben des RKI (Robert-Koch-Institut, Anmerkung der Redaktion) sich an das Gesundheitsamt zu wenden und telefonisch Kontakt mit Hausarzt oder Ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) aufzunehmen. Wir bitten die Bevölkerung daher, nicht die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufzusuchen, wenn absehbar ist, dass keine stationäre Behandlung erforderlich ist. Auch zur Abnahme von Rachenabstrichen ist die Notaufnahme nicht aufzusuchen, da hier keine Rachenabstriche zur ambulanten Diagnostik von Covid-19 durchgeführt werden. Bei schwerer Symptomatik erfolgt eine Einweisung über den Hausarzt, der die Notaufnahme in diesem Fall telefonisch vorab informiert.

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Oberpfalz04.03.2020
 
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