„Länger als vier Wochen stehe ich diesen Lockdown nicht durch. Sollte er nach vier Wochen nicht beendet sein, gehe ich auf die Barrikaden“, sagte Robert Drechsel, Schmankerlwirt im "Alten Schuster". „Dann mach ich meinen eigenen Lockdown, dann höre ich auf." Er sei in einem Alter, bei dem er eben von seinen Ersparnissen leben müsse. Welche Alternativen jüngere Kollegen hätten? Der Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga): „Die müssen Hartz IV beantragen. Denen bleibt nur noch der Weg zur staatlichen Unterstützung.“
Sollten sich die Corona-Zahlen in den kommenden vier Wochen nicht wesentlich verbessern, „dann sollten auch Politiker merken, dass sie falsch lagen. Wir machen das Spiel schon mit, obwohl wir denken, dass sich die Zahlen nicht dramatisch ändern werden, auch wenn ich mich darüber freuen würde.“ Drechsel: „Für mich ist das dann die Bankrotterklärung der Corona-Politik.“ Die Maßnahmen der Bundesregierung halte er prinzipiell für falsch. "Wir sind zu ihrem Spielball geworden".
„Aber wir können uns nicht wehren. Können nur aus der Not eine Tugend machen. Hoffen wir, dass wir finanziell so gut unterstützt werden, dass es keine weiteren Betriebsschließungen mehr geben wird.“ Der Faden, an dem manche gastronomische Betriebe hängen, sei schon sehr dünn. Die Branchen, die jetzt von der Politik ausgegrenzt würden, seien genau diejenigen, die in der jüngeren Vergangenheit mit viel Disziplin vorangegangen seien.
„Dauert der Lockdown bis über Weihnachten, dann vergiss es. Dann geht alles kaputt.“ Es gebe Branchen, die hätten die Einbrüche durch den ersten Lockdown über den Sommer wieder hereingeholt. Friseure etwa. „Die Haare wachsen. Aber ein Gast geht zum Essen, weil er Hunger hat. Für die drei Monate, in denen er nicht zum Essen kam, fehlen uns einfach die Umsätze. Es ist ja nicht so, dass er jetzt mehr isst oder öfter weggeht, als vorher.“
„Wir waren damals so froh über die Wiedereröffnungen. So sehr sogar, dass wir unsere Gewinnspannen gar nicht überrissen haben. Ich lebe ja nicht vom Umsatz, ich lebe vom Gewinn.“ Also hätte man damals schon die Preise anheben müssen, um sich insgesamt im Gewinnbereich wiederzufinden. Was nicht geschehen sei. „Wir haben daraus gelernt. Es kann schon sein, dass der Schweinebraten im Dezember einen Euro mehr kostet.“
Was in den kommenden Tagen auf die Gastronomen zukomme? „Wir müssen unseren Warenbestand wegräumen, zum Teil auch entsorgen. Man kann nicht alles aufheben, was man nicht verkaufen kann.“ Gottseidank habe man diesmal etwas mehr Vorlauf gehabt. „Es ist nicht ganz so dramatisch, wie beim letzten Mal.“ Natürlich werde auch das Personal reduziert. „Wir werden wieder viele in Kurzarbeit schicken müssen. Urlaub gibt’s ja keinen mehr. Der ist längst abgebaut.“ Für die Arbeitnehmer ein finanzieller Einschnitt. Diese Pause werde man auch nutzen, das Lokal wieder auf Vordermann zu bringen und neue Aktionen zu planen.
Der Dehoga-Kreisvorstand hatte sich am Donnerstag in der Gaststätte „Zum Alten Schuster“ getroffen, wo Drechsel seinen Vorstandskollegen das neue „Wohlfühlsiegel – Bei uns sind Sie sicher“ vorstellte. Für 50 Euro könne jeder Mitgliedsbetrieb dieses Siegel beantragen und in seinem Lokal anbringen. Gaststätten mit dem Wohlfühlsiegel garantierten zusätzliche Qualifikationen über die behördlichen Auflagen hinaus, unterstrich Drechsel. "Es garantiert unseren Gästen noch mehr Sicherheit in der Pandemie."
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