Die Anklage lautet auf zwei räuberische Erpressungen und zwei Versuche dazu: Am Montag, 23. November, um 9 Uhr beginnt vor der 1. großen Strafkammer des Landgerichts der Prozess gegen einen 28-Jährigen. Der Tscheche soll sich im Jahr 2015 mit anderen Landsleuten zusammengeschlossen haben, um Banken zu überfallen. Zwei Mal war Tännesberg der Tatort. Bei zwei der mutmaßlichen Täter steht die Verhandlung noch aus, einer wurde bereits 2017 in Weiden verurteilt. Der 35-Jährige bekam sechs Jahre Haft.
Schon in diesem Prozess sorgte das Vorgehen der Bande für einiges Kopfschütteln bei den Beobachtern. Mindestens zwei Mal hätten die Bankräuber wegen Dummheit oder Unfähigkeit verurteilt werden müssen, hieß es. "Sie waren vielleicht die dümmsten Bankräuber des Bezirks, aber auch die kaltblütigsten", meinte Richter Walter Leupold. "Da scheitern sie – und kommen einfach nach drei Tagen wieder."
Bankfiliale ohne Geld
Bei einem Überfall auf eine Sparkassenfiliale im Landkreis Meißen sollen der 28-Jährige und seine Kumpane im Juni 2015 maskiert und mit einem in Tschechien gestohlenen Audi A8 und in Deutschland gestohlenen Nummernschildern aufgetreten sein. Allerdings hatten die Räuber nicht bedacht, dass es sich um eine reine „Beratungsfiliale“ handelte: Es war kein Geld vorrätig. Die Gangster mussten unverrichteter Dinge abziehen.
Eine weitere Panne passierte den „Spezialisten“ in Tännesberg. Dort tauchte das Trio am 1. September 2015 in einem angemieteten Skoda Oktavia auf, für den es kurz vorher nahe Moosbach Kennzeichen entwendet hatte. Bewaffnet und maskiert stürmten die Täter den Vorraum der Sparkassenfiliale, um feststellen zu müssen: Die Bank hatte an diesem Tag gar nicht geöffnet. Wieder mussten sie abziehen.
Zwei Überfälle jedoch gelangen. Am selben Tag, an dem der Überfall auf die Sparkasse in Sachsen gescheitert war, nahm sich die Bande eine Sparkassenfiliale in Brandenburg vor. Hier erbeutete sie 20.470 Euro und zusätzlich 700 australische Dollar. Auch in Tännesberg landeten die Täter noch einen erfolgreichen Coup. Drei Tage nach dem ersten gescheiterten Versuch händigte man ihnen 7225 Euro aus. Sie hatten die Angestellten und eine Kundin mit einer Schusswaffe und einer Reizstoffwaffe bedroht, die einer „scharfen“ Pistole täuschend ähnlich sah.
Auffällig und ungeschickt
Ganz ohne Pannen ging es auch diesmal nicht ab. Als die Täter die Scheine in einen Beutel stopften, fiel alles runter. Der 35-Jährige musste seine Pistole ablegen, um das Geld wieder einzusammeln. Auf dem Weg zum Fluchtauto verloren die Tschechen einen Fünf-Euro-Schein. Der 28-Jährige wartete im Auto mit angeschalteter Warnblinkanlage. Das sorgte für so viel Aufsehen, dass sich ein Ehepaar bereits das Kennzeichen notiert hatte. Die Kripo hatte es am Ende nicht schwer, den Männern auf die Spur zu kommen: Kleidung, Waffe und eine Tüte mit tschechischem Aufdruck fand sie im nahen Wald. Einer Hausfrau, die beim Überfall im Schalterraum stand, war der Fluchtwagen auch schon drei Tage zuvor aufgefallen. Sie könnte sich sogar an die Buchstaben des SAD-Kennzeichen erinnern.
Der 28-Jährige muss sich am 23. November laut Anklage dafür verantworten, jeweils als Fahrer des Fluchtfahrzeugs und „Schmiere- Steher“ beteiligt gewesen zu sein. Bei einem Raub mit Waffen sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von 3 bis 15 Jahren, in minder schweren Fällen von 1 bis 10 Jahren vor. Der Prozess ist auf mehrere Tage angesetzt. Er beginnt erst fünf Jahre nach der Tat, weil ihn die tschechischen Behörden erst jetzt überstellt haben. Zuvor saß verbüßte er in seinem Heimatland Haftstrafen wegen anderer Delikte.
Die Verhandlung vor drei Jahren
Fakten zum Prozess
- Prozessbeginn am Montag, 23. November, um 9 Uhr vor der 1. großen Strafkammer des Landgerichts
- Anklage: Ein 28-Jähriger soll bei zwei versuchten und zwei vollendeten Banküberfällen das Fluchtauto gesteuert haben
- Strafmaß: Bei einem Raub mit Waffen sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von 3 bis 15 Jahren, in minder schweren Fällen von 1 bis 10 Jahren vor
- Dauer: Der Prozess ist auf mehrere Tage angesetzt
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