Susanne Bauer, Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga
„Das verstehe ich persönlich nicht“, wundert sich Susanne Bauer. Schließlich gebe es „eine große Vielfalt in der Stadt, italienisch, griechisch oder gutbürgerlich, man kann hier schon gut essen gehen, auch gehoben“, wie die Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga findet. Für die „breite Masse“ ist das Angebot ihrer Ansicht nach gut. Grund für das schlechte Abschneiden im Online-Portal „Restaurant-Ranglisten“ sei vermutlich, „dass es in Weiden keine Sterneküche gibt“.
Robert Drechsel, Schmankerlwirtshaus „Zum Alten Schuster“
„Sterneküche ist nicht unbedingt der Nabel der Gastronomie“, sagt Robert Drechsel. „Ich kenne wenige, die allein davon leben können“, betont der Wirt des Schmankerlwirtshauses „Zum Alten Schuster“ (Schustermooslohe) und Bauers Vorgänger an der Spitze des Dehoga-Kreisverbands. „Es ist schön, dass es sie [gehobene Restaurants] gibt, und jeder sollte mal hingehen. In Weiden hatten wir sie ja schon einmal, aber es fehlen hier einfach die Leute, die regelmäßig hingehen“, erklärt Drechsel. Er finde es außerdem „unfair, nur auf eine Sternekarte zu schauen“. Es sei „bedenklich, wenn man irgendwelche Restaurantführer hernimmt, um die Gastronomie in unserer Region zu bewerten“. Wichtiger sei doch: „Die Leute müssen zufrieden sein.“ In der Region gebe es zwar durchaus „junge, aufstrebende Köche“, in Weiden fehle jedoch anscheinend der Bedarf an Sterneküche, also „wird sich auch nix entwickeln“, bedauert Drechsel.
Heinz Stehbach, Café/Bistro "Heinzelmann"
Heinz Stehbach, Wirt des Cafés/Bistros „Heinzelmann“ am Pfarrplatz, hält von Online-Urteilen dieser Art gar nichts. „Man sollte auf solche Bewertungsportale nicht so viel geben“, ist er überzeugt. Entscheidend sei der persönliche Geschmack – und „jeder Geschmack ist verschieden“.
Weiden habe „gute Lokale, eine bessere Auswahl als anderswo, vielfältig und bunt“, meint der Gastronom. Nicht jeder Ort könne sich rühmen, so viele Wirte aus so vielen verschiedenen Ländern zu haben. Unterm Strich gebe es „eine super Auswahl“ – und die sei „auch wohlschmeckend“.
Wilhelm Hägler, "Schützenhaus Dotscheria"
„Ich möchte nicht sagen, dass wir keine Genussregion sind“, sagt Wilhelm Hägler, Chef der Gaststätte „Schützenhaus Dotscheria“ am Hetzenrichter Weg. Jede Region habe ihre eigenen Spezialitäten. „Wir lassen uns abkanzeln, nur weil wir keinen Sternekoch haben, das ist doch nicht Sinn und Zweck“, ärgert sich der Wirt über die Bewertung des Gourmet-Portals. „Wir sind hier in Weiden und sind bodenständig. Wir fallen halt nicht auf. Die Leute möchten Schnitzel, Sauerbraten, Schweinebraten oder saisonale Gerichte wie jetzt mit Spargel.“ Dabei hatte es im ehemaligen Hotel Admira einst einen Sternekoch gegeben, doch diese Zeiten seien vorbei. Um wieder einen in die Stadt zu locken, bräuchte es einen Sponsor, ist Wilhelm Hägler überzeugt. Als nächstes „müsste die Location stimmen“, außerdem sei es „ein hartes Geschäft“. Hägler weiß, wovon er spricht, denn er ist schon seit 50 Jahren in der Branche.
Wolfgang Schlitter, WAM Burrito
Auch Wolfgang Schlitter vom WAM Burrito in der Bahnhofstraße will solche Ranglisten „nicht überbewerten“ und fragt sich: „Wie viele Gourmet-Restaurants hat Weiden denn?“ Ein Sternelokal „muss man sich finanziell leisten können“, nicht nur als Gast, auch als Betreiber. Sonst könne es sich nicht halten. Ein weiteres Problem: „Man findet keine Köche oder auch sonst kaum Personal mehr.“ Dennoch plädiert Schlitter für eine noch größere gastronomische Vielfalt in Weiden. Dafür sollte die Stadt Lokale, die ein anderes Konzept als die gängigen Neueröffnungen haben, sogar finanziell fördern und mehr unterstützen.
Das sagt die Stadt Weiden
„Ich besuche regelmäßig die Weidener Gastronomie und bin begeistert“, berichtet Bürgermeister Lothar Höher. „Ob gutbürgerlich oder international: Wir haben in Weiden ein hervorragendes und vielfältiges Genussangebot und darauf können wir stolz sein. Es muss nicht immer Sterneküche sein.“ Wirtschaftsförderer Fabian Liedl ergänzt: „Dass unsere lokale Gastronomie sehr gut angenommen wird, zeigt sich nicht nur am lebendigen Treiben und gefüllten Außen- und Innenflächen. Vielmehr werden die hohe Qualität und die Kundenzufriedenheit mit den heimischen Gastronomiebetrieben anhand Google-Bewertungen oder auf gängigen Plattformen wie Tripadvisor unterstrichen. Mit Blick auf das allgemeine Online-Suchverhalten – und den bestenfalls sich daran anschließendem Besuch eines Gastronomiebetriebs – scheinen diese Bewertungen weit relevantere und gesellschaftlich repräsentativere Gradmesser zu sein.“
Online-Portal "Restaurant-Ranglisten"
- dort werden einmal im Jahr "Deutschlands beste Genussregionen" gekürt
- Landkreis Neustadt/WN landete auf Platz 111 und Weiden auf Rang 356 von 401
- Bewertung erfolgt nach eigene Punktesystem
- ausgewertet werden die wichtigsten deutschsprachigen Restaurantführer wie Guide Michelin, Gault Millau oder Schlemmer-Atlas
- Weitere Infos auf https://www.restaurant-ranglisten.de/faq/bewertungssystem/
Die Selbstgefälligkeit der Weidner Gastronomie ist schon beachtlich, wenn man die guten Platzierungen der umliegenden Landkreise in diesem Ranking sieht. Der Landkreis NEW hat auch kein michelinbesterntes Lokal, liegt aber im vorderen Viertel. Aber was will man schon erwarten, wenn "Schnitzel, Sauerbraten, Schweinebraten" für den "bodenständigen" Weidner das kulinarische Endziel sein sollen. Hier sollten sich mal einige an der Nase fassen, sich ernsthaft mit Oberpfälzer Tradition und Küche auseinandersetzen und diese Schätze einfach mal heben. Es gibt Leute, die tun das mit Erfolg, aber halt nicht in Weiden. Gottseidank muss man dafür nicht soweit fahren.
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Das Problem ist denen, die ein bisschen herumkommen und mit anderen Regionen und Städten, auch ähnlicher Größe, vergleichen können, schon lange bekannt. Mangelnde Selbstkritik, wie hier im Artikel auch zu beobachten, wird daran nichts ändern. Wie hier auch schön erwähnt wird, "reicht" es in Weiden, eine große Portion auf den Teller zu stellen, und die Leute sind zufrieden, zumal mit "einfacher" Küche. Gegen diese ist per se nichts einzuwenden, doch dort, wo Laufkundschaft sowieso vorhanden ist und immer kommt, so wie in der Weidener Altstadt, ist der Druck, sich besonders anzustrengen, eher gering, und das zeigt sich dann am Preis/Leistungs-Verhältnis in dieser Stadt. Preise hoch, Qualität dafür mittel, Konkurrenz weit entfernt. Fazit: wer besser Essen will, muss selber kochen oder weiter weg fahren.
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Kann mich meinem Vorredner nur anschließen. In Weiden ist leider nur noch Einheitsbrei. Jeder bietet gefühlt dasselbe zum Essen an. Was nützen mir 8 Pizzerien, 6 Chinesische Lokale oder die in größerer bestehender Zahl an Gaststätten mit ihrer gutbürgerlichen Küche, wenn alle die gleichen Gerichte anbieten?
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