Weiden in der Oberpfalz
06.05.2019 - 16:49 Uhr

Integrationsarbeit über Gemüsebeete hinweg

Ein Schrebergarten als Schlüssel zur Integration. Das war vor neun Jahren die Idee für einen Interkulturellen Garten in Weiden. Das Projekt hat seine Liebhaber gefunden. Die Initiatoren brauchen aber einen langen Atem.

30 Parzellen zählt der Interkulturelle Garten, den es seit 2011 im Stockerhutweg gibt. Bild: Gabi Schönberger
30 Parzellen zählt der Interkulturelle Garten, den es seit 2011 im Stockerhutweg gibt.

Wenn Ulrike Weber von „ihrem Garten“ erzählt, dann schwärmt sie von Gartenfesten, den vielen Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturkreisen, den gemeinsamen Pflanz- und Ernteerfolgen und nicht zuletzt von einem tollen Gemeinschaftsgefühl. Die Sozialpädagogin von der Migrationsberatung des BRK engagiert sich seit 2011 für das Projekt im Stockerhutweg und hat sogar eine Parzelle gepachtet. Ebenso wie ihr Kollege Falk Ponsold. Beide stellten kürzlich den Interkulturellen Garten den Mitgliedern im Integrationsbeirat vor und zogen eine Bilanz.

„Die Idee wurde 2010 im damaligen Netzwerk Integration geboren, die Stadt stellte das Grundstück nahe der Berufsschule zur Verfügung“, erinnerte Weber an die Anfänge. Auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände haben 30 Parzellen Platz gefunden. Sie sind jeweils 25 bis 30 Quadratmeter groß. Bis auf zwei Einheiten sind aktuell alle verpachtet. „Zwei Euro pro Quadratmeter zahlen die Mieter“, sagt Weber. Das Gartenhaus und eine Gemeinschaftsfläche könnten alle nutzen. Die Pachtkosten an die Stadt lägen bei 1184 Euro. „Außerdem brauchen wir Geld für Strom, Wasser, das Dixie-Klo, Rasenmähen und anderes.“ Es gäbe immer etwas zu organisieren.

Neben acht deutschen Paaren oder Familien, kommen sechs Familien aus Ländern wie Russland, Tunesien, Frankreich und den Philippinen. Ein Pächter aus Tschetschenien befinde sich gerade im Asylverfahren. „Eine bunte Mischung, die den Reiz des Projektes ausmacht“, weiß die Sozialpädagogin. Es bedeute aber auch jede Menge Arbeit und Engagement.

„Wir haben immer gedacht, dass sich ein Verein aus den Mietern gründet, aber dazu kam es bisher nicht. Ich habe die Hoffnung aufgegeben“, sagt Weber. Es sei eben ein Unterschied, ob ich mich um meine eigenen Tomatenpflanzen, Salat oder Blumen kümmern muss, oder um die Ordnung auf dem gesamten Gelände. Die Organisation und Buchhaltung laufe deshalb bisher weitgehend über das BRK. Nicht zu unterschätzen sei die Sprachbarriere. „Wir achten immer darauf, dass die Pächter einigermaßen gut Deutsch sprechen können.“ Schade finden Weber und ihr Kollege Ponsold, dass die Fluktuation im Integrationsgarten doch recht hoch sei. Durch Neuzugänge werde das Gemeinschaftsgefüge immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Etwas mehr Beständigkeit täte hier gut.

Auf der Suche nach Unterstützern für das Projekt hätten die Initiatoren auch immer wieder Schulen und Vereine angesprochen, ob sie zum Beispiel bei der Pflege der Gemeinschaftsfläche (z. B. Rasen mähen) mithelfen würden. Gerne würde Weber hier an Jugendprojekte anknüpfen, die es vor drei, vier Jahren schon einmal gab.

Spannend werde es manchmal, wenn gegen die Gartenordnung verstoßen wird, die es natürlich auch im Interkulturellen Garten gibt. „Wir bewirtschaften den Garten ökologisch und verwenden dementsprechend keine Pestizide“, so Weber. Das verstünden nicht alle Gartenbesitzer. und so könne es durchaus vorkommen, dass man gerade noch verhindern kann, dass „kiloweise Schneckenkorn in die Beete gekippt wird.“ Meist reiche ein klärendes Gespräch.

Das Miteinander sei es auch, was den Spaß an der ganzen Sache bringe, wissen die Sozialpädagogen. „Allein der Austausch über die verschiedenen Sämereien der Länder oder die Anbaumethoden ist lehrreich. Oder haben Sie gewusst, wie man Erdnüsse anbaut?“

Ein Plausch über Beete hinweg und dabei noch Menschen aus anderen Kulturkreisen kennenlernen. Im Interkulturellen Garten in Weiden ist das seit 2011 möglich. Bild: Gabi Schönberger
Ein Plausch über Beete hinweg und dabei noch Menschen aus anderen Kulturkreisen kennenlernen. Im Interkulturellen Garten in Weiden ist das seit 2011 möglich.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.