Wenn bei Unglücksfällen oder zur Überführung schwerkranker Patienten in andere Kliniken ein Rettungshubschrauber zum Einsatz kommt, dann ist in der Regel Eile geboten. Die Hubschrauber und Flieger der rot-weißen Flotte der DRF Luftrettung wurden im vergangenen Jahr bundesweit 38.076 Mal alarmiert. 1151 Einsätze davon hat der in Weiden auf dem Flugplatz Latsch stationierte Rettungshubschrauber in der nördlichen Oberpfalz absolviert, wie aus der jetzt veröffentlichten DRF-Jahresstatistik für 2021 hervorgeht.
1097 Mal davon rückten die Retter zu Notfällen aus. Das umfasst Schlaganfälle, Herz-Kreislauferkrankungen, Stürze bis hin zu Verkehrsunfällen. 54 Mal wurden Schwerkranke oder verletzte Personen zwischen Kliniken transportiert. Dabei hat sich der seit 1. April eingesetzte Hubschrauber des Typs H145 bereits bewährt, wie Dr. Jürgen Altmeppen, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Weiden und leitender Hubschrauberarzt, auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien zu berichten wusste. In der hochmodernen größeren Maschine ist nicht nur für den Patienten und die Rettungskräfte mehr Platz. Auch die medizinische Ausstattung ist umfangreicher.
Erster Einsatz für Inkubator
Dazu gehört zum Beispiel für die ganz kleinen Patienten ein Transportinkubator. „Den haben wir bereits ein Mal für den Transport eines Säuglings benötigt“, sagt Dr. Altmeppen. Beansprucht wurde auch die ECMO, eine kleine Herz-Lungen-Maschine. Die kommt zum Beispiel auch zum Einsatz, um schwerkranke Covid-Patienten zu beatmen. „Sie hatten wir im Einsatz, als wir einen Patienten aus dem Nachbarlandkreis nach München geflogen haben.“ Dr. Altmeppen ist froh über die Möglichkeiten, die der neue Rettungshubschrauber bietet. „Das war vorher ja nicht so gegeben.“
Neu sei auch die Mitnahme von Blutkonserven an Bord. Das könnte vor allem bei schwer verletzten Personen nach Verkehrsunfällen hilfreich sein. Genutzt werde diese Möglichkeit jedoch noch nicht, sagt der Arzt und erklärt auch warum. „Blutkonserven mit der Blutgruppe 0 Rhesus negativ sind so selten, dass ich es nicht verantworten kann, zwei Beutel davon durch die Luft zu fliegen. Da habe ich echt Bedenken.“ Das Blut werde in den Krankenhäusern ebenfalls dringend benötigt. Denn die Vorräte seien knapp. Abhilfe könnte man nur schaffen, wenn wieder mehr Menschen Blut spenden, appelliert Altmeppen.
Komfortables Fluggerät
Ein Anliegen ist dem Hubschrauberarzt auch die Ausbildung angehender Notärzte. „Der ein oder andere hat in den vergangenen Monaten bereits auf dem ,learning seat` im Hubschrauber Platz genommen.
Hochzufrieden mit dem neuen Fluggerät ist Pilot Peter Flor, Stationsleiter in Latsch. „Es läuft überraschend gut. Die Maschine fliegt gut. Eigentlich haben wir es nicht anders erwartet“, sagt Flor. Das Handling sei insgesamt komfortabler. Das mache sich vor allem beim Ein- und Ausladen der Patientenliege bemerkbar. Nichts geändert habe sich an den Flugzeiten. Die Bereitstellungszeit umfasse die Stunden zwischen Sonnenauf- bis -untergang plus 30 Minuten.
Die in Bayern fünf stationierten DRF-Hubschrauber wurden 2021 insgesamt 6590 Mal alarmiert.
Viel Arbeit für die Weidener Luftretter
- Einsätze: 1151 (im Jahr 2021), 1048 (Jahr 2020), 1240 (Jahr 2019)
- 3 Piloten (Stationsleiter Peter Flor)
- 7 Notfallsanitäter und -sanitäterinnen
- 24 Ärzte und Ärztinnen
- Hubschrauber Typ H145 (seit 1.4.2021)
- Häufigste Alarmierungsursache: Neurologische Erkrankungen (z. B. Schlaganfall) mit 27 Prozent, vor Herzerkrankungen (24 Prozent) und Kreislauferkrankungen (15 Prozent)
- Verletzungen: am häufigsten Stürze, danach Verkehrsunfälle. Dabei sind laut Einsatzstatistik besonders oft die „oberen Extremitäten“ betroffen, also Arme und Hände (21 Prozent). Es folgen Kopf (19 Prozent) und „untere Extremitäten (19 Prozent).
(Quelle: DRF Luftrettung, u.a. 10-Jahresstatistik für Standort Latsch, 2021)
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