Schon vor Antritt der neuen Bundesregierung stellten Fridays for Future die sogenannten 100-Tage-Forderungen auf, um auf die exponentiell schlimmer werdenden Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Zentraler Punkt der Forderungen ist, dass das vom Pariser Klimaabkommen und im Koalitionsvertrag festgelegte 1,5-Grad-Ziel weiter verfolgt wird. Der Plan war, die weitere Erderwärmung nicht über 1,5 Grad zuzulassen, um größere Katastrophen weltweit zu verhindern. Gerade laufe es aber eher auf 3 Grad hinaus, kritisiert Christina Schmid, Sprecherin der Weidener Ortsgruppe. Deshalb rufen Fridays for Future Amberg und Weiden am 17. Dezember zum Online-Klima-Streik auf. Dazu solle jeder online ein Foto von sich mit einem entsprechenden Schriftzug posten.
Politisch unabhängig
Leider habe keine Partei der neuen Regierung bisher ein Konzept zum 1,5-Grad-Ziel vorgelegt. Auch die Weidener Wahlkreisabgeordneten Albert Rupprecht (CDU/CSU) und Uli Grötsch (SPD) hätten sich in der Gelegenheit zurückgehalten, "aber das ist auch nicht deren Spezialgebiet." Ansonsten distanziert sich Fridays for Future von der Zusammenarbeit mit den Parteien. "Es würde uns in ein Abhängigkeitsverhältnis bringen." Auch Silas Hummel aus Amberg betont: "Wir als Bewegung sind parteilos." Obwohl sich viele ihrer Ziele mit dem Programm der Grünen überschneiden, seien das nur das einer Partei von vielen, die sich für den Klimaschutz einsetze. Mit Luft nach oben in der Umsetzung. Mitglieder aller politischer Jugendorganisationen wären aber immer wieder auf den Demonstrationen der Bewegung willkommen sowie auch vertreten gewesen.
"Die Stadt Weiden arbeitet langsam"
Doch nicht nur demonstriert wird bei Fridays for Future. Auch stellen beide Gruppen konkrete Forderungen. In Weiden solle als Basis der Klimanotstand ausgerufen werden. Darauf folge die Gründung eines Klimadezernates, die Formierung eines Klimaausschusses und die Anstellung eines Klimamanagers. In gemeinsamer Arbeit solle ein Klimakonzept zur Energieversorgung bis 2030 entwickelt werden. Einige der Forderungen seien bereits umgesetzt worden, jedoch laut Schmid noch nicht ausreichend. Der Klimabeirat, der bisher leider nur ein einziges Mal getagt habe, solle möglichst jede Entscheidung des Stadtrates absegnen. Auch die Einstellung eines Klimamanagers war ein Schritt in die richtige Richtung, aber zwei Jahre später als geplant. Grundsätzlich wäre mehr Initiative wünschenswert, "die Stadt Weiden arbeitet langsam." Zumindest dürfen aber zwei ihrer Mitglieder an den Sitzungen teilnehmen.
Amberg kommuniziert nicht
In Amberg legen Fridays for Future den Fokus auf die lokale grüne Energieversorgung. Dazu sollten möglichst Bestandsflächen wie Dächer für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden, es stellen sich dafür aber zahlreiche Hindernisse. Im letzten Jahr hat das sogar für Konflikte zwischen der Ortsgruppe und der Stadt Amberg geführt, die den Aktivisten vorgeworfen hatte, sich nicht für eine solche Fläche eingesetzt zu haben. Fridays for Future wurde vor der Entscheidung aber nichts dergleichen mitgeteilt. Deshalb wünschen sie sich dringend eine bessere Kommunikation mit den Entscheidungsträgern. Auch eine Möglichkeit zur politischen Mitarbeit fehlt in Amberg bisher.
Demokratische Verkehrswende
Ein großer Punkt in der Agenda der Bewegung ist nach wie vor die Verkehrswende. Gerade wegen der ländlichen Lage und der vielen Pendler in die Städte ist kaum jemand nicht auf das Auto angewiesen. "Wir wollen nicht mit dem Finger auf die Menschen zeigen, die das Auto nutzen, weil es einfach notwendig ist. Viel mehr sollen Konzepte entwickelt werden, wie man das Auto abschaffen kann." In den Städten kann durch Fokus auf den Fahrradverkehr und Carsharing die Anzahl der Fahrzeuge reduziert werden, dem Umland wäre mit neuen Plänen für die ÖPNV geholfen. Fahrwege und Taktung müssten so ausgebaut werden, dass sie am Ende das Auto ersetzen können. Gleichzeitig solle aber die Wirtschaftlichkeit weiterhin gegeben sein, deshalb schlägt Corinna Schuhbauer aus Amberg vor, das in anderen Landkreisen schon erfolgreiche Konzept der Busse auf Anforderung auch im Amberger Umland einzusetzen. Dass solche Konzepte demokratisch und transparent erarbeitet werden, ist Grundvoraussetzung.
Wegen der Pandemie und auch natürlichen Veränderungsprozessen sind die Gruppen gerade dabei, sich zu vernetzen und immer weiter Anhänger anzuwerben. "Eine so große, internationale Bewegung lebt von Menschen". In Zukunft sind auch städteübergreifende Aktionen geplant, um auf das Anliegen aufmerksam zu machen, das alle etwas angeht.
Was kann lokalpolitisch gegen den Klimawandel getan werden?
- Kosten- und nutzenorientierter Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
- Verbesserung der Anbindung des Umlandes
- Bereitstellung von erneuerbaren Energiequellen wie Solarstrom
- Nutzung bereits vorhandener Flächen und Strukturen
- Förderung des innerstädtischen Fahrradverkehrs
- Demokratische Zusammenarbeit mit Aktivisten und Ideengebern
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