Das 35-seitige Werk will Baudezernent Oliver Seidel im Oktober im Bau- und Planungsausschuss vorstellen. Aber er kann auch schon vorab Entwarnung geben. Der beauftragte Gutachter, die R+H Umwelt GmbH aus Nürnberg, stellte zwar im geplanten Gewerbegebiet durchaus Bleibelastungen fest und bestätigte damit die "Hinweise" des Wasserwirtschafts- sowie des Umweltamtes. Das Vorkommen des Schwermetalls sei allerdings sehr schwach und "geogen", also natürlichen Ursprungs, in der Erde vorhanden. Dadurch blieben die Konsequenzen, die aus der leichten Bleibelastung zu ziehen seien, "gut zu handeln". Wichtig: "Wir müssen unsere Pläne nicht großartig abändern." Und: "Weitere Untersuchungen sind nicht nötig."
Deutlich Entlastung
Die größte Angst bei den Verantwortlichen der Stadt Weiden, nämlich, dass die Behandlung des Blei-Problems die Kosten für das Gewerbegebiet weiter erhöhen würden, entbehrte damit jeder Grundlage. Vielmehr kann die Stadt sogar gänzlich auf einen teuren Bodenaustausch verzichten. Der bei den Bauarbeiten anfallende Erdaushub ist nicht umwelttechnisch zu behandeln, sondern kann an Ort und Stelle zur Geländemodulation verwendet werden. Vorhandenes Gefälle etwa lasse sich damit kostengünstig "entschärfen". Dies gelte sowohl für die Erschließungsmaßnahmen (Zufahrt, Kreisel, Magistrale) als auch für die Bauvorhaben der Unternehmen selbst, die sich auf dem rund 480 000 Quadratmeter großen Gewerbegebiet ansiedeln wollten.
Die langen Trockenzeiten in den Jahren 2018 und 2019 drohten die Messergebnisse aus den acht gebohrten Pegeln zu verfälschen, die in drei bis 44 Metern Tiefe eingebracht wurden. Um zu gesicherten Erkenntnissen zu kommen, verlängerten Gutachter und Stadt den Beobachtungszeitraum für die Entwicklung der überwachten Parameter weit ins Frühjahr 2019 hinein.
"Schichtwasser" lösbar
Das Gutachten nimmt den Planern eine weitere Last von den Schultern: Zwar gibt es starke, mächtige Grundwasserströme im Gewerbegebiet West IV. Diese fließen aber so tief, dass die geplanten Geländeeinschnitte, etwa für die Auffahrt von der Dr.-Müller-Straße ins Gewerbegebiet, nicht gefährdet sind. Zugleich stellten die Gutachter fest, dass "bei stärkeren Niederschlagsereignissen" größere Schichtwasservorkommen auftreten. Es sei nicht ungewöhnlich, dass sich auf einer undurchlässigen Schicht sich frei bewegenes Grundwasser ansammle. "Auch damit können wir umgehen", erläutert Seidel. Denn: Gewerbebauten verfügten zum einen nur selten über ein Untergeschoss. Würden aber tiefere Keller gebaut, müssten diese speziell abgedichtet werden. Damit hätten sich jedoch nur wenige Grundstücksbesitzer auseinanderzusetzen.
Eine weitere positive Erkenntnis: Anfallendes Oberflächenwasser versickert - zumindest teilweise. "Wir haben schon befürchtet, dass der Boden nichts aufnimmt. Das Gutachten empfiehlt, die Versickerung des Wassers vor Ort zu intensivieren. Deshalb solle die Sickerfähigkeit des Bodens weiter untersucht werden.
Grundsätzlich fordern die Gutachter, Regenwasser vor menschlicher Verschmutzung zu schützen. Dies gelte vor allem für den nördlichen Bereich des Gewerbegebietes, denn von dort könne Oberflächenwasser auch in die nahen Trinkwasser-Tiefbrunnen der Stadtwerke gelangen.
Oberflächenwasser solle erst nach einer Reinigung der Niederschlagsentwässerung, also der Schweinenaab zugeführt werden. "Das schreckt uns nicht." Dieser Hinweis, so Seidel, sei nicht unüblich. Es seien deshalb bereits entsprechende Filterbauwerke in den Planungen vorgesehen gewesen.
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