Schwerpunkt des Bürger-Workshops am Mittwochabend waren Möglichkeiten zur finanziellen Teilhabe an Windkraftanlagen. Neben einem Geldvorteil für Bürger hat das eine weitere positive Auswirkung, hofft jedenfalls die Stadt. „Für die Akzeptanz von Windkraftanlagen ist es ganz wichtig, dass die Wertschöpfung in der Kommune bleibt und die Bevölkerung am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt wird“, betonte Klaus Bergman vom Energietechnologischen Zentrum (ETZ) Nordoberpfalz. Sprich: Wer Geld bekommt oder einspart, nimmt vielleicht eher den einen oder anderen Nachteil in Kauf.
300 Menschen hätten Platz gefunden im Saal im ersten Stock der Max-Reger-Halle. Für den Bürger-Workshop interessierten sich rund 120 Bürger, etwa jeweils zur Hälfte aus Weiden und den umliegenden Gemeinden. Viele waren „Wiederholungstäter“ und hatten bereits im November an der ersten öffentlichen Veranstaltung zur Windkraft teilgenommen. Nicht wenige hatten auch jetzt wieder Fragen und Bedenken im Kopf. Dieses Mal fanden sich neben Bürgermeister Reinhold Wildenauer auch eine ganze Reihe Stadträte ein.
Grundbesitzer offen für Windräder
Marion Stelzl vom Stadtplanungsamt erläuterte erneut die Windpotenzialanalyse. Die darin ausgewiesenen Flächen wurden an den Regionalen Planungsverband gemeldet, weil hier rein rechtlich nichts gegen den Bau von Windkraftanlagen spricht. Dies bedeute nicht, dass auf all diesen Flächen künftig Windräder stehen werden. Denn es gilt, zahlreiche weitere Aspekte und Interessen abzuwägen. Bisherige Rückmeldungen von Eigentümern dieser Flächen deuten schon darauf hin, dass die meisten von ihnen offen für Windräder auf ihrem Grund sind. Die Stadt hatte die Grundstückseigentümer kürzlich zu einer nichtöffentlichen Veranstaltung eingeladen.
Laut Klimaschutzmanager David Kienle haben 42 Prozent bereits zurückgemeldet, ob sie ihre Flächen für Windräder zur Verfügung stellen würden. 87 Prozent von ihnen waren demnach grundsätzlich interessiert, 5 Prozent waren sich noch nicht sicher, 8 Prozent wollen keine Windräder auf ihrem Grund.
Kienle ging kurz auf den „Weidener Weg“ im Umgang mit der Windenergie ein: Die Stadt will damit die regionale Energieversorgung sichern und gemeinsam mit Bürgern, Nachbarkommunen und Energiegenossenschaften Kompromisslösungen entwickeln. Ziel ist dabei eben auch, die Bürger vor Ort an der Wertschöpfung zu beteiligen. Klaus Bergman vom ETZ sprach von einem „Blumenstrauß an Möglichkeiten“. Einerseits seien dies regionale Stromtarife oder Bonuszahlungen, andererseits Beteiligungen an Betreibergesellschaften.
Strombonus, eigener Tarif oder Beteiligung
So könne unabhängig vom Stromverbrauch beispielsweise ein jährlicher Strombonus an nächstgelegene Haushalte in einem festgelegten Umkreis ausgezahlt oder eine bestimmte Menge Strom vergünstigt an diese Haushalte verteilt werden. Vorteil wäre hier eine faire Aufteilung der finanziellen Vorteile, allerdings würde nur ein stark eingeschränkter Personenkreis davon profitieren. Anders wäre dies bei einem eigenen Stromtarif für bestimmte Haushalte mit Erstwohnsitz, Mitglieder von Energiegenossenschaften oder Unternehmen, zum Beispiel im Weidener Stadtgebiet oder in der Umgebung. Hier könnten mehr Menschen Vorteile nutzen, aber der Tarif muss nicht unbedingt der günstigste am Markt sein, so Bergmann.
Beteiligungen an Betreibergesellschaften bieten ebenfalls unterschiedliche Vor- und Nachteile. Energiegenossenschaften sind beschränkt haftende Gesellschafter (Kommandisten) an Betreibergesellschaften und bieten somit ein indirektes Mitsprache- und Stimmrecht, unabhängig von der Einlagenhöhe. Außerdem ist eine Beteiligung schon mit relativ geringen Einlagen (meist ab 500 Euro pro Anteil) möglich. Die Renditeaussichten sind laut Bergmann moderat. Eine hohe Rendite sei dagegen bei festverzinsten Nachtragsdarlehen möglich, zum Beispiel als Crowdfunding mit Nachrangklausel. Auch kleines Kapital kann hier eingesetzt werden, sonstiges Engagement ist nicht nötig. Geht die Betreibergesellschaft aber insolvent, bekommt die Bank vor den Bürgern das Geld. Es gibt also ein hohes Risiko bei Insolvenz.
"Vorteile überwiegen Nachteile"
Bergmann zeigte anhand von Beispiel-Anlagen und Beteiligungsmodellen in Deutschland, wie viel Geld an die Bürger gehen kann. "Es bleibt was hängen", fasste er zusammen. Die meisten Menschen, die sich an einer Anlage im Hünfeldener Wald in Hessen beteiligt haben, würden es einer Umfrage zufolge wieder tun. "Sie identifizieren sich mit dem Projekt, und die Vorteile überwiegen die Nachteile." Mit Alexander Goller, Günter Stich und Josef Langgärtner waren auch Vertreter von drei Energiegenossenschaften zum Workshop geladen.
"Hier stehen Vertreter für eine echte Bürgerbeteiligung", sagte Goller von der Neue Energie West (NEW) eG. Er plädierte für langfristige Beteiligungen im Gegensatz zu Nachrangdarlehen. Die NEW eG habe in den ersten zwei Jahren rote Zahlen geschrieben, dann aber Gewinne im sechsstelligen Bereich gemacht. Trotz Minuszinsen hätten die Genossenschaften in den letzten Jahren 2,5 bis 3 Prozent Rendite ausgeschüttet. Die Genossenschaftsvertreter standen nach der Veranstaltung für Fragen zur Verfügung. Es bleibt abzuwarten, für welche Beteiligungsmöglichkeiten sich die Menschen aus Weiden und dem Umland entscheiden.
kshop am Mittwoch auch für grundsätzlichere Fragen und Anregungen, insbesondere zu Windkraft im Bereich Weiden-Ost. Einige davon greifen wir in den kommenden Tagen in einem weiteren Beitrag auf.
Windkraft in Weiden: So geht es weiter
- Februar bis Mai: Stadt und Windkümmerer erstellen aus allen Rückmeldungen und Ideen eine Synthese; abgewägt werden Interessen von Grundstückseigentümern, Planungen des regionalen Planungsverbands, gewünschte Bürgerbeteiligungsformen, gewünschte Angebote für Bürger (z. B. Bürgerstromtarif), gewünschte Abstände, Windradhöhen, Windparkgröße sowie Aspekte der Wirtschaftlichkeit für den Betreiber
- 2. Quartal 2024: Priorisierung und Gewichtung der Synthese im Workshop, anschließend Beschluss im Stadtrat
- anschließend: Flächen-Pooling mit teilnehmenden Eigentümern, Partnersuche und Verhandlungen
- Realisierung: möglicher Zeitplan sieht eine Bauphase ab Ende 2026 / Anfang 2027 vor; in der Regel vergehen drei bis sechs Jahre bis zur Realisierung eines Windparks
- Wichtige Infos: Weitere Infos, Unterlagen und Präsentationen unter www.weiden.de/wind
Quelle: Stadt Weiden / ETZ Nordoberpfalz
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