"Wie soll der Landkreis Neustadt künftig aussehen?", fragt Landrat Andreas Meier. Die Digitalisierung spielt bei den Verantwortlichen eine wichtige Rolle. Daher wollen sie im Zuge des Modellvorhabens "Smarte.Land.Regionen" mit Interessengruppen in der Region nun einen Fahrplan erstellen: eine digitale Kreisentwicklungs-Strategie (DKES).
Dazu holt der Landkreis Personen aus Politik, Vereinen, Verbänden, Wissenschaft, Unternehmen, Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Tourismus, Energie und Mobilität mit ins Boot. Auch die Bevölkerung soll sich einbringen, denn sämtliche Ideen und Projekte sollen "praxisnah umsetzbar" sein, betont Meier. "Alle Bürger sollen profitieren." Besonders wichtig sei der Austausch, um in einem "Basisprozess gemeinsam eine Strategie zu entwickeln". Schließlich gehe es unter anderem auch darum, Fördermittel abzuschöpfen. "Die Digitalisierung ist in allen Bereichen des Lebens angekommen", sagt Franziska Schmid, Projektmanagerin von "smart.innovativ.NEW". Nun solle ein Mehrwert für die Menschen im Landkreis in den Bereichen medizinische Versorgung, Kreisentwicklung und Verwaltung geschaffen werden.
Bedarf und Potenzial ermitteln
Thomas Müller, Geschäftsführer der Plattform "bee smart city GmbH" aus Mülheim an der Ruhr, unterstützt den Landkreis bei der Umsetzung der Pläne, um die Region "noch lebenswerter zu gestalten". Bürger hätten heutzutage andere Erwartungen bezüglich Serviceleistungen im Alltag. Doch "Rahmenbedingungen können sich abrupt ändern". Gerade die Pandemie habe gezeigt, wie hilfreich die Digitalisierung sein könne, meint Müller. Daher betont er auch: "Eine solche Strategie ist eine Daueraufgabe." Geklärt werden müssten Fragen wie "Wo steht der Landkreis?", "Wo gibt es Bedarf?", "Welche Projekte haben Potenzial?", "Welche Strukturen und Ressourcen sind nötig?" oder "Wie versteht sich der Landkreis als smarte und innovative Region?". Danach gehe es an die Umsetzung.
Die ersten Grundlagen für die digitale Kreisentwicklungs-Strategie legten 85 Teilnehmer und Teilnehmerinnen nun bei der Auftaktveranstaltung im Innovision-Center in Weiherhammer. Zunächst gab es Informationen über einige bereits bestehende Projekte. Professor Steffen Hamm von der OTH Amberg-Weiden stellte "5G4Healthcare" vor. Ziel sei, mit der 5G-Technologie "die Qualität der Versorgung" im Gesundheitswesen zu verbessern. Denn "eine analoge Versorgung wird künftig nicht mehr überall möglich sein". Personal solle damit nicht ersetzt, sondern entlastet werden, betonte Hamm.
Schlammersdorfs Bürgermeister Johannes Schmid präsentierte den "Makerspace", eine offene Zukunftswerkstatt für die Bevölkerung. Hier könnten die Schlammersdorfer gemeinsame Vorhaben umsetzen sowie Wissen austauschen und teilen. Gerade im Bereich Digitalisierung sei es "sehr wichtig, alle Bürger einzubeziehen", meinte Schmid. "Das Interesse ist groß", bestätigte er. Zudem sei eine "gute Vernetzbarkeit mit anderen Gemeinden im Landkreis" möglich. "SG4BB – Serious Games in der beruflichen Weiterbildung" war Thema von Angelika Maier vom Überbetrieblichen Bildungszentrum in Ostbayern (ÜBZO) in Weiherhammer. Dabei handle es sich um Lernspiele, die Unternehmen in der Aus- und Weiterbildung einsetzen können. Zwei solcher Spiele würden momentan entwickelt, sagte Maier.
Besondere Schwerpunkte
Im anschließenden Workshop sahen die einzelnen Arbeitsgruppen besondere Schwerpunkte: Die Wirtschaft benötige Gewerbeflächen sowie mehr digitale Tools zur Vernetzung insbesondere in der Ausbildung. Beim Thema "Mobilität" wünschten die Männer und Frauen eine zielgruppenübergreifende digitale Planung, um vorhandene Ressourcen besser nutzen zu können. Im Bereich "Energie" waren C02-Neutralität durch alternative Energien, aber auch durch die verstärkte Nutzung von Abwärme sowie die Autarkie von ausländischen Zulieferern die Hauptaspekte.
Die Tourismus-Gruppe beschäftigte sich mit generationenübergreifenden Angeboten und noch besserer Auffindbarkeit vorhandener Möglichkeiten. Beim Thema "Gesundheit" ging es um bessere Vernetzung von Angeboten, Telemedizin, Prävention und Beratung. Der Expertengruppe aus dem Bildungs-Bereich waren unter anderem die altersgruppenübergreifende Steigerung der Medienkompetenz, Praxisnähe von Bildung durch Kooperationen mit der Wirtschaft wichtig.
Als nächster Schritt ist nun die Bevölkerung des Landkreises nach ihrer Meinung gefragt. Beim „Markt der Ideen“ in Vohenstrauß und Grafenwöhr soll sie ihre Bedürfnisse, Ideen und Anregungen einbringen.
"Markt der Ideen"
- Montag, 16. Mai: 16.30 bis 21 Uhr im katholischen Pfarrheim Vohenstrauß, Pestalozzistraße 6
- Mittwoch, 18. Mai: 16.30 bis 21 Uhr im Sportpark Grafenwöhr, Am Waldbad 4
- Eine Anmeldung ist jeweils nicht erforderlich, Interessierte können zu einer für sie passenden Uhrzeit innerhalb diese Zeitraums
kommen und sollten etwa eine Stunde einplanen.
Weitere Informationen unter https://new-perspektiven.de/markt-der-ideen/
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