03.03.2022 - 16:32 Uhr

Vom Privileg, in Frieden zu leben

Der Krieg in der Ukraine macht unsere Autorin demütig. Er macht wieder einmal deutlich, welches Glück es ist, in Frieden zu leben. Mit diesem Privileg geht aber auch Verantwortung einher – auch wenn die nur in kleinen Handlungen liegt.

Millionen Ukrainer versuchen dem Krieg im Land zu entfliehen. Der Westen zeigt sich zum Glück hilfsbereit. Bild: Michael Kappeler/dpa
Millionen Ukrainer versuchen dem Krieg im Land zu entfliehen. Der Westen zeigt sich zum Glück hilfsbereit.

Themen, die uns im Alltag begegnen. Erlebnisse und Beobachtungen. Davon handeln die meisten unserer Kolumnen für OTon. Egal ob kleine oder große Geschichten.

Als ich darüber nachdachte, was ich diesmal hier schreiben möchte, da konnte es aber nur eine Antwort geben: Putins Krieg gegen die Ukraine.

Alle anderen Gedanken und Ideen, die mir durch den Kopf schwirrten, erschienen mir belanglos. Meine kleine Welt ist allzu heile, um in diesen Tagen hier thematisiert zu werden.

Ich halte nichts davon, Probleme zu relativieren. Natürlich kann und darf ich mich schlecht fühlen, auch wenn andere Menschen noch viel schlimmer dran sind. In meinem Alltag, in meiner Realität, da haben eben meine Sorgen Einfluss auf mich, meine Gefühle und Handlungen. Auch wenn meine Themen anderen vielleicht unbedeutend erscheinen, geradezu lächerlich sind im Vergleich zu den Kämpfen, die sie austragen müssen.

Natürlich dürfen wir uns zugestehen, uns abzulenken. Und das ohne schlechtes Gewissen. Selbstfürsorge ist wichtig. Jedem, der sich überfordert fühlt oder der Angst hat, sei erlaubt, auf sich selbst Acht zu geben.

Das machen wir ja ständig. Verdrängen. Denn Krieg auf der Welt ist nicht neu, nicht einmal in der Ukraine. Dort spitzte sich die Lage bereits über die vergangenen Jahre zu. Flucht ist nicht neu, Hunger, Armut und Krankheit sind es ebenso wenig.

Aber gleichzeitig muss uns eben auch bewusst sein, dass sehr viele Menschen nicht das Privileg haben, dem Unrecht und Unglück so leicht zu entkommen. Mit einem Knopfdruck auf der Fernbedienung oder einem Wischer auf dem Smartphone zum nächsten Thema. Wir können die Zeitung zur Seite legen, den TV-Sender wechseln, zum Sport gehen. Millionen andere Menschen können das nicht. Ihre Realität ist bestimmt von Angst, Gewalt und Flucht. Von der Sorge um Familie und Freunde, von Abschieden und Aufbrüchen ins Ungewisse.

Das Leid der Menschen in der Ukraine berührt auch in der Oberpfalz. Menschen spenden Geld, Kleidung, Medikamente. Sie sortieren und packen, fahren in die Grenzgebiete und bieten Wohnraum an. Es herrscht große Hilfsbereitschaft.

Es ist richtig, dass wir uns unser eigenes Glück bewusstmachen und nicht nur hilflos zu- oder gar wegschauen. Denn unser Einsatz für die Menschen, die diese Hilfe so dringend brauchen, ist wertvoll. Ganz und gar ohnmächtig sind wir alle nicht, selbst wenn es sich so anfühlt. Jeder kann einen Beitrag leisten, wie klein der auch sein mag.

OTon24.02.2022
Hintergrund:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.

 
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