27.01.2022 - 14:36 Uhr

Ein Spieleabend im XXL-Format

Wer glaubt, dass eine Runde "Monopoly" sehr lang sein kann, der hat sich noch nicht an einem "Adventure Game" versucht. Warum dieser Spieleabend anders als alle anderen war, erzählt Katrin Pasieka-Zapf in ihrem OTon.

Im neuen OTon erzählt Katrin Pasieka-Zapf von ihrem ersten Adventure Game. Archivbild: Yellow King Productions
Im neuen OTon erzählt Katrin Pasieka-Zapf von ihrem ersten Adventure Game.

Sami Schildkröte, Zoey Ziege, Wicky Waschbär und ich – Matti Maulwurf – sind in heller Aufregung. Unser Dorf ist wie ausgestorben. Alle sind weg und was hat es mit diesem lila Nebel auf sich? Fragen über Fragen. Wir stecken mittendrin in einem Adventure Game. Einem Brettspiel, bei dem alle Mitspieler in eine Welt voller Rätsel und Geheimnisse eintauchen. Vor Spannung geladen bis unter das Spielfeld sitzen wir am Esszimmertisch, warten auf den nächsten Hinweis, den uns eine App vorliest. Bis zu jenem Samstagabend hatte ich noch nie ein Brettspiel dieser Art gespielt und auch nicht gedacht, dass daraus ein Spieleabend im XXL-Format entstehen würde.

Aber zurück ans Spielfeld, an den Anfang. Auf diesen Abend hatte ich mich schon lange gefreut. Endlich wieder Zeit miteinander und nicht virtuell verbringen. Drei neue Adventure Games hatte meine Freundin für diesen Abend gekauft. Wir entscheiden uns für das Abenteuer im Nebelreich. Voller Tatendrang machen wir uns auf die Suche nach unseren Freunden, überlisten einen Troll und haben schnell die bösen Wölfe – wen sonst – im Verdacht. Aber nach einer Stunde kommt die Suche ins Stocken. Wir wissen nicht mehr weiter, lassen uns von der Hilfe-App den entscheidenden Hinweis geben. Damit schaffen wir es zwei Stunden später zur Wolfshöhle, das erste Kapitel endet dort. Inzwischen ist es Mitternacht. Aufhören oder weiterspielen?

Der Cliffhänger ist einfach zu gut. Also weiter! Wir durchqueren die Höhle und sind jetzt in einer Wüste. Jeder erhält noch eine persönliche Mission. Ein lustiger Zufall: Meine Figur, Matti Maulwurf, ist ebenfalls kurzsichtig und ist auf der Suche nach einer Brille. Den entscheidenden Code auf dem Spielfeld erkennen wir allerdings erst nach einem weiteren Blick in die Hilfe-App. Halleluja! Inzwischen ist es drei Uhr morgens. Wir unterbrechen das Spiel, spielen am nächsten Morgen weiter.

Jetzt raten Sie mal, wie lange wir die Dorfbewohner gesucht haben. Elf Stunden! Mein Kopf dröhnt. Mein ganzer Körper fühlt sich an, als wäre ich wirklich durch die Wüste gegangen. Ich werfe einen Blick auf die Verpackung: „Ab 10 Jahren“ steht dort und weiter „drei Kapitel á 2 Stunden“. Erst bin ich geschockt. Dann muss ich müde schmunzeln: Vier Erwachsene spielen elf Stunden ein Brettspiel mit dem Schwierigkeitslevel „für Einsteiger“. Zum Glück haben wir uns nicht für das Spiel ab 16 entschieden, denn dann würden wir wahrscheinlich noch heute am Küchentisch sitzen.

OTon13.01.2022
OnetzPlus
Oberpfalz19.08.2021
Hintergrund :

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.

 
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