Nach einem Revisionsantrag der Staatsanwaltschaft Amberg wird sich nun der Bundesgerichtshof (BGH) mit einem Prozess beschäftigen müssen, bei dem eine 29-jährige Frau in der vergangenen Woche zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war. Das Schwurgericht beim Landgericht Amberg hatte die Frau wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen von Hilfe verurteilt. Die Deutsche war nicht eingeschritten, als ihr amerikanischer Mann den gemeinsamen Sohn so schwer misshandelt hat, dass das fünf Monate alte Baby verstarb.
Die 29-jährige Frau befand sich, wie der Verhandlungsverlauf ergab, immer in den gemeinsam bewohnten Räumen, als der bisher nicht vor ein US-Militärtribunal gestellte US-Soldat (27) aus Georgia nach Überzeugung des Amberger Schwurgerichts das Kind bei mehreren Gelegenheiten ab Januar 2022 derart misshandelte, dass es am 5. März im Weidener Klinikum starb. "Sie hätte ihn nicht allein mit dem Baby lassen dürfen", hieß es im Urteil.
Die Mutter befand sich offenbar bei sämtlichen Übergriffen zwar in der Wohnung, aber nicht im gleichen Zimmer, in dem der Jungen gequält wurde. Gleichwohl habe sie billigend in Kauf genommen und genau gewusst, dass ihr Sohn dem Vater hilflos ausgeliefert war, hatte der Amberger Oberstaatsanwalt Carsten Reichel in seinem knapp einstündigen Plädoyer argumentiert. Er hatte für die Angeklagte wegen Totschlags durch Unterlassen eine Haftstrafe von sechs Jahren gefordert.
Das Gericht verurteilte die Frau dann aber "nur" wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen. Dafür gab es anderthalb Jahre mit Bewährung. Die Frau habe letztlich immer darauf gehofft, dass sich das klaffende Missverhältnis zwischen Vater und Sohn irgendwann von selbst erledige.
Der BGH wird nun prüfen müssen, ob die Entscheidung des Amberger Gerichts Bestand haben kann. In einer ähnlichen Sache hatte der BGH vor nicht allzu langer Zeit ein Urteil des gleichen Schwurgerichts bestätigt. Damals hatte in derselben Stadt im nördlichen Kreis Amberg-Sulzbach ein deutsch-amerikanisches Paar sein Baby misshandelt. Das Kind überlebte, weil Ärzte am Tatort und später im Amberger Klinikum sein Leben retteten. Die Eltern erhielten jeweils zwei Jahre Haft mit Bewährung.
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