Die letzten zwei Jahre haben nicht nur nervlich an mir gezehrt, sondern auch körperlich. Noch nie habe ich mich so ungesund ernährt, so oft Pizza bestellt und vor allem auch so unregelmäßig gegessen. Und irgendwie immer nur das Gleiche. Ich habe beschlossen, ich muss etwas ändern. Ich fühlte mich kaputt und müde. Mein Körper brauchte dringend mal wieder einen kompletten Reset. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, ihn mit einer Saftkur zu entgiften. Und vor allem: Dabei eine Grundlage für gesunde Ernährung zu schaffen. Denn wer kennt es nicht: „Ab morgen ernähre ich mich gesünder“ klappt irgendwie nie. Zumindest nicht einfach so. Über Saftkuren gibt es verschiedene Meinungen. Für mich ist es nicht die erste, weshalb ich schon meine Erfahrungen damit gemacht habe. Doch diesmal habe ich noch einen Profi zu Rate gezogen. Ernährungsberaterin Petra Jäger aus Amberg hat mir erklärt, auf was ich unbedingt achten soll – vor der Kur und auch danach.
Der motivierte Start
Super motiviert startete ich (ganz klassisch an einem Montag) mit den Entlastungstagen. Ich habe mich für drei Entlastungstage entschieden, um meinen Körper besonders gut vorzubereiten und Heißhungerattacken zu vermeiden. Kleiner Spoiler: Hat nicht geklappt. Zum Frühstück gab es an beiden Tagen Hafer-Porridge mit Mandelmilch. Ansonsten Suppen, Gemüsepfanne und Kartoffeln mit Gemüse. Alles in allem wirklich lecker. Am ersten Tag fühlte ich mich wirklich gut. Ich merkte, dass mein Körper bereits arbeitet und ich ihm etwas Gutes tue.
Der erste Rückschlag
An Tag zwei wurde ich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Stress auf der Arbeit, Büro statt Home-Office und ein für mich sehr wichtiger Termin plus noch weniger Essen als am Vortag ergab eine sehr unangenehme Art von Migräne. Ich bin früh schlafen gegangen, um meine Energie wieder aufzuladen. Am nächsten Tag habe ich mich ein bisschen gefühlt, als hätte ich einen ordentlichen Kater. Zum Glück lag ja noch ein Entlastungstag vor mir, um meinem Körper nicht gleich zu viel zuzumuten. Der verlief wirklich entspannt.
Der schlimmste Tag
Und dann kam der Tag, vor dem es mich schon länger gegruselt hat. Die Darmentleerung. Ich habe mich für die harte Variante entschieden – am Morgen Glaubersalz trinken und mich den Rest des Tages nur von Wasser und Tee "ernähren". Da gibt es aber verschiedene Möglichkeiten und Vorgehensweisen, das sollte jeder für sich entscheiden. Zum Glaubersalz: Wer schon mal aus Versehen Meerwasser verschluckt hat, der weiß von was ich rede. Und davon 500 ml. Klingt eklig, ist es auch. Ich musste mich zusammenreißen, das Ganze nicht direkt nach jedem Schluck wieder auszuspucken. Was danach kommt, kann man sich ja vorstellen. Ich bin eigentlich den ganzen Tag nur zwischen Sofa und Bad hin und her gependelt. Ganz ehrlich: Ich habe mich so unglaublich schwach gefühlt und wollte einfach nur, dass der Tag bald zu Ende geht.
Die Vorfreude steigt
Und da war sie wieder, diese Vorfreude. Vorfreude, endlich die Säfte trinken zu dürfen. Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht und mein Magen hat sich wirklich leer angefühlt. Komisches Gefühl. Obwohl ich Spätdienst hatte, habe ich mir um 8 Uhr den Wecker gestellt und bin pünktlich zum Kühlschrank, um den ersten Saft zu trinken. Richtig erfrischend. Der Tag verlief gut, meine Neugier auf die verschiedenen Säfte war groß. Bei meiner diesjährigen Saftkur waren es sieben verschiedene Säfte pro Tag, je 250 ml. Alle werden nach einer bestimmten Reihenfolge und meistens so im 2-Stunden-Takt getrunken. Das variiert aber, je nachdem welche Marke man kauft.
Der größte Feind
Am Abend stand ich dann meinem größten Feind gegenüber: dem Hungergefühl. Darüber berichten natürlich die wenigsten, wenn sie vom Fasten erzählen. Aber mal ehrlich: Ich hätte alles essen können. Egal was. Ich hatte Lust auf Pizza, Nudeln, Sushi, Pancakes, Schokolade …einfach alles. Ich war richtig sauer, auf alles und jeden. Nach der Spätschicht setzte ich mich aufs Sofa und schaute "Supernatural". Welch ein Glück, dass Dean, wenn er nicht gerade Monster jagt, immer am Essen ist. Nebenbei öffnete ich kurz Instagram und klickte mich durch Stories meiner Freunde. Natürlich war jeder der Meinung, sein Essen zu posten. Wahrscheinlich ist das immer so, aber diesmal störte es mich. Der Abend war frustrierend. Ich beschloss, direkt nach der Folge ins Bett zu gehen, um meinen Freund nicht noch mehr mit meiner Laune auf den Zeiger zu gehen. Eine hungrige Celina hat keiner gerne bei sich zuhause. Das kann wirklich anstrengend sein. In diesem Sinne – nochmal sorry dafür.
Es geht bergauf
Am nächsten Tag wachte ich mit deutlich besserer Laune auf. Endlich Wochenende. Der Tag verlief gut. Ab und an kam aber immer noch dieses gemeine Hungergefühl. Vor allem aber hatte ich unglaublich Lust auf etwas Herzhaftes. Um dem entgegenzuwirken, kochte ich mir eine Gemüsebrühe. Und was soll ich sagen: Die half Wunder.
Der folgende Tag, Saft-Tag Nummer drei, war eigentlich der beste. Bisher sogar der beste Tag von allen. Ich konnte meinem Freund sogar beim Essen zuschauen, ohne sauer zu werden. Das war auf jeden Fall ein Fortschritt. Trotzdem hatte ich in den letzten Tagen so das Gefühl, ich lebe ein bisschen in meiner eigenen Bubble und die Welt zieht an mir vorbei. Aber das ist völlig normal, denke ich. Was mich innerhalb der letzten Tage auch immer wieder begleitet hat, war ein leichtes Schwindelgefühl. Zum Glück hielt das nie besonders lange an.
Endspurt
Und dann war auch schon wieder Montag. Ich bin das erste Mal aufgestanden und habe mich richtig gut gefühlt. Ich hatte das Gefühl, es lohnt sich weiterzumachen. Der erste Teil dieses Experiments war zu Ende. Ich hab's geschafft! Naja fast. Ich wollte die Saftkur 5 Tage durchziehen und dabei auch den Unterschied von gekauften und selbst gemachten Säften testen. Deshalb habe ich mich für die letzten 2 Tage entschieden, die Säfte selbst zu mixen. Ein Grund war auch, dass die gekauften Säfte unglaublich teuer sind. Und für mehr als 3 Tage war ich zu geizig. Ich freute mich vor allem darauf, mal wieder ein bisschen Abwechslung reinzubringen. Am Morgen stellte ich mir den Wecker eine halbe Stunde eher als nötig (schon mal ein Minuspunkt), um noch in Ruhe meinen Saft vorzubereiten. Es war erfrischend. Der Saft war nicht so flüssig, wie die gekauften und hat sich mehr nach Essen angefühlt. Wiederrum ein Pluspunkt.
Ansonsten gibt es zu diesen zwei Tagen wenig zu sagen. Außer: Es wurde immer leichter. Mein Körper hatte sich langsam an die Umstellung gewöhnt.
Jetzt war es wichtig, den Körper durch die sogenannten Aufbautage wieder an feste Nahrung zu gewöhnen. Hier habe ich mich für zwei Tage entschieden. Die waren überraschend leicht für mich, weil mein Hunger im Allgemeinen nicht mehr so groß war. Mit den Tipps von Petra Jäger hat das wirklich gut geklappt.
Fazit
Ich würde sagen: Experiment geschafft. Auch trotz der anfänglichen Startschwierigkeiten, dem Hungergefühl und dem immer wiederkehrenden Schwindelgefühl, fühlte ich mich am Ende wirklich gut. Ich bin stolz auf das, was ich geschafft habe und bin bereit, in Zukunft wieder besser auf meine Ernährung und mich selbst zu achten. Ich denke, jeder sollte damit seine eigenen Erfahrungen machen, denn jeder Körper ist individuell. Jedem tut etwas anderes gut.
Am Ende kommt es natürlich darauf an, nicht direkt wieder zu Pizza, Bier und co. zu greifen. Das macht wenig Sinn. Ich denke, das heißt nicht, dass alle Lieblingsgerichte vom Speiseplan gestrichen werden müssen, aber zumindest alles in Maßen. Vor allem direkt nach dem Fasten sollte der Körper nicht gleich überfordert werden. Ob ich das durchhalte, wird sich zeigen. Meine Motivation ist auf jeden Fall da.
Saft ist nicht gleich Saft
Für eine Saftkur werden keine normalen Säfte, wie Apfel- oder Orangensaft verwendet. Die Säfte für die Saftkur werden kaltgepresst und aus den unterschiedlichsten Obst- und Gemüsesorten hergestellt. Jeder Saft am Tag hat andere Zutaten, wodurch auch die Farbe immer variiert. Bei den selbst hergestellten sieht das anders aus. Da gibt es meistens nur ein Rezept pro Tag, aber auch hier besteht der Saft aus unterschiedlichen Obst- und Gemüsesorten und Anteilen.
Begriffserklärungen und Tipps von Petra Jäger
Entlastungstage
Die Tage vor der Saftkur sollten den Körper vorbereiten. Die Expertin empfiehlt dafür 2-3 Tage. Eine gute Möglichkeit sei es, sich in diesen Tagen basisch zu ernähren. Bedeutet: Komplett auf tierische Produkte verzichten. Außerdem: Keine Süßigkeiten, kein Alkohol. Nüsse können bei den Entlastungstagen als Snack zwischendurch gegessen werden. Gemüse sollte laut Jäger nur bis 14 Uhr roh gegessen werden, da es danach schlechter im Körper verwertet wird.
Ein Beispiel: Frühstück: Basisches Müsli oder Haferflocken mit Mandelmilch und dazu Obst klein schneiden (oder direkt als Porridge verarbeiten), Mittags: Gemüsemahlzeit oder Salat, Abends: Gemüsesuppe, Gemüsepfanne oder Kartoffelsuppe.
Andere Möglichkeiten:
Mit einem Obst- und Gemüsetag starten. Bedeutet: Pro Tag 400-500 Gramm Gemüse und nicht mehr als 200 Gramm Obst. Oder: Die Entlastungstage mit einem Reistag starten und dabei dreimal am Tag eine Portion Vollkornreis (kombiniert mit Gemüse oder Obst) essen. Das gleiche geht auch mit Kartoffeln. Dazu Gemüse in allen Variationen.
Darmentleerung
Mit der gründlichen Darmreinigung wird der Körper kurz vor dem Fasten komplett entleert und von Giftstoffen befreit. Viele arbeiten dabei gerne mit Glaubersalz, weil es eine abführende Wirkung hat. Es sollte zwischen den Entlastungstagen und dem eigentlichen Fasten angewendet werden. Alternativ kann man auch zu einem Irrigator greifen und diesen mehrmals in der Fastenwoche anwenden. Die Anwendung des Irrigators ist die schonendste Methode und hilft gegen Hungergefühle, aber auch Kopf-und Gliederschmerzen.
Aufbautage (Wiedereingliederung)
Durch die Aufbautage gewöhnt sich der Körper langsam wieder an feste Nahrung und wird nicht überfordert. Zwei Tage sollten auf jeden Fall eingeplant werden.
Ein Beispiel:
Tag 1: Früh: Tasse Kräutertee, Vormittag: Apfel, Mittag: Teller Suppe oder Gemüsesuppe, Nachmittags: Brühe, Abends: Suppe und langsam anfangen zur Suppe zum Beispiel eine Scheibe Knäckebrot zu essen. Sonst sollte am ersten Tag alles noch flüssig bleiben.
Tag 2: Hier kann man anfangen, Knäckebrot mit Kräuterquark zu essen oder Kartoffeln und Möhrengemüse. Laut Jäger sollte man leichte Kost zu sich nehmen. Das Wichtigste sei, auf den den Körper zu hören.
Außerdem sind Ruhe und Entspannungen ein essenzieller Teil. Trotzdem sollte man sich laut Jäger auch leicht bewegen und an die frische Luft gehen.
Tipps für die Saftkur
- 1. Den richtigen Zeitpunkt auswählen, um sich komplett darauf einzulassen – am besten nicht während der Arbeit.
- 2. Nicht unnötig viele private Termine einplanen und auch nicht immer verfügbar sein.
- 3. Dem Körper genug Ruhe gönnen – auch mal Meditation, Buch statt TV, Zeit für sich nehmen.
- 4. Komplett auf Alkohol und Nikotin verzichten.
- 5. Bewegung ist wichtig. Zum Beispiel Spazieren gehen. Dabei aber immer auf den Körper hören.
- 6. Vor den Safttagen Entlastungstage einlegen – basisch essen und somit auf tierische Produkte verzichten, komplett auf Süßes verzichten.
- 7. Zwischen Entlastungs- und Safttagen: Darmreinigung.
- 8. Den eigenen Körper im Auge haben, besonders was den Kreislauf angeht. Nur das machen, was einem gut tut.
- 9. Den Körper beim Entgiften unterstützen: Tee trinken – z.B. Kräutertee oder basischer Tee, Wechselduschen, etc.
- 10. Bei Heißhungerattacken: Gemüsebrühe kochen.
- 11. Frühzeitig schlafen gehen, dass der Körper nachts die Entgiftungsarbeit leisten kann.
- 12. Aufbautage danach zur „Wiedereingliederung“ einplanen und erstmal wieder ganz vorsichtig starten.
- 13. Während der gesamten Zeit viel trinken. 2 Liter mindestens. Normal sollte man laut Jäger 30 ml pro Kilo Körpergewicht trinken, während des Fastens 40 ml.
- 14. Die Säfte sollten nicht schnell runtergeschluckt, sondern jeder Schluck einzeln "gekaut" werden, um die Verdauung besser anzuregen.
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