München
04.06.2025 - 14:58 Uhr

Telenotarzt-System kommt bis 2026 in die nördliche Oberpfalz

Besonders im ländliche Raum wird das Netz verfügbarer Notärzte immer dünner. Um den Rettungsdienst in der Fläche zu gewährleisten, sollen Telenotärzte das System ergänzen. Die nördliche Oberpfalz wird bis Ende 2026 angeschlossen.

Ein Rettungssanitäter arbeitet an einem Tablet. Als erster von insgesamt drei Standorten ging der Telenotarzt-Standort Ost in Bogen in Betrieb. Das Digitalprojekt verbessert die Notfallversorgung in acht Rettungsdienstbereichen. Bild: Armin Weigel/dpa
Ein Rettungssanitäter arbeitet an einem Tablet. Als erster von insgesamt drei Standorten ging der Telenotarzt-Standort Ost in Bogen in Betrieb. Das Digitalprojekt verbessert die Notfallversorgung in acht Rettungsdienstbereichen.

Das in Bayern neu eingeführte Telenotarzt-System (TNA) soll bis spätestens Ende 2026 auch in der nördlichen Oberpfalz zur Verfügung stehen. Bis dahin werden die Rettungsdienstbezirke Oberpfalz-Nord und Amberg-Schwandorf an den TNA-Bereich-Ost mit Sitz im niederbayerischen Bogen angeschlossen. Dort entstehen im Endausbau sieben TNA-Arbeitsplätze, die mit speziell ausgebildeten Notärzten rund um die Uhr besetzt sind. In der Zwischenzeit sollen auch die Rettungs- und Notfallsanitäter entsprechend geschult und die Rettungsfahrzeuge schrittweise mit der nötigen Technik ausgerüstet sein. Das kündigte Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (CSU) im Innenausschuss des Landtags an.

Die Telenotärzte sollen das bestehende Notarztsystem ergänzen, die Spanne zwischen Alarmierung und ersten Rettungsmaßnahmen verkürzen und die Notarzteinsätze optimieren. Kirchner sprach von einer „Antwort auf die Herausforderungen für das bestehende bodengebundene Notarztsystem“ vor allem im ländlichen Raum, wo sich der allgemeine Ärztemangel auch auf die Verfügbarkeit von Notärzten auswirke. „Mit der Einführung des TNA können wir die knappe und wertvolle Ressource der physischen Anwesenheit eines Notarztes noch zielgerichteter einsetzen“, sagte Kirchner.

Überbrücken, bis der Notarzt kommt

Der Einsatz der Telenotärzte ist vorgesehen, wenn am Einsatzort medizinische Expertise, aber kein persönlich anwesender Notarzt erforderlich ist. Sie können mit den Sanitätern vor Ort aber auch schon erste Diagnosen stellen und Therapiemaßnahmen einleiten, bis bei komplexeren Fällen ein Notarzt eingetroffen ist, und die Weiterbehandlung auf dem Transport der Patienten ins Krankenhaus übernehmen, sodass der persönlich anwesende Notarzt bereits zum nächsten Einsatz weiterfahren kann. Die Verbindung zwischen Rettungsfahrzeug und TNA erfolgt in einer Art Video-Konferenz mit stationär im Fahrzeug installierten Kameras und Mikrofonen oder über eine mobile Übertragungseinheit unter Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Vorgaben.

Wie der Rettungssanitäter Julian Fabi bei einer Präsentation vor den Ausschussmitgliedern erläuterte, können aus dem Rettungsfahrzeug heraus wichtige Vitaldaten der Patienten wie Blutdruck oder Herzfrequenz live an den TNA übertragen werden. Dieser gebe dann Behandlungsanweisungen und erteile, falls nötig, die Freigabe zum Einsatz von Medikamenten. Über die Kameras im Fahrzeug habe der TNA den Einsatz im Blick. „Es ist so, als ob der Notarzt neben mir stehen würde“, fasste Fabi seine Erfahrungen zusammen. Kritisch äußerte er sich über die Mobilfunkabdeckung in manchen ländlichen Regionen. Um die Datenverbindung aufrechterhalten zu können, müsse mitunter die Video-Übertragung ausgeschaltet werden. Insgesamt sei das TNA-System aber ein „echter Nutzen für die Patienten“ und eine Entlastung für die Notärzte, urteilte Fabi.

Erst Würzburg, dann Schwaben

Nach dem Abschluss der TNA-Einführung in Ostbayern soll in Würzburg ein Standort für Franken eingerichtet werden. Ein dritter Standort ist für Schwaben und das westliche Oberbayern geplant. Kirchner betonte, dass landesweit die gleiche Technik zum Einsatz kommen soll, um einen Flickenteppich wie in anderen Bundesländern zu verhindern. Aktuell im Einsatz ist der TNA bereits in den Rettungsdienstbezirken Straubing-Bogen und Landshut. Im Durchschnitt werde aus diesen Bereichen täglich rund 8 Mal auf seine Dienste zugegriffen, bislang sei das Projekt störungsfrei gelaufen, berichtete Kirchner.

 
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