Trabitz
03.11.2019 - 17:08 Uhr

Immenreuth: Christmetten-Räuber vor Gericht

Während die Immenreuther an Heiligabend ihre Geschenke auspackten, beschenkten sich Automatenknacker in der Raiffeisenbank selbst. Sie erbeuteten 92 960 Euro. Ab November steht die mutmaßliche Bande in Weiden vor Gericht.

Die Beute aus Oberkotzau: fast eine Viertelmillion Euro. Die leeren Geldkassetten wurden von Tauchern aus der Saale gefischt. Bild: Christine Ascherl
Die Beute aus Oberkotzau: fast eine Viertelmillion Euro. Die leeren Geldkassetten wurden von Tauchern aus der Saale gefischt.

Der Vorwurf: schwerer Bandendiebstahl. Es handelt sich um zwei Brüder und ihren Cousin (40, 28, 26 Jahre), geboren im Kosovo, wohnhaft auf dem Land in der Nähe von Bremen. Der Coup während der Christmette am 24. Dezember 2018 war Auftakt einer spektakulären Serie. Spektakulär deshalb, weil der oder die Täter mit schwerem Gerät vorgingen.

Nur am Wochenende

Zum Öffnen der massiven Geldautomaten nutzten sie einen Hydraulikspreizer. Beute insgesamt: rund 380 000 Euro. Nach Erkenntnissen der Ermittler gingen die Angeklagten bei ihren Überfällen arbeitsteilig vor: Demnach brach der mutmaßliche Haupttäter (40) ein und knackte die Automaten. Der 28-Jährige soll Schmiere gestanden und danach geholfen haben, Spuren mit Salzsäure zu vernichten. Der Jüngste soll die Autos besorgt haben, mit denen die beiden anderen Männer in die Oberpfalz fuhren. Er blieb im Norden.

Die beiden mutmaßlichen Komplizen "pendelten" in getrennten Fahrzeugen jeweils für die angeklagten Taten in die Oberpfalz ein, immerhin einfach 550 Kilometer. Die Tatorte reihen sich wie Perlen an der Schnur von Süd nach Nord, von der Oberpfalz nach Oberfranken: Auf Immenreuth folgten Banken in Trabitz (Landkreis Neustadt/WN), Nagel (Landkreis Wunsiedel), Gattendorf und Oberkotzau (Landkreis Hof). Die Abstände wurden immer kürzer: erst ein Monat, dann eine Woche, dann fünf Tage, am Ende nur einer. Auffallend: Die Automatenknacker schlugen nur an Wochenenden zu.

Immenreuth27.12.2018

Kripo auf den Fersen

Und sie machten Fehler. Nur die ersten beiden (Immenreuth und Trabitz) und der letzte Einbruch (Oberkotzau, Beute: 224 455 Euro) wurden zu Ende geführt. Drei Mal blieb es beim Versuch: An diesen Tatorten flüchteten die Täter ohne Beute aus der Bank, weil sie vermuteten, Alarm ausgelöst zu haben. Am Ende war ihnen ohnehin schon die Kripo auf den Fersen: Nach dem Einbruch in Oberkotzau erfolgte in der Nacht zum 10. Februar 2019 gegen 1 Uhr die Festnahme auf dem Sportplatz in Döhlau. Dort war ein Tatfahrzeug abgestellt. Neben der Beute war der Sachschaden enorm (70 000 Euro).

Das Polizeipräsidium Oberpfalz und die Kriminalpolizei Weiden hatten zusammen mit Kollegen aus Hof in einer Pressekonferenz über die Festnahmen informiert. Oberstaatsanwalt Bernhard Voit sprach von einem "überragenden Fahndungserfolg".

Audi R8 beschlagnahmt

In der Folge waren bei der kosovarischen Familie am Wohnsitz in Bremen hohe Vermögenswerte beschlagnahmt worden, darunter ein Audi R8 Abt, der um die 200 000 Euro wert sein dürfte, zwei weitere Autos, ein Motorrad, ein Quad und Bargeld in fünfstelliger Höhe. Zehn Verhandlungstage sind angesetzt. Die Angeklagten leisten sich zu den Pflichtverteidigern jeweils einen Wahlverteidiger.

 
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