"wirklich ein Klassiker-Thema" im Landkreis: "Auf die Welle sind wir nicht erst aufgesprungen, als das so topaktuell geworden ist", betont Reisinger. Hier seien schon vorher seine Vorgänger und auch das Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit (ZEN) Ensdorf sehr aktiv gewesen.
Um den Anteil von Photovoltaik (PV) auf Hausdächern zu erhöhen, sei im vergangenen Jahr das Solarpotenzialkataster etabliert worden: Hier können Eigentümer von Immobilien im Landkreis online prüfen, ob ihr Gebäude für PV geeignet ist. Die Solartechnik "ist derzeit wahrscheinlich das Instrument, das am wenigsten Widerstand auslöst", meint Reisinger. Erste Bauleitplanungen, etwa von der Stadt Amberg, würden sie schon prozentual vorschreiben, "das könnte also ein Trend werden".
Zukunftsmodell Photovoltaik
Natürlich sei die Nutzung dieser Technik auch eine Frage der Finanzierung. "Man kann die Menschen nicht ganz von der Betriebswirtschaft freisprechen. Aber es wäre ein Zukunftsmodell", meint Reisinger, der ein erklärter Fan dieser Technologie ist und sie deshalb auch selbst privat nutzt. "Ich hab' auf 13,8 Kilowatt-Peak aufgerüstet und ich hab' auch einen Speicher." Das, räumt Reisinger ein, sei natürlich schon "eine Liebhaberei: Das rentiert sich, wenn ich 120 Jahre alt werde." Der Landrat hat seine PV-Anlage "rein auf Eigenverbrauch konzipiert. Da macht es Freude, wenn du siehst, es funktioniert."
Schwierig werde es sicher, wenn jemand die Technik auf Kredit kaufe, trotz bestehender Förderprogramme. Grundsätzlich plädiert Reisinger aber dafür, den Anteil der PV auf Hausdächern zu erhöhen. Im Landkreis seien im Jahr 2017 insgesamt 132 013 Kilowatt-Peak Leistung installiert gewesen. Tatsächlich erzeugt wurden 121 923 000 kW-Stunden (Ertrag 2017). "Wir hätten ein Potenzial von mindestens 300 000 kW-Peak laut Kataster."
Defizite bei Heizanlagen
Defizite sieht Reisinger im Landkreis "bei der Wärmeerzeugung, wie überall". Diese sei für rund 36 Prozent des Amberg-Sulzbacher CO2-Ausstoßes verantwortlich, "hauptsächlich noch durch Ölheizungen". Hier gehe es zunächst um eine Effizienzsteigerung der bestehenden Anlagen. Klar sei aber auch: Durch den Umstieg "auf heimisches Holz oder nicht-fossile Energieträger könnte viel eingespart werden". Entsprechende Beratungen gebe es schon.
Dämmung wäre eine weitere Verbesserungsmöglichkeit. Eines dürfe man aber nicht tun - "die Leute verschrecken und sagen, jetzt muss die Ölheizung weg". Schließlich gehe es dabei um eine große Investition - und um menschliche Schicksale. In sozial schwachen Haushalten sei schließlich schon der Kauf einer neuen Waschmaschine ein Problem.
Bei Windkraft vor dabei
Und dann ist da noch die Windkraft. "Über die red' ich gern", sagt Reisinger, der den Landkreis dafür geöffnet hatte. Inzwischen gebe es hier 27 Windkraft-Anlagen und damit die "zweitmeisten in der Oberpfalz". Trotzdem glaubt Reisinger, "wir hätten auch noch ein bisschen Luft". Wenn Windkraft mit Bürgerbeteiligung organisiert werde, sei die Akzeptanz groß. Zwar gelte in Bayern die Zehn-H-Regelung (Abstand zur nächsten Bebauung muss das Zehnfache der Windrad-Höhe sein). Die Erfahrung im Landkreis sei aber eine andere: Wenn ein Windrad mindestens 800, 900 Meter weg sei, fühle sich niemand gestört - abgesehen von "notorischen Widerstandskämpfern". Aber jemandem, der sich generell vom Windrad gestört fühle, "werden wir es nie recht machen können".
Schwieriger sei es bei den Trassen, auf denen der Wind-Strom transportiert werden soll. Die erfreuen sich laut Reisinger "nicht größter Beliebtheit, selbst wenn sie unterirdisch verlaufen. Aber wir dürfen da in der Politik jetzt nicht einknicken." Hier zu sagen, "dann machen wir es, wie es alle wollen" oder auch "wir machen nichts" wäre verantwortungslos, betont der Landrat mit Blick auf die schrittweise Abschaltung der Kernkraftwerke in Deutschland. Der Energiehunger am Wirtschaftsstandort Deutschland sei nach wie vor enorm. Bei den Alternativen werde man "Lösungen brauchen für die Windstille und die Nacht".
Im Landkreis geht noch was
Natürlich wäre es laut Reisinger wünschenswert, "wenn wir alle Energie regional erzeugen könnten, aber ich habe meine Bedenken, wie das funktionieren soll". Vor allem in Ballungszentren wie München oder Nürnberg. Im Landkreis Amberg-Sulzbach könnte man aber sicher noch ein paar Windräder unterbringen, meint Reisinger, wenn sich Bürger und Investor einig seien.





















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.