Viele Amberger haben in den vergangenen Jahrzehnten beim Mosacher Pflanzenhof am Mosacherweg ihre Blumen und vor allem Bäume für den heimischen Garten geholt. Die Eigentümer haben vor einiger Zeit ihr Geschäft aufgegeben. Die Stadtbau GmbH hat die Fläche und ein bisschen mehr erworben, um hier ein Baugebiet für 38 Einfamilien- und Reihenhäuser sowie Geschosswohnungsbau zu schaffen. Gegen den entsprechenden Bebauungsplan gab es am Mittwoch im Bauausschuss keinen Einwand – aber eine Diskussion über das Wohnen im Allgemeinen und Besonderen.
Baugebiet wie aus dem Bilderbuch
Es ist ein kleines Baugebiet wie aus dem Bilderbuch. Mit reichlich Platz für Einzel- und Doppelhäuser, mit einer eigenen Kindertagesstätte, einem Spielplatz, einem großen Regenrückhaltebecken sowie einem begrünten Lärmschutzwall gegen die AM30 hin. Zusätzlich darf hier der Schotteranteil in den Gärten die Fünf-Prozent-Quote nicht überschreiten. Und es ist das erste Areal im Stadtgebiet, bei dem die vom Stadtrat einstimmig so gewollte Pflicht umgesetzt wird, mindestens 30 Prozent der Dachflächen mit Photovoltaik zu belegen. Damit gilt Amberg übrigens zumindest bayernweit als absoluter Vorreiter.
Die Stadträte im Bauausschuss hätten sich also zufrieden auf die Schultern klopfen können, weil sie wieder einmal Bauplätze für junge Familien geschaffen haben – und das unter sehr nachhaltigen Grundbedingungen. Ganz zufrieden aber war beispielsweise Hans-Jürgen Bumes (Grüne) (noch) nicht mit dem Ergebnis. "Wir sehen hier wie unter einer Lupe die Problematiken der Stadtentwicklung", stellte er fest. Und zählte die seiner Meinung nach eher schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) sowie die ebenso unzureichende Fahrradanbindung über den Mosacherweg in Richtung Innenstadt als zwei Beispiele auf.
Warum kein Shared Space?
Und warum, so fragte Bumes, werden die Straßen im neuen Baugebiet immer noch in der klassischen Aufteilung Straße/Fußgängerweg angelegt? Stichwort: Shared Space – also ein Straßenraum für alle Verkehrsteilnehmer. Darüber hinaus würde sich der Grüne eine Nutzung der Schallschutzwand für Photovoltaik auch noch wünschen. Womit er sogleich beim Thema Grundsteuer C war, die es einer Gemeinde erlauben würde, einen höheren Hebesatz für baureifes, aber dafür nicht genutztes Land zu erheben. Ein Punkt, an dem ihm der CSU-Oberbürgermeister Michael Cerny uneingeschränkt zustimmte. "Aber die Freien Wähler blockieren im Landtag noch", machte er die Schuldigen an der Misere aus.
Grundsätzlich könne man all die von Bumes angesprochenen Probleme nicht über einen Bebauungsplan lösen, entgegnete Baureferent Markus Kühne. Den ÖPNV und die Fahrradverbindungen müsse man unbedingt in großen Zusammenhängen planen. Die Frage sei ohnehin, ergänzte Oberbürgermeister Michael Cerny, ob gerade beim ÖPNV ein immer Mehr an Linien und ein immer engerer Takt der Weisheit letzter Schluss seien. Dann würden noch mehr leere Busse durch die Gegend fahren, wie jetzt schon beispielsweise am Eisberg und der Katharinenhöhe zu beobachten sei, assistierte Helmut Weigl (CSU).
Nicht alles vorschreiben und verbieten
Letztlich ergab sich aus diesem Grundansatz eine Diskussion darüber, was man Bauherrn heute vorschreiben muss und kann. So hätte Rudolf Scharl (Liste Amberg) gerne die Gelegenheit genutzt, um ein Verbot fossiler Brennstoffe im neuen Baugebiet durchzusetzen. Abgesehen davon, dass das laut stellvertretender Referatsleiterin Jasmin Hannich aber wegen der guten Luft in Amberg gar nicht so einfach sein dürfte, steht nach Ansicht vieler einfach die Realität dagegen. Ein Ölheizung, so das Ergebnis der Diskussion, baut sich heute ohnehin niemand mehr ein, einen Gasanschluss wird es im neuen Baugebiet auch nicht geben. Folglich werden die Bauherren zu alternativen, emissionsfreien Heizungen greifen. Beispielsweise die Umwandlung der selbst erzeugten elektrischen Energie über eine Wärmepumpe in Heizungswärme.
Auch das Thema Ökologie ist nach Ansicht von OB Michael Cerny gar nicht so einfach bestimmend festzulegen. Natürlich wolle niemand einen Schottergarten haben, bei dem eine Plastikfolie unter die Schottersteine gelegt wird. Aber ein richtiger Steingarten habe wahrscheinlich in Sachen Biodiversität einen wesentlich höheren Wert als ein klassischer englischer Rasen. "Wir können letztendlich nur einen Rahmen vorgeben, aber nicht alles bis ins Kleinste reglementieren", sagte Cerny.
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