Amberg
30.07.2024 - 18:25 Uhr

Bauern sollen Chancen der erneuerbaren Energien selbst nutzen

Die Chancen der erneuerbaren Energien selber nutzen, statt sie anderen zu überlassen – darum ging es bei einer BBV-Tagung. Klar wurde: bei diesem Thema ist Tempo gefragt.

Die regionalen Chancen der erneuerbaren Energien selbst nutzen, zum Wohl des eigenen Dorfs: Dieser Appell stand im Mittelpunkt einer Tagung der Ortsobmänner und Ortsbäuerinnen des BBV-Kreisverbandes Amberg-Sulzbach in Sulzbach-Rosenberg. „Die dezentrale Energieerzeugung und Versorgung ist die Zukunft": Das betonte laut einer Pressemitteilung des BBV zur Tagung Michael Diestel, Geschäftsführer der Agrokraft GmbH Bad Neustadt. Sein Thema lautete „Energie in Bürgerhand“.

Der Transformationsprozess brauche Entschlossenheit bei Kommunen und regionalen Energieversorgern, "um das eigene Potenzial mit qualifizierter Unterstützung selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu nutzen“. Nötig sei dabei der Schulterschluss zwischen Kommunalpolitik und Landwirtschaft, um die regionalen Chancen der erneuerbaren Energien nicht den Projektentwicklern zu überlassen.

Vorbild Raiffeisen

Diestel stellte vor, was sich in dieser Hinsicht seit der Gründung der Agrocraft 2006 im Landkreis Rhön-Grabfeld getan hat und welchen Erfolg die gegründeten Genossenschaften mit ihren Projekten haben. „Unser Vorbild ist der gute alte Raiffeisen – nach dem Motto, was dem einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele.“ Aktuell geht es laut Diestel um die Ausweisung der Vorrangflächen für Windenergie. Ein Run nach dem Motto „Wer kann sich wie schnell möglichst viele Flächen sichern.“ Die Frage sei aber letztlich: Wo kann wieviel entstehen?

„Unser Ziel ist es, die erneuerbaren Energien selbstbestimmt und selbstverantwortlich umzusetzen, um damit den größtmöglichen und nachhaltigen Mehrwert für die Kommunen und Bürger zu erreichen.“ Deswegen müssten die Bürgermeister loslegen, „denn wir müssen mit einem besseren Konzept vor den Projektentwicklern schneller sein, alle einladen und mitnehmen, um Neid erst gar nicht aufkommen zu lassen, nach dem Motto ,Das Geld des Dorfes für das Dorf.‘“ Was man erreichen kann, zeige das Beispiel Großbardorf (1000 Einwohner): Seit 2005 hätten hier vier Bürgerenergiegesellschaften insgesamt 50 Millionen Euro investiert. Zehn Prozent kommen laut Diestel aus dem Dorf, der Rest ist Kapital regionaler Banken.

Potenzial rund um Amberg

Rund um Amberg stehen laut Diestel theoretisch Flächen für fast 20 Windenergieanlagen und 150 Hektar für Photovoltaik zur Verfügung. Diese müsse man als mögliche Standorte sichern, lautete sein Appell. Wichtig sei dann ein Arbeitskreis, der festlege, wo man solche Anlagen haben will – und wo nicht. „Denn wir wollen dabei nicht die besten, sondern die schlechtesten Flächen auswählen, die dann entsprechend priorisiert werden.“ Auf diesem Weg habe man im Raum Bad Königshofen 42 Hektar festgelegt und Bürgergenossenschaften gegründet, die diese Anlagen betreiben werden. Sein Rat lautete: „Macht das so bald wie möglich, dass ist euere Chance, vergebt sie nicht.“

Engelbert Hollweck vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg-Neumarkt appellierte bei der Tagung an die Landwirte, den Mehrfachantrag künftig nicht mehr auf die lange Bank zu schieben. Kreisobmann Peter Beer erinnerte an die Bauernproteste und nannte sie „sehr wichtig, denn wir werden wieder gehört.“ Mit Kreisbäuerin Erika Loos und Geschäftsführerin Ariane Volkmann war er sich einig, wieder mehr BBV-Bildungswerk-Veranstaltungen durchzuführen.

 
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