Die Bitte der AZ um ein aufklärendes Gespräch hatte sich bereits überschnitten mit Überlegungen der Verantwortlichen, von sich aus an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn, was zuletzt alles im Umlauf war, bezeichnet der frisch installierte Kirchenpfleger Franz Mertel glatt als "Nonsens". Dass es zur Generalsanierung und Erweiterung der in die Jahre gekommenen Bergwirtschaft gewissen Widerstand geben wird, war dem Ex-Stadtkämmerer und Michael Fellner klar. "Nur traurig" finden die beiden allerdings die Dimension des Unsinns, der mittlerweile verbreitet wird. Von wem, darüber hat Mertel auch seine Meinung. Er will sich aber nicht auf die gleiche Stufe von Spekulationen und Anschuldigungen stellen, wie sie dem Projekt widerfahren, und schweigt bislang zu Personen.
Ärzte-Song lässt grüßen
Namen oder Quellen wollen auch diejenigen, die Gerüchte weitertragen, nicht nennen. Franz Mertel vergleicht diese Situation inzwischen mit dem Song "Lasse redn" der Rockband Die Ärzte, in dem es um unwahres Gerede geht nach dem Motto: "Der Kollege eines Schwagers hat es neulich gesehen..." Damit beschreibt der Kirchenpfleger, dass selbst hanebüchener Blödsinn ungefiltert erzählt wird, anstatt offiziellen Informationen zu glauben, wie es sie ja schon im Bauausschuss und im Stadtrat bei der Vorstellung des Vorhabens gegeben hat.
Ins Reich der Fabel gehört eine angebliche Diskussion im Kommunalparlament, die es dort laut Ex-Kämmerer nie gegeben hat: Der obere Teil der Lindenallee, quasi die Verlängerung ab dem kreuzenden Mariahilfbergweg, die jetzt auf einem Waldweg bis vor die Loreto-Kapelle unterhalb der Freitreppe führt, sei als Autozufahrt für die Gaststätte geplant. "Mit einem Kreisverkehr um die Kapelle herum", schüttelt Franz Mertel den Kopf über diese Mär, "die so hirnrissig ist, dass es nimmer besser geht". Ganz im Gegenteil soll es nach seiner Auskunft weder eine neue Zufahrtsstraße - schon gar nicht durch den Wald - noch weitere Parkplätze vor dem Gasthaus geben. Stattdessen verschwinde dort die existierende Schotterfläche unterhalb der Terrasse, wo derzeit häufig mehr als zehn Pkw stehen.
Zur Lösung, die Erneuerung der Bergwirtschaft einem Investor zu übertragen, der obendrein in einem transparenten, von der Gewerbebau geführten Bewerberverfahren gesucht wurde, gab es laut Franz Mertel keine Alternative. Außer die: Das marode Gebäude noch drei bis fünf Jahre weiterzubetreiben, dann aber aus Sicherheitsgründen endgültig schließen und den Betrieb einstellen zu müssen – samt Absperrzaun drumherum. Denn: Die katholische Kirche zieht sich aus dem Betrieb von Gaststätten zurück und will das auch ihren Stiftungen so vorschreiben.
Fünf Parkplätze, Sicht bleibt
Insgesamt fünf Stellplätze für den künftigen Wirt, für Behinderte und in Sondersituationen - fürs Brautauto von künftig häufiger gewünschten Hochzeitsgesellschaften - solle es geben; alle übrigen Stellflächen blieben vorne am bestehenden Kirchparkplatz. Das ist so genehmigt und nicht mehr, versichert Michael Fellner. Er ärgert sich heute schon über jeden, der mit dem Auto bis vors Lokal fährt oder nicht selten direkt neben der Loreto-Kapelle parkt. Weiterer "Nonsens" ist für Mertel die zu hörende Behauptung, "die Sicht auf die Kirche wird verbaut". Dazu müsste ja der bestehende denkmalgeschützte Hauptteil der Gaststätte (das ehemalige Mesnerhaus) erhöht werden, was weder erlaubt noch geplant sei. Selbst der daneben geplante Anbau, mit dem das Lokal erweitert wird, werde sich in die Hanglage einfügen und keineswegs dominant wirken, betonen Mertel und Fellner.
Letzterer verdeutlicht, dass der Hang unterhalb der Freitreppe eh gesichert werden muss, nachdem jeder Berg im Lauf der Jahre "schiebt" und tatsächlich die Kirche an ihrer Südseite schon bis nach innen sichtbare Risse aufweise. Diese Hangsicherung stelle neben einer dafür vorgesehenen Wand künftig auch der an dieser Stelle stehende Neubau dar.
Die Kirchenverwaltung am Berg will nicht in Berufung gehen gegen das Urteil des Landgerichts, wonach der Pachtvertrag des bisherigen Wirts bis 31. Juli 2020 gilt und die Familie Erras erst zu diesem Datum weichen muss. Selbst wenn dieser Termin „nicht unseren Vorstellungen entspricht“, habe das Gremium nach „intensiver Diskussion“ entschieden, das Urteil zu akzeptieren – „für den Nachbarschaftsfrieden und in Anbetracht der doch guten Zusammenarbeit mit den Pächtern in nahezu 25 Jahren“. „Wir wollen keinen längeren Streit am Berg“, heißt es in einer Erklärung.




















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